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Der Herr sagt seinen Jüngern, und damit auch heute uns: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14). Wir haben uns bereits damit beschäftigt, wem der Herr Jesus das sagt. Es sind eben solche die einst Finsternis waren, jetzt aber „Licht in dem Herrn“ sind (Eph 5,8). Was für ein Wandel! Als solche sind wir passend gemacht für die Herrlichkeit des Vaterhauses, wo alles Licht und Liebe ist.

Aber noch leben wir in einer Welt der geistlichen Finsternis. Und genau in dieser Welt hat der Herr uns zurückgelassen, damit wir „inmitten eines verkehrten und verdrehten Geschlechts“ wie Lichter in der Welt scheinen „darstellend das Wort des Lebens“ wie Paulus das an die Philipper schreibt (Phil 2,15). Dieses Licht empfangen wir von unserem Herrn, dem „wahren Licht“, damit wir es hier, in der Welt, in der er verworfen wurde, widerstrahlen können.

Wir haben bereits bei dem Salz gesehen, dass es eine konservierende, erhaltende Funktion hat. Salz kann einen gewissen Zustand erhalten, kann aber, wenn ein verderbender Prozess einmal begonnen hat, diesen Prozess nicht wieder umkehren. Es kann nicht wiederherstellen. Licht dagegen geht in seiner Wirkung weiter. Wenn wir noch einmal an den Herrn Jesus denken, so hat er die Menschen in das Licht Gottes gestellt und das geschieht auch heute noch. In diesem Licht wird der ganze sündige Zustand deutlich. Doch in seiner Gnade hat er auch Licht gegeben, damit die, die an ihn glauben, nicht in der Finsternis bleiben (Joh 12,46). Auch heute – und dazu möchte der Herr dich und mich benutzen – soll die Finsternis von Seelen erhellt werden und zu „dem Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2. Kor 4,6) geführt werden.

Der Herr Jesus fährt dann fort und redet von einer Stadt oben auf dem Berg. Damit redet er von dem Normalzustand eines Jüngers. So eine Stadt kann eben nicht verborgen bleiben. Gerade bei Nacht gibt sie einen Lichtglanz ab, der weit zu sehen ist. Und so ist das eben auch bei einem Jünger. Er ist das Licht der Welt! Und dieses Licht wird gesehen. Denken wir einmal an Mose, der sich gerade in der Gegenwart Gottes aufgehalten hatte und mit Gott geredet hatte. „Und es geschah, als Mose vom Berg Sinai herabstieg – und die zwei Tafeln des Zeugnisses waren in der Hand Moses, als er vom Berg herabstieg –, da wusste Mose nicht, dass die Haut seines Angesichts strahlte, weil er mit ihm geredet hatte.“ (2. Mo 34,29). Je mehr wir in der Gegenwart des Herrn sind, desto heller wird auch unser Licht in dieser Welt strahlen! Das kann – eigentlich – gar nicht verborgen bleiben; eigentlich, denn der Herr geht wieder zu einer Warnung über.

Das Bild das der Herr für diese Warnung verwendet, ist das einer Lampe in einem Haus, die unter den Scheffel – eine undurchsichtiges Gefäß – gestellt wird. Das macht eigentlich kein Mensch, denn eine Lampe ist dazu da, dass sie Licht gibt und das Haus erhellt. Daher wird sie auf den Lampenständer gestellt. In Markus 4,21 wird das Bild noch um einen weiteren Aspekt erweitert. Dort fragt der Herr: „Holt man etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt werde? – nicht vielmehr, damit sie auf den Lampenständer gestellt werde?“ Im natürlichen Leben würde keiner von uns auf die Idee kommen so etwas zu tun. Das wäre völlig widersinnig und kontraproduktiv. Das würde keiner machen.

Im geistlichen Leben machen wir das leider doch, oder? Kann es nicht sein, dass wir so beschäftigt sind mit den natürlichen Dingen des Lebens – und dabei müssen wir noch nicht einmal an sündige Dinge denken – dass wir keine Zeit und keine Ruhe haben uns mit geistlichen Dingen zu beschäftigen? Dass wir gar nicht die Gemeinschaft mit unserem Herrn suchen? Zeit ist ein knappes Gut, klar. Und oft haben wir keine Zeit – sagen wir zumindest. Aber das ist nur eine faule Ausrede! Wenn ich sage, dass ich für die eine oder andere Sache keine Zeit habe, dann habe ich dafür keine Zeit! Für etwas anderes habe ich schon Zeit. Ob ich für dieses oder jenes Zeit habe, ist eine Frage der Priorisierung. Was gebe ich dem Vorrang? Was ist mir wichtig? Es mag sein, dass wir wenig bis gar keine Zeit haben – aber für manche Dinge muss man sich einfach Zeit nehmen.

Für manche mag eine große Geschäftigkeit – wo von eben der Scheffel redet – ein Problem sein. Für andere ist es das „Bett“ – ein Leben, das eher durch Gemütlichkeit, Faulheit und Egoismus geprägt ist. Ja, sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen ist anstrengend. Es fordert uns nicht nur gedanklich heraus, sondern eben auch geistlich. Durch Anstrengungen haben Menschen schon großartige Dinge erreicht. Oft waren wir bereit große Strapazen und Anstrengungen auf uns zu nehmen, weil wir ein Ziel hatten, dass uns motiviert hat. Aber im geistlichen ist das nicht anders. Denken wir einmal an die Jünger in Matthäus 17. Bevor sie auf dem Berg oben Zeugen der Herrlichkeit des Herrn werden konnten, mussten sie auf den Berg hoch. Das war anstrengend, aber wie wurde es belohnt! Durch die Beschäftigung mit geistlichen Dingen werden wir gestärkt und geben wir unserem Leben Richtung. Als solche, die sich mit dem Herrn beschäftigt haben, werden wir auch als Anbeter vor dem Vater treten und können gleichsam vor ihm ausbreiten, was wir von seinem Sohn erkannt haben. Und wie sehr freut sich der Vater, wenn er, durch unsere Beschäftigung mit seinem Sohn, immer mehr Wesenszüge seines Sohnes in uns sieht! Darüber hinaus werden wir selber auch fähig sein, anderen geistliche Wahrheiten aus Gottes Wort mitzuteilen und so wirklich unserer Funktion als „Licht der Welt“ nachkommen zu können.

Der Herr Jesus beendet das Gleichnis mit den Worten: „Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Mt 5,16). Was damit nicht gemeint ist, dass wir „guten Werke“ im landläufigen Sinne tun und sichergehen, dass man das auch sieht – also der typische überdimensionale Check in der Zeitung. Wenn das gemeint wäre, würde es direkt den Worten des Herrn aus Matthäus 6,1–4 widersprechen. Wenn wir eben Wohltätigkeit üben, dann sollen wir das nicht in die ganze Welt hinausposaunen, sondern im Verborgenen tun, und der „Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vergelten“ (V.4). Und sicherlich würde das auch nicht den „Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Mt 5,16), sondern uns selbst.

Wir haben bereits am Anfang gesehen, dass „Licht“ davon spricht, was Gott von sich und seinen Gedanken offenbart. Wenn wir nun unser Licht leuchten lassen sollen, dann soll etwas von Gott und seinen Gedanken dadurch sichtbar werden. In diesem Sinne sind die „guten Werke“ all das, was in unserem Leben den Willen und die Absichten Gottes widerspiegelt. Das ist dann nicht etwas, was wir sporadisch hier und da in unserem Leben einmal tun. Das ist dann ein Dauerzustand. Wie viele Gelegenheiten haben wir tagtäglich etwas davon zu zeigen!

(Schluss)