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Die Philister herrschten sehr lange über das Volk Israel. Dieser Feind war sehr gefährlich, weil er im Land wohnte, weil er die Vermischung der beiden Völker billigte und weil das Joch nicht allzu hart war und das Volk sich daher besser mit dem fremden Einfluss arrangierte. Und so finden wir hier zum ersten Mal im Buch Richter, dass das Volk Gottes nicht zu Gott um Befreiung geschrien hat (Ri 13,1).

Wenn das Volk Gottes sich in so einem beklagenswerten Zustand befindet, sind die Wege Gottes etwas „langwieriger“ als gewöhnlich, um einen Retter zu bringen. Es ist sehr instruktiv zu sehen, wie Gott sich den Richter erweckt hat, der gegen die Philister kämpfen sollte. Gott greift dabei nicht auf solche zurück, die zu dieser Zeit lebten (wie bei Gideon und anderen), sondern der Richter musste erst noch geboren werden.

Diese hier zu lernenden Lektionen sind auch heute für uns wichtig, wo das Volk Gottes unter dem starken Einfluss solcher steht, die nur dem Namen nach Christen sind. Das Haus Gottes ist mit einem großen Haus zu vergleichen, in dem es viele Gefäße zur Unehre gibt (2. Tim 2). Das Ackerfeld ist mit Lolch überwuchert, das nur äußerlich dem Weizen ähnlich ist (Mt 13). In dieser Zeit sind echte Kämpfer für den Glauben gefragt, die sich Gott ganz weihen.

Das, was uns die Geschichte lehrt, enthält Hinweise für Eltern, die hoffen, dass ihre Kinder einmal zum Wohl des Volkes Gottes sein werden. Es enthält aber auch Lektionen für uns alle, denn die Prinzipien, die bei den Eltern im Blick auf die Kindererziehung des Nasiräers gelten, gelten auch generell für alle Gläubige, die eine Erweckung unter dem Volk Gottes herbeisehnen.

Folgende zehn Punkte möchte ich nennen, die damals dahin führten, dass ein starker Befreier durch das Land Israel zog, der den Feinden das Fürchten lehrte und die auch heute für jede Erweckung wichtig sind (bitte Richter 13 dazu lesen):

1. Gott wirkte in seiner souveränen Gnade. Erstens: Das Volk schreit nicht zu Gott um Hilfe. Zweitens: Gott wandte sich an Eltern, die nachweislich keine Kinder bekommen und die aus dem kleinen Stamm Dan kamen (Ri 13,1–3). – Wenn Gott heute sich besondere Werkzeuge erweckt, dann ist das seine souveräne Gnade. Das wollen wir nie vergessen.

2. Die Nasiräerschaft war in dieser Zeit sehr wichtig. Sie war bei Simson nicht (wie an sich im Gesetz vorgesehen) temporär, sondern vom Mutterleib an sollte sie verwirklicht werden. Dementsprechend sollte die Mutter auch nichts vom Weinstock zu sich nehmen (Ri 13,4), denn das war dem Nasiräer nach 4. Mose 6 versagt. Wein ist ein bekanntes Bild der irdischen Freude. – Die Absonderung zu Gott hin ist in dem heutigen Durcheinander und der Kraftlosigkeit des Volkes Gottes wichtiger denn je. Man muss bereit sein, auf irdische Annehmlichkeiten freiwillig zu verzichten, wenn man Gott dienen will.

3. Die Mutter sollte zudem nichts Unreines essen. Das war eine allgemein gültige Vorschrift (also nicht für Nasiräer speziell), die aber hier betont wird (Ri 13,4). – Sorgfalt im Blick auf das, was man zu sich nimmt, ist in diesen letzten Tagen von herausragender Bedeutung. Schnell kann man sich verunreinigen.

