Ein stiller Zeuge? Wie geht das? Normalerweise ist ein Zeugnis hörbar. Wir sagen, jemand legt ein Zeugnis ab, das heißt durch seine Worte bestätigt er, was er gesehen, gehört oder erlebt hat.

Aber es gibt auch eine andere – ich möchte sagen – wichtigere Seite eines Zeugnisses. Denn ob ein Zeugnis vertrauenswürdig, glaubwürdig ist, hängt vor allem von der Person des Zeugen selbst, von seinem Verhalten ab. Wenn jemand ein Zeugnis ablegt ist es also nur dann wirklich glaubwürdig, wenn sein Leben dies bestätigt.

Und manchmal gibt es sogar ein gutes und kraftvolles Zeugnis ohne Worte – ein stilles Zeugnis eben.

Und so ein stiller Zeuge ist Lazarus (von ihm wird uns kein Wort berichtet). Lazarus, der Gestorbene aus Bethanien ist uns besonders bekannt, weil der Herr Jesus ihn aus den Toten auferweckt hatte. Er war vom Herrn Jesus aus dem Tod zum Leben gerufen worden. Wir dürfen dabei – bildlich – an unsere Bekehrung denken. Wir waren von Natur tot in unseren Vergehungen und Sünden, getrennt von Gott. Aber dann kam der Wechsel in unserem Leben. „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht“ (Eph 2,5). Bei unserer Bekehrung haben wir neues, ewiges Leben in dem Herrn Jesus bekommen und sind nun passend für die Gemeinschaft mit Ihm.

Da der Herr Jesus jetzt unser Leben ist, sollen wir aber auch praktisch verwirklichen „Ich bin mit Christus gekreuzigt und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20).

Das wird dann ein sichtbares Zeugnis in unserem Wandel hervorrufen, nicht zuerst durch Worte. Bei Lazarus war das so. Wir lesen in der Bibel kein einziges Wort von ihm, was er geredet hätte. Er war ein Stiller im Land und doch ein Zeugnis für den Herrn Jesus. Er liegt mit dem Herrn Jesus zu Tisch, hat Gemeinschaft mit ihm; und dann wird in Joh 12, 9–11 berichtet: „Eine große Volksmenge aus den Juden erfuhr nun, dass er (der Herr Jesus) dort (in Bethanien) sei; und sie kamen, nicht um Jesu willen allein, sondern damit sie auch den Lazarus sähen, den er aus den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber ratschlagten, damit sie auch den Lazarus töteten, weil viele von den Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.“

Natürlich war es eine Sensation für die ungläubigen Juden, dass ein Toter wieder lebte, aber mir geht es besonders einmal um die Tatsache, dass viele von den Juden um des Lazarus willen an den Herrn Jesus glaubten. Wenn wir das anwenden auf uns ergibt sich die Frage, ob Menschen meinetwegen, wegen meines Verhaltens, wegen dem, was sie an mir sehen, an den Herrn Jesus glauben. Das ist ein stilles, aber doch sehr lebendiges Zeugnis für den Herrn.

In Philipper 2 gebraucht Paulus das Bild eines Lichts, um die gleiche Tatsache deutlich zu machen: „damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens.“

Ein Licht scheint, das hört man nicht, aber man sieht es. Und wenn wir in diesem Sinne leuchten, wird der Herr Jesus sichtbar in dieser Welt. Lasst uns „Lazarusse“ oder Lichter sein in dieser dunklen Zeit. Da wird ein Licht oft schneller wahrgenommen als eine Stimme unter vielen anderen Stimmen.