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Kein Evangelist beschreibt die Beteiligung des Volkes in Jerusalem an der Kreuzigung des Herrn Jesus mit so drastischen Worten wie Lukas. Pilatus hatte das Volk zusammengerufen und will die Freilassung Jesu bewirken. „Ich will ihn züchtigen und freilassen“, lautet sein Angebot. „Sie schrien aber allesamt auf und sagten: Weg mit diesem, lass uns aber Barabbas frei!“ Weg mit diesem! Verächtlicher hätten sie es nicht ausdrücken können. „Ich werde weggescheucht wie eine Heuschrecke“, klagt der Herr prophetisch in Psalm 109,23.

Pilatus startet einen zweiten Versuch, Jesus freizulassen. „Sie aber schrien dagegen und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn!“ Das Fluchholz schien ihnen der passendste Platz für den, der gekommen war, sie zu suchen und zu erretten. Lieber soll der Mörder Barabbas auf freien Fuß gesetzt werden.

Ein drittes Mal bietet Pilatus an, den Herrn Jesus zu züchtigen und dann freizulassen. Es ist ein unerhörtes Angebot, so mit dem zu verfahren, an dem er nichts Todeswürdiges gefunden hatte. Aber damit will sich das Volk durchaus nicht zufriedengeben. „Sie aber bedrängten ihn mit großem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt würde. Und ihr … Geschrei nahm überhand.“ Ein aufgewiegelter Mob, wie von Sinnen. Was würde es bedeuten, wenn es weiter heißt: „Jesus aber übergab er ihrem Willen.“

Als er dann, ihrer Meinung nach, endlich gekreuzigt war, lesen wir: „Und das Volk stand da und sah zu.“ Jetzt hatten sie ihren Willen, konnten sich gar nicht sattsehen an seinen Qualen. Der Herr hat es tief empfunden: „Sie sehen mit Genugtuung auf mich“ (Ps 22,18 Anm.). Und was waren die ersten Worte, die sie aus dem Mund des Gekreuzigten hörten? „Vater vergib ihnen.“ Findest Du irgendwo eine vollkommenere Sanftmut und eine reinere Liebe als dort am Kreuz?

Und das war keine vorübergehende Gefühlsregung des Heilands. Das war der tiefste Ausdruck seines Herzens. Das macht der Evangelist Lukas überaus deutlich, wenn er wiedergibt, was der auferstandene Christus zu seinen Jüngern sagte: „So steht geschrieben, dass der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen sollte aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, anfangend von Jerusalem“ (Lk 24,46.47). Anfangend von Jerusalem! Das ist nicht nur die Abwesenheit jeglicher Bitterkeit, denen gegenüber, die ihn weghaben wollten. Das ist anbetungswürdige Gnade!

Selbst in tiefster Leidensflut

liebtest Du all Deine Hasser.

Niemand dich erfassen kann,

staunend beten wir Dich an!