Um den Ratschluss Gottes zu erfüllen und Menschen zu erlösen, musste Jesus Christus auf die Erde kommen und am Kreuz von Golgatha leiden und sterben. Einen anderen Weg, Gott zu verherrlichen und Menschen zu erlösen, gab es nicht. Für den Herrn war es ein „Muss“, den Willen seines Gottes und Vaters ganz zu erfüllen. Dabei entsprach der Wille Gottes dem Willen und Wunsch seines eigenen Herzens. Er gehorchte nie aus Zwang oder aus bloßem Pflichtgefühl heraus, sondern stets aus Liebe zu seinem Gott und Vater. Es war seine Speise, den Willen seines Gottes zu tun und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34). Auf die Notwendigkeit seines Opfertodes am Kreuz antwortete Er mit bereitwilligem Gehorsam und selbstloser Hingabe.

Wir wollen im Folgenden einen Blick auf einige Stellen im Wort Gottes werfen, die verschiedene Aspekte des göttlichen „Muss“ im Leben des Herrn Jesus betonen.

Sein Leben

„Er musste aber durch Samaria ziehen“ (Joh 4,4).

Um von Judäa nach Galiäa zu gelangen, gingen die Juden gewöhnlich nicht durch Samaria. Doch der Herr Jesus musste durch Samaria ziehen – weil der Wille Gottes es so vorsah. Nur auf diesem Weg konnte Er den Willen seines Gottes und Vaters erfüllen. Dabei wollte Er der Frau am Jakobsbrunnen begegnen, um ihr – und damit auch uns – wichtige Belehrungen über das ewige Leben, den Heiligen Geist und die Anbetung geben zu können. Dieser kurze Vers lässt sich auf das ganze Leben des Herrn übertragen: So wie der Heiland durch Samaria ziehen musste, so musste Er auch über die Erde gehen, um Gott zu offenbaren und Menschen schließlich zu erlösen. Einen anderen Weg gab es nicht.

Sein Dienst

„Und er sprach zu ihnen: Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ (Lk 2,49).
„Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Reich Gottes verkündigen, denn dazu bin ich gesandt“ (Lk 4,43).
„Doch ich muss heute und morgen und am folgenden Tag weiterziehen“ (Lk 13,33).

Der Herr Jesus musste seinen Dienst erfüllen. Schon als Kind musste Er in den Dingen seines himmlischen Vaters sein. Die Worte, die Er von seinem Vater gehört hatte, musste Er reden. Die Werke, die Ihm der Vater gegeben hatte, musste Er vollbringen (vgl. Joh 9,4). Er hatte einen Auftrag, den Er aus Liebe zu seinem Gott und Vater erfüllen wollte. Dazu gehörte auch, dass Er das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte, denn dazu war Er gesandt worden (vgl. Lk 19,5). Er zog umher, wohltuend und alle heilend, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit Ihm (Apg 10,38).

Seine Verwerfung

„Der Sohn des Menschen muss ... verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten“ (Lk 9,22).
„Zuvor aber muss er ... verworfen werden von diesem Geschlecht“ (Lk 17,25).

Der Sohn des Menschen musste verworfen werden. Von Anfang seines Weges an war Er der Verworfene. Das Licht schien in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht erfasst. Die Welt, die Er erschaffen hatte, kannte Ihn nicht, und sein eigenes Volk wollte ihn nicht (Joh 1,5.10.11). Die Ältesten und Hohenpriester, die geistlichen Führer des Volkes, lehnten Ihn ab. Dadurch zeigten sie, dass sie aus dem Teufel waren und dass sie die Finsternis mehr liebten als das Licht, denn ihre Werke waren böse (Joh 3,19; 8,44).

Seine Leiden

„Der Sohn des Menschen muss vieles leiden“ (Lk 9,22; vgl. Lk 17,25).
„Musste nicht der Christus dies leiden ...?“ (Lk 24,26.46).

Christus musste leiden – sowohl von Seiten der Menschen als auch von Seiten Gottes. Er war der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut (Jes 53,3). Von der Krippe bis zum Kreuz waren Leiden sein Teil. Aber gerade in den tiefsten Leiden erstrahlte seine Vollkommenheit im höchsten Maß. Seine Leiden offenbarten Herrlichkeiten. Um Menschen von ihren Sünden zu erretten und den heiligen und gerechten Ansprüchen Gottes zu entsprechen, musste Christus in den drei Stunden der Finsternis der Sünde wegen leiden. „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18).

Seine Kreuzigung

„Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden“ (Joh 3,14).

