„Er musste aber durch Samaria ziehen. Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber dort eine Quelle Jakobs. Jesus nun, ermüdet von der Reise, setzte sich so an der Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samaria, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!“ (Joh 4,4–7)

Eine zu Herzen gehende Szene entfaltet sich hier vor unseren Blicken: Der Herr Jesus, ermüdet von der langen Reise, setzt sich an der Quelle Jakobs nieder, um einer in Sünde lebenden samaritischen Frau zu begegnen. Seine Ermüdung und auch sein Durst zeigen, wie völlig Er Mensch war. Er, der das Wasser erschaffen und die Meere ins Dasein gerufen hat, vollbringt kein Wunder, um seinen Durst zu stillen, sondern bittet eine sündige Frau, Ihm etwas zu trinken zu geben.

Die Art und Weise, wie der Herr Jesus dieser Frau begegnet und das Gespräch mit ihr eröffnet, bietet uns Anschauungsunterricht par excellence. Nachfolgend möchte ich einige bemerkenswerte Punkte hervorheben:

Der Herr will der Frau begegnen

Der Herr Jesus suchte die Begegnung mit der samaritischen Frau. Er wollte, ja musste ihr begegnen, um den Durst ihrer Seele für immer zu stillen und ihr – und damit auch uns – wichtige Lektionen über die christliche Anbetung mitzuteilen. Er richtete seinen Weg so ein, dass Er dieser Frau begegnete – auch wenn es für Ihn bedeutete, durch das von den Juden verachtete Samaria zu ziehen.

Frage an uns: Suchen wir die Begegnung mit einzelnen Menschen, um ihnen das Evangelium oder christliche Wahrheiten mitzuteilen – auch wenn es für uns vielleicht eine längere Reise oder einen Umweg bedeutet?

Der Herr geht dahin, wo die Frau sich aufhält

Der Herr Jesus suchte die Frau dort, wo sie sich aufhielt. Er wartete nicht, bis sie zu Ihm kam, sondern begab sich an den Ort, wo sie war. Wie der Hirte dem verlorenen Schaf nachgeht, bis er es findet, so ging der gute Hirte dieser verlorenen Frau nach, bis Er sie fand. Er kannte alle ihre Wege und wusste, dass sie an den Brunnen kommen würde, um Wasser zu schöpfen. Und dort wartete Er auf sie, bis sie kam.

Frage an uns: Suchen wir die Menschen da, wo sie sich aufhalten oder erwarten wir, dass sie dorthin kommen, wo wir sind? Sind wir bereit, ihnen nachzugehen, bis wir sie finden?

Der Herr nimmt sich Zeit

Der Herr Jesus nahm sich Zeit für diese Frau. Er setzte sich an der Quelle nieder und wartete, bis sie kam. Und als Er schließlich mit ihr sprach, nahm Er sich die Zeit, um auf alle ihre Fragen und Bedürfnisse einzugehen. Er investierte die Zeit, die nötig war, um ihr Herz und Gewissen zu erreichen. Im Verlauf des Gesprächs führte Er sie dazu, ihr sündiges Leben im Licht Gottes zu sehen und öffnete ihr die Augen, so dass sie erkannte, wer Er war.

Frage an uns: Nehmen wir uns die Zeit, um auf die Fragen und Probleme unserer Mitmenschen einzugehen? Sind wir bereit, Zeit zu investieren, um ihre Herzen und Gewissen zu erreichen?

Der Herr sorgt für eine ungestörte Atmosphäre

Um mit der Samariterin allein und ungestört reden zu können und vielleicht auch, um sie vor möglichen unangenehmen Fragen und Bemerkungen der Jünger zu schützen, hatte der Herr dafür gesorgt, dass keiner seiner Jünger anwesend war, als Er mit ihr sprach. Die Jünger waren alle in die Stadt gegangen, um Nahrungsmittel zu kaufen. Als sie zurückkamen, verwunderten sie sich zwar, dass Er mit einer Frau sprach, aber stellten keine Fragen (V. 27).

