Nachfolgend findet der geneigte Leser eine alte Antwort auf eine alte Frage. Manches mag recht pointiert ausgedrückt worden sein. Aber man wird doch sicher verstehen, was dem Schreiber auf dem Herzen lag.   

Man hat gefragt: „Auf welche Weise wird in den örtlichen Versammlungen am besten der Dienst an jungen Brüdern und Schwestern ausgeübt?“ Besser wäre es, die Frage so zu formulieren: „Wie muß der Dienst in den örtlichen Versammlungen beschaffen sein, daß die jungen Brüder und Schwestern den größtmöglichen Nutzen davon haben?“

Fühlen wir da nicht mit einem Male, wie warmes Interesse uns durchflutet? Die erste Fassung könnte Kälte erzeugen, weil eine Ahnung von zweierlei Dienst durch den Satz zu schleichen scheint, was eine Trennung in zwei Abteilungen vermuten lassen könnte, eine für Ältere und eine für Jüngere, während doch das Schönste in einer Familie, auch in der Familie Gottes, die Harmonie im Einssein ist: daß die älteren Personen in die Empfindungen der Jugend eingehen und mit ihr jung tun, und daß umgekehrt die jungen Menschenkinder sich an dem gemessenen Betragen und dem würdigen Ernst heranbilden, welcher Älteren eigen ist oder doch eigen sein soll. Brauchen die Neuerungen und Schlagwörter der heutigen Zeit uns zu beeinflussen? Gerade wie die geistige Atmosphäre, in der wir alle zu leben gezwungen sind, so verderbt ist, soll die Fühlungnahme zwischen Alt und Jung nicht geschwächt, sondern gefestigt werden, sollen die fähigen Älteren beim Gedanken an die Jugend es sich angelegen sein lassen, „nicht auf das Ihre zu sehen“, d. h. wie sie die ihnen zusagende geistliche Nahrung bereitstellen, sondern wie sie sie mit herzlicher Liebe und Treue und mit Sich-Mühe-geben für die heranwachsenden jungen Gläubigen zurechtmachen und in einer diese interessierenden und genießbaren Form darbieten.

Damit ist eigentlich die Frage ihrem Wesen nach beantwortet. Denn etwas anderes als Dienst im Hinblick auf geistliches Wachstum und geistliche Vervollkommnung kann nicht in Betracht kommen. Es wäre verfehlt – und wo es Platz gegriffen hat, wird es sich als verfehlt erweisen –, Dinge in den „Dienst“ einzubeziehen, die dem natürlichen Menschen dienen: Unterhaltung usw. Ohne über solche Dinge ein Urteil zu fällen, sei gesagt, daß sie nicht zum Dienst gehören. Sie werden im Leben des jungen Gläubigen ihre richtige Bewertung und ihren richtigen Platz finden, wenn das, was wirklich „Dienst“ ist, den großen Gegenstand des Dienstes, den Herrn Jesus, ins rechte Licht, in die bestmögliche Beleuchtung rückt. So sollen denn die älteren Brüder (oder auch jüngere, falls sie zu dienen befähigt sind) es darauf anlegen, den jungen Brüdern und Schwestern den Christus der Schriften Alten wie Neuen Testaments so nahezubringen, daß die Herzen brennend werden, indem sie ihr Herz in immer neu angefachter Glut brennend erhalten.

Der Herr selbst hat das Schulbeispiel gegeben: Lukas 24,27. 32. Braucht es noch etwas anderes? Wenn das nicht genügt, mag man sich getrost die weitere Mühe sparen; sie wäre umsonst verwandt. Der Schreiber war auch einmal ein „junger Bruder“ und weiß noch gut, daß er das suchte und erwartete und wie es ihn befriedigte und beglückte, wenn es geboten wurde. Geschichts- und andere Kenntnisse mögen maßvoll bei den Darbietungen verwendet werden; eigentlich kann sie sich aber die lernbegierige Jugend selber aneignen. Dem Herrn zu singen und zu spielen, mögen die Jüngeren unter sich betreiben, aber es möge doch nicht zur Spezialität ausgebildet werden, wie es in vielen gläubigen Kreisen der Fall ist. Sei gewarnt, liebe gläubige Jugend, dich in solchen an und für sich lobenswerten Dingen von der herrschenden Strömung mitreißen zu lassen; wie leicht geht es über ein vernünftiges Maß hinaus, und dem Herrn geht etwas verloren. Das Wort ist wahr: „Das Gute ist der Feind des Besseren“. Das Bessere ist: auf den Umgang mit dem Herrn und auf das Studium des Wortes mehr Zeit zu verwenden als auf andere Dinge.

„Zu leben – das ist für mich Christus“, sagt der Apostel. Was ist das? Daß sein Privatleben, sein Dienstleben, sein Predigerleben unter diesem ihn faszinierenden Namen wie unter einem Banner sich abspielte. Christus! So soll der Dienst gekennzeichnet sein, so begeistert und begeisternd! Wo bleibt da Raum für anderes? Bei wem es dann nicht zündet, der sei dem Erbarmen Gottes befohlen; über den Dienst aber sollte nicht hinausgegangen werden.