Einführung

Neben der Vergebung der Sünden und der Rechtfertigung ist die Erlösung ein weiteres wunderbares Ergebnis des vollbrachten Werkes des Herrn Jesus. Durch sein Leiden und Sterben am Kreuz von Golgatha hat der Herr Jesus eine ewige Erlösung erfunden (Heb 9,15). Der gläubige Christ weiß, dass er nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden ist, sondern mit dem kostbaren Blut eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1. Pet 1,18.19).

Wenn es um die ewige Erlösung geht, kann kein Mensch sich selbst oder einen anderen erlösen (vgl. Ps 49,8.9). Auch das Gesetz kann uns nicht erlösen. Obwohl es dem, der es hält, Leben verspricht, ist doch kein Mensch dazu in der Lage (vgl. Röm 8,3; Gal 2,16; 3,11). Erlösung ist allein in der Person des Herrn Jesus zu finden. Die ewige Erlösung, die Er anbietet, gibt ewige Ruhe.

Begriffe

Das im Alten Testament für (Er-)Lösung verwendete hebräische Wort (gâ'al) stammt ursprünglich aus dem Bereich des Familienrechts und hat die Bedeutungen 'einen Menschen oder eine Sache zurückfordern', 'auslösen', ‘lösen'. Es wurde unter anderem verwendet zum Lösen oder Zurückkaufen eines Hauses (3. Mo 25,33; 27,15), zum Zurückkaufen von Feldern und Vieh (3. Mo 27,13.19) und zum Freikaufen eines in Sklaverei geratenen Menschen (3. Mo 25,47.48).

Das griechische Wort für Erlösung im Neuen Testament (lutro? bzw. apolutr?sis) bedeutet 'Loskaufung', 'Befreiung' und 'Freikaufung gegen Lösegeld'. Der zugrunde liegende Gedanke im Neuen Testament ist, dass zur Befreiung oder Loslösung ein Lösegeld bezahlt werden muss (z. B. Röm 3,24; Eph 1,7; 1. Pet 1,18).

Bedeutung

Das erste Mal, wo wir in Gottes Wort etwas von Erlösung lesen, ist in der Geschichte des Patriarchen Jakob: „... der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, segne die Knaben“ (1. Mo 48,16). Dieser Satz „der mich erlöst hat von allem Übel“ beschreibt treffend, was im Wort Gottes mit Erlösung gemeint ist: die Befreiung von allem Bösen bzw. von jeder entgegenstehenden Macht.

Erlösung im Neuen Testament ist ein relativ weiter Begriff und schließt sowohl die Befreiung vom Gericht Gottes, das heißt von der ewigen Verdammnis, als auch die Befreiung von aller Gesetzlosigkeit und von dem früheren sündigen Lebenswandel mit ein (vgl. Tit 2,14; 1. Pet 1,18). Wer den Erlöser Jesus Christus im Glauben annimmt, wird freigemacht von seiner ganzen Sündenschuld und entgeht dem ewigen Gericht Gottes (vgl. Heb 9,15). Er ist auch aus der Knechtschaft Satans und der Sünde befreit.

Beispiele aus dem Alten Testament

Im Alten Testament werden uns einige Beispiele gezeigt, die das Prinzip der Erlösung veranschaulichen. So musste jeder Erstgeborene in Israel gelöst werden (2. Mo 13,13). Bei der Musterung des Volkes musste jeder Israelit dem Herrn einen halben Sekel Silber als „Sühne seiner Seele“ geben (2. Mo 30,12.13). Gott hatte die Erstgeborenen der Ägypter geschlagen und forderte auch alle Erstgeborenen Israels, nahm jedoch an ihrer Stelle die Leviten an. Aber da es keine entsprechende Anzahl von Leviten gab, musste der Rest der Erstgeborenen durch Geld gelöst werden (4. Mo 3,44–51).

Auch ein Stück Land, ein Haus oder ein Mensch, der sich selbst verkauft hatte, konnte durch Geld gelöst werden (3. Mo 25,23–28.33.47–52; 27,19). Jemand, der den Tod verdient hatte, konnte ein „Lösegeld“ als „Sühne“ für sein Leben zahlen (2. Mo 21,30).

Ein schönes Bild der Erlösung wird uns in der Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft Ägyptens gezeigt. Die Israeliten wurden durch die gewaltige Macht Gottes auf der Grundlage des vergossenen Blutes des Passahlammes aus Ägypten erlöst. Das vergossene Blut des Passahlammes schützte sie vor dem verdienten Gericht Gottes und die Macht Gottes befreite sie aus der Hand Pharaos (2. Mo 12–14). Vollständig befreit, konnten sie auf der anderen Seite des Roten Meeres das Lied der Erlösung singen (2. Mo 15,1.13).

Der Erlöser

Unsere Erlösung musste von jemand kommen, der nicht wie wir ein Sklave der Sünde war und unter dem Gericht Gottes stand. Nur eine Person kam da in Frage: „der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle“ (1. Tim 2,5.6).

In Boas, dem Löser Ruths, sehen wir ein schönes Vorausbild von Christus, dem wahren Erlöser. So wie Boas alle Voraussetzungen erfüllte, um Ruth zu lösen, so erfüllte der Herr Jesus alle Voraussetzungen, um uns zu erlösen.

