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„Lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm! Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen, und Ströme überfluten sie nicht. Wenn ein Mann allen Reichtum seines Hauses für die Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten?“ (Hld 8,6–8).

Salomo hatte die Liebe von Sulamith unter einem markanten Apfelbaum geweckt (Hld 8,5). In der Verlobungszeit erlebte die Braut auf vielfältige Weise die Liebe ihres Bräutigams. Jetzt wünscht sich die Braut eins: Sie möchte für immer Salomo gehören und von ihm geliebt werden. Sie will wie ein unverrückbarer Siegelring an seinem Arm sein (Jer 22,24); und sie möchte wie ein Siegelring sein, der auf seinem Herzen getragen und sorgfältig gehütet wird.

Warum fühlte sich Sulamith so stark zu Salomo hingezogen, warum war sie so von ihm fasziniert? Hatte der reiche König ihr viele Geschenke gemacht, um auf diese Weise ihr Herz zu gewinnen? Nein, das wäre verachtenswert gewesen (Hld 8,8). Salomo hatte die junge Frau vielmehr mit der Stärke, Hartnäckigkeit und Intensität seiner Liebe beeindruckt.

Die Liebe von Salomo zu Sulamith erinnert uns an die Liebe dessen, der größer ist als Salomo (Mt 12,42; Lk 11,31). Als Christen wissen wir, dass wir wie ein Siegelring an seinem Arm und an seinem Herzen sind. Immer handelt Er in Liebe für uns und ständig denkt Er in Liebe an uns. Die Grundlage für die Beziehung der Liebe wurde durch sein Werk am Kreuz gelegt.

Die Liebe ist mächtig

Der Tod ist mächtig, so dass kein Mensch seiner gewaltigen Kraft trotzen kann (Hld 8,6). Auch wenn die Menschen sich seit jeher gegen den „König der Schrecken“ wehren, erweist er sich als stärker. Der Prophet Jeremia beschreibt eindrücklich das Wüten des Todes in der schuldigen Stadt Jerusalem: „Der Tod ist durch unsere Fenster gestiegen, er ist in unsere Paläste gekommen, um das Kind auszurotten von der Gasse, die Jünglinge von den Straßen. Rede: So spricht der HERR: Ja, die Leichen der Menschen werden fallen wie Dünger auf der Fläche des Feldes und wie eine Garbe hinter dem Schnitter, die niemand sammelt“ (Jer 9,20.21).

Die Liebe ist auch eine gewaltige Macht. Sie ist so groß, dass sie jeden Widerstand brechen und jedes Hindernis überwinden kann. Die Liebe mobilisiert eine ungeheure Kraft, wenn es darum geht, andere glücklich zu machen. Der Liebe kann nichts erfolgreich entgegengesetzt werden.

Nirgends sehen wir die Macht der Liebe so klar wie bei dem Herrn Jesus. So gewann Er das Herz einer stadtbekannten Sünderin in dem unreinen Samaria, heilte einen kranken Jungen in dem skeptischen Galiläa und machte in dem religiösen Judäa unaufgefordert einen Mann gesund, der 38 Jahre gelähmt war (Joh 4–5). Als viele mit Schwertern und Stöcken kamen, um den großen Wohltäter des Volkes gefangen zu nehmen, begegneten sie nicht der Macht Gottes im Gericht, wie diejenigen, die den Propheten Elia gefangen setzen wollten (2. Kön 1,9–12). Sie erlebten vielmehr eine göttliche Liebe, die sich vor die ängstlichen Jünger mit den feierlichen Worten schob: „Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen!“ (Joh 18,8). In Liebe war Christus bereit, sich binden zu lassen und den Kelch des Vaters zu trinken. Am Kreuz begegnete die Liebe der Macht des Todes. Der Herr stieg aus Liebe zu uns in den Tod hinab und nahm ihm seinen Stachel und seinen Sieg. Wie mächtig ist seine Liebe, in der Er für Sünder am Kreuz gestorben ist! Ja, „größere Liebe hat niemand“ (Joh 15,13).

Die Liebe ist hartnäckig

Der Bruder des Todes, der Scheol, ist unerbittlich in seinem Eifer (Hld 8,6). Rastlos führt der Scheol sein trauriges Werk aus. Er nimmt keine Rücksicht auf Alter, Pläne und sozialen Status. Seit Jahrtausenden fährt er eine reiche Ernte ein. Nie wird das Totenreich satt, niemals sagt es: „Genug“ (Spr 30,15.16).

Auch die Liebe sagt nicht „genug“, wenn sie sich im Dienst für andere engagiert. Unermüdlich ist die Liebe tätig. Niemals verlässt sie den Pfad des Segens. Sie kann nicht ruhig und untätig bleiben, wenn es um das Glück der anderen geht.

