Es wird oft gesagt, dass wir in den ersten Versen von Apostelgeschichte 2 die „Geburtsstunde“ der Versammlung haben. Doch können wir uns da so sicher sein? Apostelgeschichte 2 redet doch gar nicht von Versammlung. Existierte sie nicht bereits?

In Epheser 3 lernen wir, dass der Vorsatz Gottes in Bezug auf die Versammlung so ewig ist wie Gott selbst (Eph 3,10+11). Doch wird dort auch gesagt, dass es sich hierbei um ein Geheimnis handelt, „das von den Zeitaltern her verborgen war“ (Eph 3,9). Wenn das Neue Testament von Geheimnissen spricht, dann meint das Dinge oder Wahrheiten, die im Alten Testament noch nicht bekannt waren. Und so finden wir im ganzen Alten Testament keinen direkten Hinweis auf die Versammlung, wohl jedoch einige sehr schöne vorbildliche Hinweise (z.B. bei Adam und Eva, Isaak und Rebekka, Joseph und Asnath, Mose und Zippora, die Stiftshütte, usw.).

Als der Sohn Gottes als Mensch in diese Welt kam, machte Er durch drei wesentliche Aussagen deutlich, dass die Versammlung zu seinen Lebzeiten noch nicht existierte. In Johannes 12,24 sagte Er, dass das Weizenkorn (damit meint Er sich selbst) allein bleibt, wenn es nicht stirbt. Der Tod des Herrn war nötig, damit Er nicht allein blieb.

Als Er dann erstmalig ganz offen über seine Versammlung sprach, verwendete er die Zukunftsform: „Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“ (Matthäus 16,18). Er sagte nicht: „ich habe gebaut“ oder: „ich baue“, sondern „ich werde bauen“. Die Bauzeit der Versammlung hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen.

Drittens sagt der Herr Jesus in Johannes 7,38: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Und der Evangelist fügt hinzu: „Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Für das Herabkommen des Heiligen Geistes war also die Verherrlichung des Herrn Jesus durch seine Rückkehr in den Himmel die Voraussetzung.

Diese Tatsache ist insofern nicht unwichtig, weil wir aus 1. Korinther 12,13 lernen, dass der Leib (und das ist die Versammlung; vgl. Eph 1,23) durch die Taufe mit dem Heiligen Geist gebildet wurde: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“. Diese Taufe, das können wir aus Apostelgeschichte 1,5 ganz klar erkennen, ist am Pfingsttag geschehen. Sie wird uns am Anfang von Apostelgeschichte 2 beschrieben.

Und so finden wir schon am Ende dieses Kapitels, dass die Gläubigen diese neu gebildete Einheit intuitiv (d.h. ohne Belehrung hierüber) in ihrem praktischen Verhalten verwirklichten. Und von den Neubekehrten heißt es, dass sie hinzugetan oder von dem Herrn hinzugefügt wurden (Apg 2,41+47). Wozu? Zu der Versammlung. In Apostelgeschichte 5,11 werden die Gläubigen dann erstmals ausdrücklich „die Versammlung“ genannt.

Und den vielleicht ergreifendsten Hinweis darauf, dass die Versammlung, der Leib Christi jetzt existierte und untrennbar mit Christus, dem himmlischen Haupt, verbunden war, finden wir kurze Zeit später. Als Paulus (damals noch Saulus) unterwegs war, um die Christen in Damaskus zu verfolgen, wird er von einem Strahl göttlichen Lichts auf den Boden geworfen und hört aus dem Himmel die Worte: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Auf die Frage von Paulus: „Wer bist du, Herr?“, antwortet ihm der Herr aus dem Himmel: „Ich bin Jesus, der Nazaräer, den du verfolgst“ (Apg 22,7+8). Verfolgte er nicht die Christen? Ja, aber die bildeten jetzt zusammen die Versammlung, den einen Leib, und waren nicht zu trennen von dem Haupt im Himmel. Wundert es uns, dass wir gerade durch Paulus über die Kostbarkeit dieses Geheimnisses – Christus und die Versammlung – belehrt werden? Es lohnt sich, sich mit der Lehre des Neuen Testaments über die Versammlung Gottes zu beschäftigen.