Wenn es darum geht, die Ziege als Opfertier zu beschreiben, dann ist häufig Folgendes zu hören: „Die Ziege ist besonders das Tier für das Sündopfer. Darum sollten wir besonders an die Sünde und an die Sühnung denken, wenn wir von diesem Tier lesen.“[1]

Dieser Hinweis mag auch für viele Stellen nützlich sein. Denken wir zum Beispiel an die „Ziegenböcke“ in Matthäus 25. Aber gerade dann, wenn man die verschiedenen Opferarten betrachtet (z.B. in 3. Mose 1–7), ist dieser Hinweis wenig zielführend. Was nützt  beispielsweise dieser Hinweis, wenn man sich das Friedensopfer anschaut, wo als Opfergabe auch eine Ziege erlaubt war (3. Mose 3,12)?

Anders gesagt: Es muss doch möglich sein, ein oder mehrere charakteristische Merkmale der Ziege zu nennen und das dann mit dem Opfer verbinden zu können. Bei dem Schaf, das auch zum Kleinvieh gerechnet wird, gelingt das ja auch: Das Schaf zeigt uns die Geduld und die Sanftmut, die sich in Jesus vollkommen gezeigt hat (Jes 53,7 etc.).

Bei Ziegen fällt auf, dass sie genügsam und trittsicher sind. Das weist bildlich darauf hin, dass der Herr unbeirrt einen Weg ging, bei dem er nicht seine Ehre und etwas für sich suchte. Bei der männlichen Ziege und beim männlichen Schaf wird zudem besonders hervorgehoben, dass Energie und Kraft vorhanden ist (vgl. mit Dan 8). Es ist daher nicht verwunderlich, dass nur beim Brandopfer (und nicht bei den anderen Opferarten: Friedensopfer, Sünd- und Schuldopfer) Ziegenböcke verwendet wurden. Denn beim Brandopfer finden wir den Aspekt, dass der Herr in ganzer Kraft seinen Weg zur Ehre Gottes und zu seiner Verherrlichung ging. So lesen wir exklusiv im Johannesevangelium: „Und sein Kreuz tragend ging er hinaus nach der Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgatha heißt“ (Joh 19,17).


Fußnoten:

  1. Ähnlich ist es bei dem Widder, bei dem darauf hingewiesen wird, dass dieses Tier häufig im Zusammenhang mit Einweihungszeremonien genannt wird, und das daher bildlich (nur) auf Hingabe deuten soll, wie gesagt wird.