4. Im Blick auf Simson wird gesagt, dass seine Haare nicht geschnitten werden sollen (Ri 13,5). Die anderen Vorschriften aus 4. Mose 6 (kein Wein, keine Totenberührung) werden nicht erwähnt. Insofern wird das lange Haar, das im Leben Simsons eine Schlüsselrolle spielte, stark betont. Das lange Haar spricht von der Unterordnung und der Bereitschaft, auf den eigenen Willen zu verzichten. – Wo jeder das tut, was recht ist in seinen Augen, ist die Unterordnung unter Gottes Weg und Willen sehr wichtig.

5. Gott wirkt inmitten eines gottesfürchtigen Ehepaars, das sich über geistliche Themen austauscht, miteinander betet, sich gegenseitig vertraut und den Wunsch hat, das Kind für Gott zu erziehen (Ri 13,6–11). – Das sollte auch heute selbstverständlich sein, wenn man von Gott (oder wenn die Kinder von Gott) benutzt werden sollen.

6. Das Ehepaar lernt, dass das eigene Verhalten im Blick auf die Kinder wichtig ist, indem der Engel des HERRN die Anweisung an die Mutter praktisch wiederholt und sonst nichts weiter im Blick auf die Erziehung gesagt wird (Ri 13,12–14). Das Ehepaar lernt dadurch, dass man nicht für alles besondere Hinweise und Führungen braucht, sondern dass man im Blick auf die Nasiräerschaft auch selbst in der Schrift nachlesen kann (4. Mose 6). – Wir empfangen durch die Schrift grundsätzliche Belehrungen, die wir für uns und für die Kinder benötigen. Und die beste Predigt für den Nachwuchs ist das eigene Leben.

7. Es ist wichtig, dass Manoah und seine Frau verstehen, dass der Mann Gottes in Engelsgestalt nicht ein gewöhnlicher Mensch mit einem Namen und einem Wohnort hier auf der Erde ist. Sie sollen etwas von seinen wunderbaren Eigenschaften verstehen und begreifen, dass in ihm Gott gesehen werden kann (Ri 13,15–18). – Wenn wir Teil einer Erweckung werden wollen, dann müssen wir mehr von der Person dessen verstehen, der „Wunderbarer“ heißt.

8. Das Ehepaar sieht, wie der Engel des Herrn in der von ihm (offenbar) selbst entzündeten Flamme in die Himmel hinauffährt und danach nicht mehr erscheint (Ri 13,19–20). – Wir wissen, dass Christus nach vollbrachtem Erlösungswerk, das Gott mit Wohlgefallen betrachtet und das wunderbar ist, in dem Wohlgeruch dieses Werkes in den Himmel aufgefahren ist. Dort wissen wir ihn jetzt. Nur wenn wir die Herrlichkeit Christi vor Augen haben, haben wir Motivation und Kraft auf irdische Dinge zu verzichten.

9. Das Ehepaar versteht (bzw. lernt verstehen), dass Gott das Speiseopfer und das Brandopfer angenommen hat und dass sie deshalb vor Gott angenehm sind. Dazu gehört auch, dass sie die ganze Szene beobachtet haben und Worte des Segens lauschen durften (Ri 13,21–23). So fallen sie vor Gott nieder. – Wir dürfen wissen, dass Christus seinen Gott und Vater in seinem Leben und in seinem Tod verherrlicht hat und wir nun angenehm gemacht in dem Geliebten sind, die wir uns mit diesem Opfer einsgemacht haben. Das sollte uns auf die Knie in Anbetung bringen.

10. Gott muss Segen bringen, was doch dann der Fall sein wird, wo sich Gehorsam findet, und sein Geist muss wirken, was geschehen wird, wenn man das Fleisch verurteilt: dann kann es Siege geben (Ri 13,24.25). – Wenn Gottes Segen auf uns ruht und der Geist durch uns wirken kann, dann sind wir bereit, von Gott zum Wohl seines Volkes in einer schwierigen Zeit benutzt zu werden und große Siege für ihn zu erringen. In aller Regel wird der Grundstein für solche Siege in einem gottesfürchtigen Haus gelegt, wo man schon vor der Geburt der Kinder gottgeweiht lebt.