Sehen wir das nicht deutlich im Leben Christi? Er verzehrte sich in seinem Eifer, verzichtete auf selbstverständliche Mahlzeiten und übernachtete draußen, so dass sein Haupt voll Tau war und seine Locken voll Tropfen der Nacht (Joh 2,13–17; Mk 3,20; 6,31; Lk 21,37; vgl. Hld 5,2). Er schreckte nicht davor zurück, den Weg nach Jerusalem hinaufzugehen, obwohl Er wusste, was dort geschehen würde. Als der Schatten des Kreuzes auf seinen Weg fiel, waren seine Hände für die Jünger tätig, indem Er Ihnen die Füße wusch und sein Herz war ein Ruheplatz für den, der seine Liebe wertschätzte (Joh 13,5; Joh 13,25 und Hld 5,5). Kurz darauf trug Er sich selbst das Kreuz hinaus zur Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt, wo sie Ihn zwischen zwei Verbrechern kreuzigten (Joh 19,17.18). Der Eifer seiner Liebe ruhte nicht, bis Er ausrufen konnte: „Es ist vollbracht“ (V. 30). Er liebte die Seinen, die in der Welt waren, „bis ans Ende“ (Joh 13,1).

Die Liebe ist unaufhaltsam

Ein großes Feuer breitet sich unaufhaltsam in alle Richtungen aus. Niemand vermag die Feuerwalze aufzuhalten. Darum fürchten die Menschen das Feuer, das oft symbolisch für das verzehrende Gericht Gottes steht: „... und sprich zum Wald des Südens: Höre das Wort des HERRN! So spricht der Herr, HERR: Siehe, ich will in dir ein Feuer anzünden, das jeden grünen Baum und jeden dürren Baum in dir verzehren wird; die lodernde Flamme wird nicht erlöschen, und vom Süden bis zum Norden werden alle Angesichter dadurch versengt werden“ (Hes 21,3).

Die Liebe ist wie ein gewaltiges Feuer. Sie lodert derart heftig, dass sie sogar die schonungslose Kraft der nimmersatten Feuerzungen übertrifft, denn große Wasserfluten vermögen die Liebe nicht auszulöschen.

Der Herr Jesus ging in göttlicher Liebe seinen Weg und ließ sich nicht von Menschen aufhalten, die seine Worte der Gnade zum Anlass nahmen, einen mörderischen Hass zu entfachen, seine wunderbaren Werke der Kraft des Teufels zuschrieben oder seine heilige Person verunglimpften (Lk 4,16–30; Mt 12,22–37; Joh 8,41). Gerade am Ende seines Weges wurde seine Liebe auf eine harte Bewährungsprobe gestellt, als sein Freund Judas Iskariot Ihn mit dem Zeichen der Liebe verriet und sein geliebter Jünger Petrus schwor, dass er Jesus nicht kenne (Lk 22,47.48; Mk 14,71). Doch die Liebe im Herzen Christi wurde weder dadurch ausgelöscht noch durch all die Grausamkeiten, die Er durchleben musste. Auch als sich am Kreuz die Fluten des göttlichen Gerichts in den drei Stunden der Finsternis über Jesus ergossen, blieb seine Liebe fest und unveränderlich. Nie leuchtete die „Flamme Jahs“ heller als in der Finsternis von Golgatha! Seine Liebe ertrug und erduldete alles (vgl. 1. Kor 13,7), was zu unserem Heil nötig war.

Die unwiderstehliche Liebe

Der herrliche Dienst Christi auf der Erde und das große Werk der Erlösung sind vollendet worden. Doch seine Liebe, die Er auf der Erde stets gezeigt hat, ist heute noch dieselbe. Und diese Liebe bleibt in ihrer ganzen Macht für ewig bestehen. „Die Liebe vergeht niemals“ (1. Kor 13,8).

Sollten wir nicht immer wieder in unseren Herzen über die große Liebe Jesu staunen? Ihn dafür mit unserem Mund preisen? Und Ihm durch unser Leben eine eindeutige Antwort auf diese Liebe geben? Ihn wiederlieben?

Zusammenfassung:

Der Mensch steht dem Tod, dem Scheol und dem Feuer hilflos gegenüber, weil es unwiderstehliche Mächte sind. Auch die Liebe ist eine unbezwingbare Macht. Die Kraft der Liebe zeigt sich im Leben und im Sterben Christi auf vollkommene Weise. Als Kinder Gottes dürfen wir wissen, dass wir für immer wie ein Siegelring an dem Arm und dem Herzen dessen bleiben, der uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat.

[Quelle: www.imglaubenleben.de]