In einer Familie interessiert man sich normalerweise dafür, wie es dem anderen geht. Man hat Interesse an dem, was die anderen tun, was sie vorhaben, wo es Schwierigkeiten gibt, was sie freut, wo sie Hilfe brauchen und so weiter. Und was im Bereich unserer natürlichen Beziehungen gilt und gut ist, gilt auch im geistlichen Bereich.

Als Gläubige sind wir Kinder Gottes, haben einen Vater im Himmel und besitzen jeder das gleiche, ewige Leben. So sind wir als Familie Gottes zusammengestellt. Natürlich können wir nicht alle persönlich kennen und uns um sie kümmern, aber doch besonders denen, mit denen wir am Ort zusammengestellt sind und mit denen, denen wir bei unterschiedlichen Gelegenheiten begegnen. Wie wichtig ist da das Interesse am anderen, die praktische Gemeinschaft gerade in einer Zeit, die dadurch geprägt ist, dass man primär auf seinen eigenen Vorteil und sein persönliches Vorankommen bedacht ist. Auch Paulus muss schon mit Trauer den Philippern schreiben „Denn ich habe keinen Gleichgesinnten, der von Herzen für das eure besorgt sein wird.“ Timotheus war da eine Ausnahme.

Aber es gibt auch eine Reihe positiver Beispiele als Ansporn und Ermunterung, dem nachzueifern für uns heute.

Apg 15,36: „Lasst uns nun zurückkehren und in jeder Stadt, in der wir das Wort des Herrn verkündigt haben, die Brüder besuchen und sehen, wie es ihnen geht.“ Paulus hatte es im Herzen, die zu besuchen, die er und Barnabas auf der ersten Missionsreise kennengelernt hatte und die zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus gekommen waren. Es waren Versammlungen entstanden und er hatte das Bedürfnis, sie im Glauben zu befestigen und nach dem persönlichen Wohlergehen der Einzelnen zu sehen. Dabei hatte er sicher zuerst ihr geistliches Wohl im Auge, wollte sie weiter in die Wahrheiten des Wortes Gottes einführen, ihren persönlichen Glauben stärken. Manche Gläubige waren Verfolgungen ausgesetzt, andere lebten in einem götzendienerischen Umfeld, das eine Gefahr für ihre persönliche Treue sein konnte. Aber ihn interessierte sicher auch ihre gesundheitliche Situation und die Dinge des täglichen Lebens. Wie schön war dieser Wunsch. Er war bereit, Zeit und Energie einzusetzen, sich um seine Mitgeschwister zu kümmern.

Später erfährt er dies umgekehrt selber, als er als Gefangener auf dem Weg nach Rom ist. Da brauchte der Apostel Stärkung. In Apg 28,15 heißt es: „Und von dort (Rom) kamen die Brüder, als sie von uns gehört hatten, uns bis Appii-Forum und Tres-Tabernä entgegen und als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste Mut.“ Hier hatten die Gläubigen von Paulus und seiner Gefangennahme gehört. Sicher haben sie auch für ihn gebetet, das war gut und sehr wichtig. Aber sie machen sich auch auf. Das persönliche Sehen und ein Wort der Ermunterung, eine Umarmung, ein Händedruck, ein freundliches Lächeln tat gut. Paulus fasste Mut, wurde also innerlich neu aufgerichtet und er dankt Gott dafür.

Ein drittes Beispiel möchte ich noch nennen. Johannes schreibt seinen dritten Brief an den geliebten Gajus. Herzliche Bruderliebe verband ihn mit diesem Bruder, der in schwierigen Umständen war. Und er schreibt ihm: „Geliebter, ich wünsche dir, dass es dir in allem wohl geht und du gesund bist, wie es deiner Seele wohl geht“ (3. Joh 2). Auch hier finden wir das Interesse am geistlichen und körperlichen Wohl. Die Bibel ist sehr ausgewogen. Die Gesundheit unserer Mitgeschwister ist durchaus etwas, was unsern Gott interessiert und auch uns interessieren soll. Krankheit kann auch innerlich niederdrücken, sie beeinflusst also auch unsere Seele und unser geistliches Wohlergehen. So bringen auch die Schwestern aus Bethanien dieses Anliegen zu dem Herrn Jesus: „Herr siehe, der den du lieb hast, ist krank.“ Auch in dieser Hinsicht sollen wir Interesse aneinander haben und Nöte dem Herrn bringen. Das Wohlergehen der Seele bedeutet dann Gesundheit im Glauben. Sie zeigt sich in Festhalten am Wort Gottes und in einem Leben in Übereinstimmung damit. Wie können wir uns doch gegenseitig befestigen und trösten durch den Glauben, der in dem anderen ist (Röm 1,12) und wie erfreut es Gott, wenn er seine Kinder auf dem Weg des Glaubens in einem guten Miteinander vorangehen sieht.