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Der dritte Vers bildet den Abschluss der Einschaltung, die mit dem ersten Vers begonnen hat. Johannes kommt damit auf unserer Verantwortung und die Wirkung, die das Vorgestellte auf uns haben soll, zu sprechen. Er sagt gleichsam: „Ich habe euch die Liebe des Vaters vor eure Herzen gestellt. Ich habe euch unsere Stellung als Kinder Gottes in dieser Welt erklärt, aber auch die herrliche Zukunft, die wir erleben werden. Wir wissen all diese Dinge und dürfen uns darauf freuen. Aber welche Wirkung hat das jetzt alles auf unser Leben?“

„Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,3)

Eigentlich ist das gar keine Ermahnung – es ist vielmehr eine Feststellung, die Johannes hier macht: Jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, der reinigt sich auch. Das eine führt zum anderen. Da das eine wahr ist, erfolgt auch das andere. Je mehr wir mit unserer gegenwärtigen Stellung als Kinder Gottes und unserer Zukunft beschäftigt sind, desto mehr wird das auf unser praktisches Leben eine heiligende Wirkung haben.

Als Kinder Gottes haben wir diese Hoffnung und sind nicht „wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben“ (1. Thes 4,13). In dieser Welt ist Hoffnung etwas so Ungewisses. Menschen sind voller Hoffnung, bis sie dann bitter enttäuscht werden. Der eine hofft auf eine Gehaltserhöhung – aber der Chef genehmigt sie nicht. Die andere hofft, dass ihre Liebe erwidert wird – aber der Mann bleib ihr gegenüber gefühlslos. Und wieder einer hofft, dass „alles gut geht“ – aber alles geht schief. Menschliche Hoffnung ist immer etwas Ungewisses und Subjektives. Keiner weiß, ob sie sich wirklich erfüllt. Das kann auch gar nicht sein, denn menschliche Hoffnung stützt sich letztlich immer auf andere Menschen – und das ist kein stabiles Fundament.

Die Hoffnung, die wir als Kinder Gottes haben – die christliche Hoffnung – ist da völlig anders. Zum einen richtet sie sich nicht auf diese Erde. Sie richtet sich auf den Herrn Jesus und den Himmel: Wir haben die Hoffnung, dass der Herr Jesus einmal kommen wird, um uns zu sich in die Herrlichkeit zu holen (1. Thes 4,17; Römer 5,2). Aber auch hier auf der Erde haben wir die Hoffnung, dass Gott immer einen Weg für uns hat (Römer 5,4). Auch hier auf der Erde haben wir es bereits mit dem „Gott aller Hoffnung“ (Römer 15,13) zu tun. Aber Kinder Gotte sind über diese Dinge nicht ungewiss, ob sie nun eintreten oder nicht. Wenn es um die christliche Hoffnung geht, dann wissen wir, dass die Dinge eintreffen werden, aber wir wissen nicht wann. Diese Gewissheit können wir haben, weil unsere Hoffnung sich auf den Herrn Jesus stützt. Wir haben diese Hoffnung zu ihm, wie Johannes das in 1. Johannes 3,3 schreibt, oder, etwas wörtlicher, die Hoffnung auf ihn. Das bedeutet, dass unsere Hoffnung sich auf ihn gründet und in ihm ruht. Das macht die ganze Sicherheit unserer Hoffnung aus.

Hier bei Johannes richtet sich diese Hoffnung vor allem auf die Tatsache, dass wir den Herrn Jesus sehen werden, wie er ist, und dass wir ihm gleich sein werden. Noch ist das nicht so, aber es wird ganz gewiss einmal so kommen. Und weil das so sein wird, soll das Bemühen jedes Kindes Gottes sein, auch in unserem Leben ihm ähnlicher zu sein und uns zu reinigen, „wie er rein ist“.

Dieses Reinigen ist ein fortlaufender und beständiger Prozess. Es gibt in dem Leben eines Christen wohl keinen Tag, an dem er nicht etwas zu verurteilen oder zu bekennen hat. Wir haben zwar das Leben des Herrn Jesus in uns, aber ebenso auch noch die alte Natur. Damit müssen wir zwar nicht mehr sündigen, können es aber noch. Und unsere tägliche Erfahrung lehrt uns, dass wir es leider auch tun. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns immer wieder reinigen. Wir stellen uns gleichsam in das Licht Gottes, richten uns nach der Norm aus, die wir in dem Herrn Jesus finden, und verurteilen und bekennen alles, was in dem Licht Gottes nicht standhalten kann oder nicht zu dem Herrn Jesus passt. Das ist sicherlich ein unangenehmer Prozess, der uns aber dann in die ungetrübte Freude der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Herrn Jesus bringt. Unterlassen wir dieses ständige Selbstgericht, geraten wir in Gefahr, dass der Vater züchtigend in unser Leben eingreift, um uns auf eine Sünde aufmerksam zu machen und uns dann zum Selbstgericht zu bringen.

Jemand hat die christliche Hoffnung eine heiligende Hoffnung genannt. Wir können das gut verstehen. Wenn ich so mit einer Sache beschäftigt bin und völlig davon eingenommen bin, dann habe ich keine Kapazitäten für etwas anderes mehr. Genauso ist es in geistlichen Dingen. In dem Maß, wie wir hier auf der Erde mit dem verherrlichten Herrn beschäftigt sind und sein baldiges Kommen erwarten, in dem Maß werden wir auch von dem Bösen dieser Welt weggezogen. Die christliche, auf den Herrn Jesus und sein Kommen ausgerichtete Hoffnung setzt uns hier und jetzt schon für ihn beiseite.

Gott gibt uns hier einen unendlich hohen Maßstab und Vorbild: Christus selbst. Dieser Maßstab ist für uns unerreichbar und doch kann Gott uns keinen geringeren geben. In uns wohnt leider immer noch die alte, sündige Natur. Das wird so lange der Fall sein, bis der Herr Jesus uns zu sich in den Himmel holt. Aber bis dahin ist es nötig, dass wir uns immer wieder reinigen, „wie er rein ist“. Der Herr Jesus hat diese sündige Natur eben nicht. Auch nicht, als er hier auf der Erde war. „Sünde ist nicht in ihm“ schreibt Johannes (1. Joh 3,5) – was eigentlich gleichbedeutend ist mit „wie er rein ist“ (V.3). Das geht weiter als das, was Petrus schreibt, dass der Herr Jesus nie eine Sünde tat (1. Pet 2,22). Er war und ist immer der Reine. Als solcher hat er das Werk von Golgatha vollbracht, als solcher ist er jetzt im Himmel und der Maßstab für unsere Reinigung. Als solchen werden wir ihn bald sehen „wie er ist“!

(Schluss)