Psalm 48 bezieht sich prophetisch auf eine noch zukünftige Zeit zu Beginn des Tausendjährigen Reiches, wenn der Herr Jesus in Herrlichkeit erscheinen wird, um Jerusalem vor den Angriffen seiner Feinde zu bewahren und zu „befestigen bis in Ewigkeit“ (V. 9). Die ganze Erde wird sich zu jener Zeit über die Schönheit Zions freuen (V. 3).

Der Psalmist fordert die Juden auf, Jerusalem zu umgehen und dabei seine Schönheit genau anzuschauen: Seine Türme zu zählen, seine Wälle genau zu betrachten und seine Paläste zu mustern. Sie sollen ein detailliertes Bild von der „Stadt des großen Königs“ gewinnen, um es dem künftigen Geschlecht erzählen zu können (V. 13.14; vgl. Ps 71,18 und Ps 78,4). Gott möchte, dass auch die nachfolgenden Generationen von der Schönheit Jerusalems erfahren.

Das Wohnen Gottes auf der Erde

Im Tausendjährigen Reich wird Gott wieder in Jerusalem in der Mitte seines irdischen Volkes wohnen (vgl. Hes 43,7; Sach 8,3). Wenn unsere Beziehung zu Gott als solche, die zur Versammlung gehören, auch viel inniger und herrlicher ist, so ist das Wohnen Gottes inmitten seines irdischen Volkes nichtsdestotrotz ein Ausdruck seiner großen Liebe und Gnade diesem Volk gegenüber.

Da wo Gott wohnt, offenbart er sich. Seine Herrlichkeiten werden sichtbar. Dies wird ganz besonders in den Anordnungen bezüglich des Tempels und der Stiftshütte deutlich, wo in allem der Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes Rechnung getragen werden musste.

Von dieser Herrlichkeit Gottes sollen die Juden, die in Psalm 48 angesprochen werden, einen tiefen Eindruck bekommen. Zunächst für sich selbst, doch dann auch, um davon weiterzugeben.

Ein Auftrag auch für uns

Das, was damals den Juden galt, gilt auch uns heute: Es ist der Wunsch des Herrn und die Absicht des Heiligen Geistes, dass wir das weitergeben, was wir gesehen haben. Nicht nur in Bezug auf das Wohnen Gottes auf der Erde (in der Versammlung), sondern in Bezug auf alle Wahrheiten des Wortes Gottes. Wir sollen uns die Wahrheiten des Wortes Gottes genau ansehen, um sie unseren Mitmenschen (und Kindern) erzählen zu können.

Durch die regelmäßige Beschäftigung mit Gottes Wort gewinnen wir ein „Bild gesunder Worte“ (2. Tim 1,13), das wir unseren Kindern (und Enkelkindern) „zeigen“ können. Aber das ist noch nicht alles. Der Heilige Geist möchte, dass wir in den Schriften vor allem die Person des Herrn Jesus selbst suchen, denn davon zeugt er (vgl. Joh 5,39).

Wir werden aufgefordert, (immer wieder) seine Herrlichkeit anzuschauen, um nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit verwandelt zu werden, als durch den Herrn, den Geist (vgl. 2. Kor 3,18). Dann werden seine Wesenszüge immer deutlicher in unserem Leben sichtbar werden, so dass wir seine Vortrefflichkeiten und Schönheiten nicht nur durch unsere Worte, sondern durch unser ganzes Leben verkünden (vgl. Apg 4,13).

Eine notwendige Voraussetzung

Wie wir gesehen haben, ist dazu unbedingt erforderlich, dass wir zuerst mit der Person des Herrn Jesus selbst beschäftigt sind: Wir sollen ihn (in den Schriften) anschauen und genau „mustern“. Je mehr wir das tun, desto mehr werden wir von seiner Herrlichkeit und Größe erfüllt werden.

Dies wiederum hat zur Folge, dass sich unser Mund „wie von selbst“ öffnet, „denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34). Normalerweise reden wir am liebsten über das, womit wir gerade (im Herzen) beschäftigt sind. Wenn unser Herz von Christus erfüllt ist, dann werden wir auch über Christus reden.

So wie Mose auf dem Berg ein genaues Muster der Wohnung Gottes in der Wüste gesehen hatte, das er seinem Volk mitteilte, so sollen auch wir ein klares Bild der verschiedenen Herrlichkeiten von Christus und seiner Versammlung vor Augen haben, das wir anderen mitteilen dürfen (vgl. 2. Mo 25,9.40; 26,30).