Der Sohn des Menschen musste von dieser Erde auf das Kreuz erhöht werden, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Von der Erde erhöht, würde Er alle zu sich ziehen (Joh 12,32; vgl. 4. Mo 21,9). Das Kreuz war der einzige Platz, den der Mensch für den Herrn Jesus übrig hatte. Das Kreuz des Heilands offenbarte die abgrundtiefe Bosheit und Verdorbenheit des menschlichen Herzens und zugleich die grenzenlose Liebe Gottes. Auch heute noch ist der glaubensvolle Blick auf den erhöhten Heiland nötig, um ewiges Leben zu bekommen (Joh 3,14–16).

Sein Tod

„Der Sohn des Menschen muss ... getötet werden“ (Lk 9,22; vgl. Lk 12,50).
„Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem das Passah geschlachtet werden musste“ (Lk 22,7).

Um unser Sündenträger zu werden, musste der Herr Jesus am Kreuz nicht nur leiden, sondern als das wahre Passahlamm sterben, denn „ohne Blutvergießung gibt es keine Vergebung“ (Heb 9,22). Obwohl selbst ohne Sünde, erduldete Er den Tod als den Lohn der Sünde (Röm 6,23). Er ging freiwillig in den Tod, um uns vom ewigen Tod zu erretten. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht“ (Joh 12,24). Die vielfältigen Ergebnisse seines Todes werden in alle Ewigkeit sichtbar sein.

Seine Auferstehung

„Der Sohn des Menschen muss ... am dritten Tag auferweckt werden“ (Lk 9,22; vgl. Lk 24,46).
„Sie kannten die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen musste“ (Joh 20,9).

Der Herr Jesus musste aus den Toten auferstehen, denn seine Auferstehung ist der Beweis dafür, dass Gott sein Erlösungswerk völlig angenommen hat. Nur seine Auferstehung gibt uns die absolute Gewissheit, dass durch sein Leiden und Sterben am Kreuz den heiligen und gerechten Ansprüchen Gottes entsprochen und die Frage der Sünde ein für allemal geklärt wurde. Wenn Christus nicht auferstanden wäre, dann wäre unser Glaube nichtig und wir wären noch in unseren Sünden (1. Kor 15,17). Doch Gott sei Dank – Christus ist aus den Toten auferweckt!

Seine Verherrlichung

„Musste nicht der Christus ... in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,26)

Die Verherrlichung des Herrn war die gebührende Antwort Gottes auf seine tiefe Erniedrigung. Dadurch zeigte Gott, wie viel Ihm das Werk seines Sohnes bedeutete. Nach vollbrachtem Werk hat Gott Ihn hoch erhoben und Ihm Herrlichkeit und Ehre gegeben (1. Pet 1,21). Auf der Erde hat der Herr Jesus seinen Gott und Vater verherrlicht; und als Antwort darauf hat Gott Ihn verherrlicht (Joh 13,32). Christus musste in seine Herrlichkeit eingehen und sitzt nun zur Rechten Gottes, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Bald wird er wiederkommen, um auf dieser Erde sein Reich zu gründen, „denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat“ (1. Kor 15,25).

Seine Versammlung

„Und ich habe andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind; auch diese muss ich bringen“ (Joh 10,16).

Auch die Schafe, die nicht aus dem jüdischen Schafhof waren, musste der Herr Jesus bringen. Damit meint Er die Gläubigen aus den Nationen. Auch sie musste Er bringen, damit sie unter den Segenseinfluss des Kreuzes kommen konnten. Sie gehören nun seiner Versammlung an, die Er sich in der Zukunft einmal verherrlicht darstellen wird (Eph 5,27). Die Versammlung wird in alle Ewigkeit das „Instrument“ sein, durch das Er sich verherrlichen wird. Sie ist „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23).

Schlussgedanken

Um den göttlichen Ratschluss zu erfüllen, musste der Herr Jesus das große und schwere Erlösungswerk vollbringen. Auch wenn der Ratschluss Gottes es vorsah, dass Er leiden und sterben musste, so änderte dies nichts an der Verantwortung des Menschen. Der Mensch trägt die volle Verantwortung für den Tod des Herrn Jesus (vgl. Apg 2,23). Am Kreuz von Golgatha sehen wir die Erfüllung des Ratschlusses Gottes sowie das Ergebnis der Verantwortung des Menschen. Der ewige Vorsatz Gottes und die Verantwortung des Menschen gleichen zwei Strängen einer Schiene, die in der Zeit nebeneinander herlaufen, um sich schließlich in der Ewigkeit zu treffen.