Wie Boas ist der Herr Jesus ein „vermögender Mann“, der die „Mittel“ dazu hat, um uns zu erlösen. Als der einzig Sündlose ist Er in der Lage, durch sein vergossenes Blut Sünder zu erlösen. Er war unendlich reich, aber um unsertwillen wurde Er arm, damit wir durch seine Armut reich würden (vgl. Ruth 2,1; 2. Kor 8,9). So wie Boas ein Blutsverwandter der Noomi war, so wurde der Herr Jesus unser „Verwandter“: Er wurde wahrer Mensch, um uns Menschen zu erlösen (vgl. Ruth 2,20; 3,12; Heb 2,14; Phil 2,7.8).

Aber diese Eigenschaften hätten nicht ausgereicht, wenn der Heiland nicht auch willig und bereit gewesen wäre, uns zu erlösen. So wie Boas willig war, Ruth zu lösen, so war auch der Herr Jesus willig, uns zu erlösen (vgl. Ruth 4,6.9.10; Jes 6,8; Ps 40,7).

Das Lösegeld

Im Alten Testament erfolgte die Lösung einer Sache oder einer Person in den meisten Fällen durch das Bezahlen eines Lösegeldes. In manchen Fällen wurde auch durch Heirat oder Blutrache gelöst (vgl. Ruth 3,13; Jes 54,5.8; 4. Mo 35,19; 5. Mo 19,12). Die Erlösung von der ewigen Verdammnis hingegen konnte nur durch Blut geschehen (Eph 1,7). Der Herr Jesus bezahlte für uns mit dem Preis seines eigenen kostbaren Blutes, indem Er sein Leben zu unserer Erlösung in den Tod gab. Nun gehören wir nicht mehr uns selbst; wir sind um einen Preis erkauft (1. Kor 6,20).

Der „Empfänger“ des Lösegeldes ist Gott. So wie im Alten Testament bei der Musterung des Volkes Gott das „Lösegeld“ empfing, so hat der Herr Jesus sein Leben Gott geopfert (2. Mo 30,12.13; Heb 9,14). Dadurch hat Er allen Ansprüchen Gottes in Bezug auf die Sünde genügt und Gott unendlich verherrlicht. Das Lösegeld seines ein für alle Mal vergossenen Blutes ist so groß, dass es zur Erlösung aller Menschen ausreicht, aber es kommt nur denen zugute, die die angebotene Erlösung auch im Glauben annehmen (Mt 20,28; Mk 10,45; 1. Tim 2,5.6).

„Erkaufen“ und „Erlösen“

Obwohl sich beide Wahrheiten auf das vergossene Blut des Lammes gründen, ist es wichtig, den Bedeutungsunterschied zwischen den Begriffen „erkaufen“ (gr. agoraz?) und „erlösen“ zu beachten. „Erkaufen“ bedeutet, dass der Herr Jesus durch sein Blut die Welt und alles, was in ihr ist, für sich selbst und für Gott erkauft hat (vgl. Mt 13,44; 1. Kor 6,20; 7,23; 2. Pet 2,1; Off 5,9; 14,3). Während der Gläubige diesen Kauf im Glauben anerkennt, lehnt der Ungläubige den, der ihn durch sein Blut erkauft hat, ab. Dies wird in 2. Petrus 2,1 deutlich: Die Erkauften, von denen dort gesprochen wird, verleugnen die Ansprüche Christi und ziehen sich dadurch schnelles Verderben zu, obwohl sie erkauft worden sind.

Wer sich weigert, Ihn als Herrn anzuerkennen, wird die Konsequenzen dafür tragen müssen. Christus hat alle Menschen erkauft, aber nur Gläubige sind erlöst. Das Erkauft sein von Gläubigen schließt ihre Erlösung mit ein.

Eine Besonderheit finden wir in Epheser 1,14, wo wir von der „Erlösung des erworbenen Besitzes“ lesen. Den Besitz, den sich der Herr Jesus durch sein Blut erworben hat – wobei wir sicherlich an die ganze Schöpfung denken dürfen, wird Er einmal in der Zukunft durch seine Macht erlösen, indem Er ihn aus jeder feindlichen Gewalt und den Folgen der Sünde befreien wird.

Vergangenheit und Zukunft

Die Erlösung gründet sich auf das am Kreuz von Golgatha vollbrachte Werk des Herrn Jesus. Durch den lebendigen Glauben an das am Kreuz vergossene Blut erfreut sich der Gläubige bereits heute der Erlösung seiner Seele (Eph 1,7; Kol 1,14). Er weiß, dass seine Seele durch das Blut des Lammes erlöst ist. Darüber hinaus gibt es einen Aspekt der Erlösung, der noch in der Zukunft liegt, nämlich die Erlösung seines Leibes.

Wenn der Herr Jesus zur Entrückung wiederkommen wird, dann wird Er unseren „Leib der Niedrigkeit“ durch seine Macht aus der „Knechtschaft des Verderbens“ erlösen und „zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit“ umgestalten (Röm 8,21.23; Eph 4,30; Phil 3,21). Der neue Leib, den wir dann empfangen werden, wird nicht mehr der Hinfälligkeit und Schwachheit unterworfen sein, sondern vollkommen der Herrlichkeit des Herrn Jesus entsprechen (vgl. 2. Kor 5,1.2). An jenem Tag wird die Erlösung unseres Leibes und unserer Seele ihren herrlichen Abschluss gefunden haben.

Zusammenfassung

Jesus Christus hat auf der Grundlage seines Leidens und Sterbens am Kreuz von Golgatha eine ewige Erlösung erfunden. Dort bezahlte Er mit dem Preis seines eigenen kostbaren Blutes. Jeder, der nun an Ihn glaubt, ist vom verdienten Gericht Gottes und aus der Knechtschaft Satans befreit. Wenn der Herr Jesus zur Entrückung kommt, wird auch der Körper des Gläubigen an der Erlösung teilhaben.