Paulus war bis in den dritten Himmel, bis in das Paradies entrückt worden und hatte dort Offenbarungen bekommen, die so herrlich waren, dass es sich nicht geziemte, sie als Mensch auf der Erde zu wiederholen. Doch der Herr musste Paulus einen „Dorn für das Fleisch“ geben, damit er sich nicht „durch das Übermaß der Offenbarung überhebe“ (2. Kor 12,7).

Diese Stelle ist ein unanfechtbarer Beweis dafür, dass das Fleisch (die sündige Natur des Menschen) unverbesserlich ist. Selbst die größten und herrlichsten Mitteilungen des Himmels korrigieren nicht das Fleisch, es bleibt hoffnungslos verdorben.

Nimm den Menschen vor dem Gesetz, dessen Natur so unverbesserlich war, dass Gott „die Flut über die Welt der Gottlosen“ bringen musste (2. Pet 2,5). Nimm den Menschen unter Gesetz, dessen Fleisch das Gesetz kraftlos machte und dem Gesetz nicht untertan ist, noch zu sein vermag (Röm 8,3.7). Nimm das Fleisch in der Gegenwart des Mensch gewordenen Sohnes Gottes – es hat ihn gekreuzigt. Dann kam Gott, der Heilige Geist, in Person auf die Erde, aber das Fleisch „widerstreitet allezeit dem Heiligen Geist“ (Apg 7,51). Auch in den Gläubigen, in denen der Geist Gottes wohnt, begehrt das Fleisch gegen den Geist (Gal 5,17).

Und selbst wenn das Fleisch, wie bei Paulus, in den dritten Himmel entrückt wird, dann überhebt es sich. Keine Offenbarung der Herrlichkeit und Größe Gottes hat je das Fleisch verbessert, sondern immer nur seinen wahren Charakter hervorgebracht. Wie viel weniger kann dann irgendeine menschliche Anstrengung, Bildung oder Kasteiung das Fleisch verbessern.

Der Herr musste Paulus daher diesen Dorn geben. Es war der Dorn „für das Fleisch“. Gott gestattet sogar (ähnlich wie bei Hiob) dem Satan, seinem Engel zu befehlen, Paulus‘ Gesundheit anzutasten. Dieses Mittel musste als Gegenmittel gegen die Reaktion des Fleisches auf das „Übermaß der Offenbarungen“ verwendet werden. Paulus flehte deswegen dreimal zum Herrn, aber das Fleisch musste nach unten, ihm musste eine Grenze gesetzt werden. Es ist unverbesserlich.

Nur wenn eigene Kraft und eigener Ruhm ausgeschlossen sind, und menschliche Schwachheit da ist, dann wird die Kraft Christi vollbracht und alles geschieht ausschließlich zu seiner Ehre.

Paulus hat das verstanden. Deshalb wollte er sich seiner Schwachheiten rühmen und hatte sogar Wohlgefallen daran, weil er wusste, dass das Fleisch dadurch so unten gehalten wurde, dass alle Kraft, die sich in ihm entfaltete, ausschließlich Christus zugeschrieben werden konnte.