Frage an uns: Suchen wir das vertrauliche Gespräch mit unseren Mitmenschen, wenn es darum geht, ihren Bedürfnissen und Nöten zu begegnen? Sorgen wir für eine ungestörte Gesprächsatmosphäre?

Der Herr hat einen Anknüpfungspunkt

Die samaritische Frau kam zu dem Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Daran knüpfte der Herr an und bat sie, Ihm etwas zu trinken zu geben. Er begann das Gespräch nicht mit einem Thema, das über den Kopf der Frau hinwegging, sondern mit einer Bitte, die sie nachvollziehen und der sie entsprechen konnte. Obwohl es dem Herrn in erster Linie um den Durst der Seele ging, knüpfte Er an den natürlichen Durst an.

Frage an uns: Suchen wir das Gespräch mit unseren Mitmenschen, indem wir an das anknüpfen, was sie interessiert und womit sie vertraut sind? Reden wir so, dass sie uns verstehen?

Der Herr beginnt das Gespräch mit einer Bitte

Als die Frau zum Brunnen kam, sprach der Herr zu ihr: „Gib mir zu trinken!“ Als derjenige, der das Wasser erschaffen hat und Wind und Wellen gebietet, hätte Er das Gespräch auch anders beginnen können. Doch in seiner Demut wählt Er „den untersten Weg“ und wird zum Bittsteller.

Frage an uns: Wie begegnen wir unseren Mitmenschen? Begegnen wir ihnen von oben herab oder „auf dem unteren Weg“?

Der Herr spricht zu Herz und Gewissen

Der Herr Jesus berührte Herz und Gewissen der in Sünde lebenden Frau. Nachdem Er ihr Herz erreicht hatte und sie Ihn um das lebendige Wasser bat, stellte Er ihr Gewissen in das Licht Gottes (V. 15.16). Die Frage der Sünde in ihrem Leben musste gottgemäß geklärt werden, bevor Er ihr das lebendige Wasser geben konnte. Eine lebendige Beziehung zum Herrn Jesus kann es nur dann geben, wenn das Herz und Gewissen getroffen worden sind.

Frage an uns: Ist es uns ein Anliegen, das Herz und Gewissen unserer Mitmenschen zu erreichen? Sind unsere Worte „allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt“ (Kol 4,6)?

Der Herr kommt zum Ziel

Der Herr kam mit dieser Frau zum Ziel. Trotz ihrer zahlreichen Abschweifungen und Fragen führte der Herr den Verlauf des Gesprächs so, dass sie Ihn schließlich als Messias erkannte. Nachdem der Heiland siebenmal gesprochen hatte, ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, ging weg in die Stadt und sagte zu den Leuten: „Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe. Dieser ist doch nicht etwa der Christus?“ (V. 29). Später bezeugten die Leute aus Sichar, dass Christus der Heiland der Welt sei (V. 42) – und die Frau vom Jakobsbrunnen stimmte von Herzen damit überein.

Frage an uns: Kommen wir in den Gesprächen mit unseren Mitmenschen auf die wichtigen Punkte zu sprechen oder verzetteln wir uns in Belanglosigkeiten und Banalitäten? Haben wir das Ziel, unsere Mitmenschen zu Christus zu führen?

Zusammenfassung

Die Art und Weise, wie der Herr Jesus der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen begegnet, ist sehr lehrreich. Folgende Punkte wollen wir uns merken:

·         Suche die Begegnung mit einzelnen Menschen!

·         Suche die Menschen dort, wo sie sich aufhalten!

·         Nimm dir Zeit für ihre Fragen und Bedürfnisse!

·         Sorge für eine ungestörte Gesprächsatmosphäre!

·         Suche einen geeigneten Anknüpfungspunkt!

·         Begegne den Menschen in Demut!

·         Versuche, ihr Herz und Gewissen zu erreichen!

·         Rede nicht um den heißen Brei herum, sondern stelle Christus vor!

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