Erfahrungen sind nützlich. Sie geben mir Sicherheit, erweitern den Horizont. Das ist sicher in vielerlei Hinsicht so. Wir können in unserem Leben von Erfahrungen profitieren. Ältere können Erfahrungen an Jüngere weitergeben. Mitarbeiter mit langer Berufserfahrung können Berufseinsteiger oft gut anleiten. Bei der Erziehung unserer Kinder können wir auch auf Erfahrungen zurückgreifen. Sowohl positive wie negative. Wir lernen auch aus Fehlern – hoffentlich jedenfalls –, auch das sind dann Erfahrungen.

All das will ich auch gar nicht in Abrede stellen und auch im Glaubensleben können wir von Erfahrungen profitieren. Der Schreiber des Hebräer-Briefes spricht von solchen, die vermöge der Gewohnheit geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten als auch des Bösen. Wir machen Erfahrungen mit dem Herrn und das darf uns dankbar machen, unser Vertrauen zu ihm stärken, uns wachsen lassen im Glauben.

Und doch bergen Erfahrungen auch Gefahren. Wie leicht lassen wir uns vielleicht dadurch verleiten, dass wir meinen, aufgrund unserer Erfahrung schon Bescheid zu wissen wie in dieser oder jener Situation zu handeln ist. Wir kennen es ja schon, wissen noch, was wir beim letzten Mal gemacht haben und wie es gut geklappt hat. Oder wir erinnern uns daran, wie wir die Führung des Herrn in einer ähnlichen Situation erlebt haben und meinen, jetzt ist der gleiche Weg dran. Und schon erliegen wir – in der Regel unbewusst – der Gefahr der Unabhängigkeit.

Ein sehr schönes Beispiel für konsequente Abhängigkeit trotz vorhandener Erfahrung finden wir bei David in 2. Samuel 5. Dort lesen wir: „Und als die Philister hörten, dass man David zum König über Israel gesalbt hatte, da zogen alle Philister herauf, um David zu suchen. Und David hörte es und zog in die Burg hinab. Und die Philister kamen und breiteten sich aus im Tal Rephaim. Und David befragte den HERRN und sprach: Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben? Und der HERR sprach zu David: Zieh hinauf, denn ich werde die Philister gewisslich in deine Hand geben“ (V.17–19). David befragt den HERRN, er will seinen Willen erkennen und tun. Und der HERR gibt David den Sieg.

Kurze Zeit später entsteht augenscheinlich die gleiche Situation. Denn schon ab Vers 22 lesen wir: „Und die Philister zogen wiederum herauf und breiteten sich aus im Tal Rephaim.“

David hätte denken können: „Das kenne ich doch! Ich weiß was zu tun ist? Das, was der Herr mir beim letzten Mal gesagt hat, muss doch jetzt auch wieder richtig sein!“ Wohlgemerkt, es geht hierbei nicht um Entscheidungsfragen in Situationen, in denen der Herr uns in seinem Wort ganz klare Anweisungen gegeben hat, was zu tun ist. Aber wie viele Situationen in unserem persönlichen und gemeinsamen Glaubensleben gibt ist, wo wir den Willen des Herrn unter Gebet erfragen müssen, um klar zu sehen, was jetzt zu tun oder zu lassen ist. Da brauchen wir Weisheit von oben. Und so vertraut David eben nicht auf seine Erfahrung, sondern wir lesen: „Und David befragte den HERRN; und er sprach: Du sollst nicht hinaufziehen; wende dich ihnen in den Rücken, dass du an sie kommst den Bakabäumen gegenüber. Und sobald du das Geräusch eines Daherschreitens in den Wipfeln der Bakabäume hörst, dann beeile dich; denn dann ist der HERR vor dir ausgezogen, um das Heer der Philister zu schlagen.“

Und David gehorcht dem Wort des HERRN und schlägt die Philister. Dieses Beispiel ist uns Mahnung und Ermunterung zugleich. Gerade, wenn wir schon länger auf dem Glaubensweg sind, brauchen wir vielleicht diese Mahnung. Das Gebet des Vertrauens und der Abhängigkeit ist nötig. Vielleicht hat der Herr dieses Mal einen anderen Weg für uns, wir überblicken die Situation bei aller Erfahrung sicher nicht. Und für die Jüngeren im Glauben darf es vor allem Ermunterung sein. Wenn ihr aufrichtig – natürlich gilt das auch für die Älteren – die Wegweisung des Herrn erfragt, zeigt er den Weg. Wann und auf welche Art und Weise auch immer. Und auf diesem Weg können wir im Glauben vorangehen. ER ist mit uns. Auch heute noch.