Der Ausgangspunkt

Ein weiterer Grundsatz lässt sich hier erkennen: Wer von den Juden viel von Jerusalem sehen würde, würde auch viel an andere weitererzählen können. Wer dagegen nur wenig zu Gesicht bekommen würde, würde auch nur wenig weiterzugeben haben.

Auch für uns gilt: Wir werden nur die christlichen Wahrheiten genießen und an andere weitergeben können, die wir auch kennen. Und wir werden anderen nur so viel von Christus und seinen Herrlichkeiten erzählen können, wie wir selbst an ihm gesehen haben. Wir können anderen Christus nur so groß und wertvoll machen, wie er uns selbst ist. Das ist ein Ansporn für uns, uns so viel wie möglich mit Gottes Wort zu beschäftigen.

Aus dem Herzen reden

Aber vielleicht meinen wir im Vergleich zu anderen nur wenig zu erzählen zu haben. Sollen wir dann entmutigt schweigen?

Nein, Gott möchte, dass wir das, was Er uns aus seinem Wort zeigen konnte, an andere weitergeben. Egal, ob es in unseren Augen viel oder wenig sein mag: Das, was wir gesehen haben und was uns groß und wichtig geworden ist, sollen wir dem zukünftigen Geschlecht, unseren Kindern und Kindeskindern erzählen (vgl. 1. Mo 45,13).

Abraham war jemand, der das, was er von Gott gesehen, gehört und gelernt hatte, seinen Kindern und seinem Haus nach ihm gebot, um sie dadurch anzuleiten, den Weg des Herrn zu bewahren und Gerechtigkeit und Recht auszuüben (vgl. 1. Mo 18,19).

Ein immer wiederkehrender Auftrag

Gott wies die Israeliten immer wieder an, ihren Kindern und Enkelkindern von ihm und seinem Handeln zu erzählen. Er gebot ihnen, ihren Kindern die erfahrene Bewahrung vor dem Gericht Gottes und die Rettung aus der Knechtschaft Pharaos einzuschärfen, indem sie immer wieder davon sprechen sollten, was er für sie getan hatte (vgl. 2. Mo 12,26.27; 5. Mo 6,20–25; 11,18–21). Denn ihre Augen hatten ja das ganze große Werk gesehen, das er für sie getan hatte (vgl. 5. Mo 11,7).

Auch der Apostel Paulus empfand wie kein anderer die Verantwortung, das ihm von Gott anvertraute Gut an andere weiterzugeben. In seinem letzten Brief fordert er Timotheus auf, das, was er von ihm in Gegenwart vieler Zeugen gehört hatte, treuen Leuten anzuvertrauen, die ihrerseits tüchtig sein würden, auch andere zu lehren (vgl. 2. Tim 2,2).

Und wir?

Fragen wir uns einmal, wie es in dieser Hinsicht bei uns aussieht:

• Tragen wir Sorge dafür, an die nachfolgende Generation weiterzugeben, was der Herr uns in seiner Gnade anvertrauen konnte?
• Ist die Person des Herrn Jesus und sein Erlösungswerk wichtige Themen in unseren Familien?
• Ist es uns ein Herzensanliegen, unseren Kindern und Enkelkindern die Glaubenswahrheiten seines Wortes groß zu machen?
• Geben wir die Erfahrungen, die wir mit dem Herrn machen durften, an die jüngere Generation weiter?
• Erklären wir unseren Kindern, wie wir uns zum Namen des Herrn versammeln? Und warum so und nicht anders?
• Sehen unsere Kinder an uns, dass wir die Zusammenkünfte wertschätzen und sie nicht leichtfertig versäumen (vgl. Heb 10,25)?

Gelingen wird uns dies in dem Maß, wie unsere eigenen Herzen von Christus und seinem Wort erfüllt sind (vgl. Mt 12,34). Je mehr uns der Herr Jesus persönlich bedeutet, desto größer wird auch der Wunsch in uns werden, an andere weiterzuerzählen, woran wir uns selbst erfreuen dürfen.

Darüber hinaus darf uns das Bewusstsein, dass wir Verwalter dessen sind, was der Herr uns aus seinem Wort zeigen konnte, zusätzlich Mut machen, anderen vorzustellen, was uns selbst wertvoll geworden ist (vgl. 1. Kor 4,2).

Lassen wir uns durch die Worte des Psalmisten erneut anspornen, der nachfolgenden Generation weiterzuerzählen, was wir selbst im Wort Gottes sehen und lernen durften: „Umgeht Zion und umkreist es, zählt seine Türme, betrachtet genau seine Wälle, mustert seine Paläste, damit ihr es dem künftigen Geschlecht erzählen könnt!“ (Ps 48,13.14).