Es war von jeher Gottes Wille, Söhne zu haben. Schon die Tatsache, dass Gott einen Willen hat, ist groß. Noch größer und unbegreiflicher ist, dass er uns diesen Willen offenbart hat. Völlig unfassbar ist allerdings, dass dieser Wille beinhaltet, Söhne zu haben „für sich selbst“ (Eph 1,5). Diesen Gedanken hatte Gott bereits vor Grundlegung der Welt, denn die Auserwählung und die Zuvorbestimmung zur Sohnschaft können zeitlich nicht voneinander getrennt werden.

Gott lässt uns, so denke ich, nicht im Unklaren darüber, warum er Söhne haben wollte und uns zu Söhnen machen wollte. Eine erste Begründung finden wir in Römer 8,29.

Für sich selbst

Es ist ein besonders schöner Blick auf das Handeln Gottes, wenn wir uns von uns selbst lösen und von dem, was Gott für uns getan hat und uns damit beschäftigen, was Gott für sich selbst getan hat. Und in Epheser 1,5 haben wir bereits gesehen, dass er uns „für sich selbst“ zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat. In Römer 8,29 lesen wir ebenfalls von dieser Zuvorbestimmung. Dort heißt es: „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein.“ Gott wollte solche haben, die dem Bild seines Sohnes gleichen. Vielleicht darf man es so ausdrücken: Gott hat ein solches Wohlgefallen an seinem Sohn, dass er seinen Himmel mit solchen füllen will, die seinem Sohn gleichen. Er wollte seine Freude haben an Menschen und hat sie nach dem Vorbild seines ewigen Sohnes, unseres Herrn Jesus, in Sohnesstellung (so könnte man „Sohnschaft auch übersetzen) gebracht. Das ist anbetungswürdig!

Für Christus

Doch der Satz in Römer 8 geht noch weiter: „… damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Letztlich gipfelt der ganze Ratschluss Gotte in Christus, dem Sohn Gottes, den Gott ehren möchte. Dazu hat Gott Menschen in Sohnesstellung gebracht und sie ewig in die Gemeinschaft mit seinem Sohn, Jesus Christus, gebracht, damit er Brüder hätte und unter ihnen die Vorrangstellung als „Erstgeborener unter vielen Brüdern“ hätte. Das gewährt uns einen Blick auf das, was im Herzen Gottes für seinen Sohn ist.

Und Christus hat diese Vorrangstellung einerseits, weil er der ewige Sohn Gottes ist, der es nicht geworden ist, sondern immer war, der ewige Gegenstand der Liebe des Vaters (Joh 17,24). Im Gegensatz dazu sind wir angenommene Söhne Gottes. So sind wir zwar der Stellung nach Söhne wie er und doch steht er als der ewige Sohn weit über uns. Und darüber freut sich jedes ihm hingegebene Herz. Selbst der Sohn Gottes hat uns nicht mit sich auf dieselbe Stufe gestellt, als er sagte: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater“ (Joh 20,17).

Andererseits hat er auch deshalb den Vorrang, weil wir nur durch ihn die Sohnschaft empfangen konnten. Wir waren Knechte, Sklaven der Sünde und standen unter der Knechtschaft des Gesetzes. Doch der Herr Jesus hat uns losgekauft, „damit wir die Sohnschaft empfingen“. Und der teure Kaufpreis war sein Leben, das er am Kreuz für uns in den Tod gab. Deshalb gebührt ihm alle Ehre für unsere Sohnschaft.

Erben Gottes

Eng mit der Sohnschaft ist die Erbschaft verbunden: „Wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott“ (Gal 4,7). Gott hat alles seinem Sohn übergeben, der als Mensch der „Erbe aller Dinge“ ist (Heb 1,2). Doch die Zeit ist noch zukünftig, in der der Sohn das Erbe antreten wird. Und es war Gottes Wunsch, dass der Herr Jesus Miterben haben sollte, die gemeinsam mit ihm alles, was er von seinem Gott als Erbe bekommen hat, in Besitz nehmen sollten. Wenn der Ratschluss Gottes für die Verwaltung der Fülle der Zeiten erfüllt sein wird und alles unter ein Haupt zusammengebracht ist in dem Christus, dann sind wir als seine Miterben an seiner Seite, in ihm haben auch wir unser Erbteil erlangt und werden mit ihm herrschen im 1000jährigen Reich und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wie groß, dass der Herr Jesus mit der Inbesitznahme seines Erbes noch so lange wartet, bis der letzte Miterbe erlöst ist.

Der Geist der Sohnschaft

Als Unterpfand (oder Garantie) unseres Erbes hat Gott uns den Heiligen Geist gegeben, der in Galater 4,6 „der Geist seines Sohnes“ und in Römer 8,15 „der Geist der Sohnschaft“ genannt wird. In ihm rufen wir: „Abba, Vater“. Das bedeutet, dass der Geist uns geschenkt ist, um uns die enge und vertrauensvolle Beziehung als Söhne zum Vater bewusst zu machen. Gott hat uns in Sohnesstellung gebracht, aber er möchte auch, dass wir diese Stellung kennen und genießen. Wenn wir den Geist in uns wirken lassen, wird er uns auch in diese Wahrheit leiten.

Der Apostel Johannes nennt den Geist „die Salbung von dem Heiligen“ (1. Joh 2,20), die uns befähigt alles zu wissen. Er erforscht die Tiefen Gottes und wir besitzen ihn, damit er in uns die Dinge entfaltet, „die uns von Gott geschenkt sind“ (1. Kor 2,9–12). Wir sollen sie kennen, das ist Gottes ausdrücklicher Wunsch. Wir sind dazu durch den in uns wohnenden Geist befähigt, aber die göttlichen Dinge auch praktisch zu genießen, das ist unsere Verantwortung.

Geheimnisse Gottes

Jetzt kehren wir zurück zu Epheser 1, von wo wir ausgegangen sind. Es war Gottes Wille, uns für sich selbst zu Söhnen zu machen und er hat es getan. Und diese Söhne sollen nicht nur ihrem Vater ihr ganzes Vertrauen schenken, sondern er schenkt ihnen auch sein ganzes Vertrauen. Er möchte uns sein ganzes Herz mitteilen. Der erwachsene Sohn geht in die Gedanken des Vaters ein. Und er interessiert sich nicht nur für die Dinge, die „uns von Gott geschenkt sind“, sondern für alles, was im Herzen Gottes ist, auch wenn es gar nichts mit uns zu tun hat.

Und so zeigt uns gerade der Epheserbrief, wie Gott sein Herz öffnet und uns seinen ganzen Ratschluss in Bezug auf diese Erde, in Bezug auf uns persönlich, in Bezug auf die Versammlung, aber insbesondere in Bezug auf seinen Christus mitteilt. Und von uns als Söhnen kann er erwarten, dass wir mit Interesse seinen vertrauten Mitteilungen zuhören, dass wir sie kennen und dass es auch in unserem Leben „zum Preise seiner Herrlichkeit“ ausschlägt.