Unser Herr erzählt das interessante Gleichnis von einem Mann, der in dieser Welt unterwegs ist. Und diese Welt ist manchmal finster, denn wir lesen von „Mitternacht“. Der Reisende ist in Not und darum wendet er sich an seinen Freund. Und dann geht dieser Freund hin und geht zu einem anderen Freund und berichtet ihm, dass sein Freund zu ihm gekommen ist und Nahrungsmittel braucht. Es handelt sich also um die Geschichte von einem bedürftigen Freund, der sich an einen bittenden Freund wendet, der seinerseits die erbetene Hilfe von einem mächtigen Freund bekommt. Unser Herr zeigt, dass der dritte Freund Gott ist, denn so wendet der Herr das Gleichnis an. Gerade so wie der zweite Freund zu dem dritten Freund ging, so sollten wir zu Gott kommen und er wird auf die Bitten hören, die wir für andere vor ihm ausbreiten. Lasst uns nun einige Gedanken aus dieser Geschichte ableiten:

1.       Das sogenannte Vaterunser geht dem Gleichnis voran. Im Matthäusevangelium lesen wir, dass einer der Bitte dieses Gebets ist: „Dein Wille geschehe im Himmel und auf der Erde.“ Wenn sein Wille auf der Erde geschehen soll, dann ist klar, dass wir ihn ausführen müssen. Unser Herr gab uns dafür ein Beispiel. Er kam, um den Willen des Vaters zu tun, und das schloss unseren Segen mit ein. Er kam, uns zu retten, und Er tat es. Nun sind wir hiergelassen, um wie auch zum Segen für andere zu werden. Zu diesem Zweck müssen wir wie der zweite Freund in dem Gleichnis etwas erbitten, etwas wollen. Nur zweimal lesen wir unseren Herrn sagen „Ich will“ in Bezug auf ihn selbst: das eine Mal in Gethsemane, wo er sagt: „nicht wie ich will“ und einmal in Johannes 17: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir seien, wo ich bin“. War es nicht deswegen, weil er auf seinen Willen in Gethsemane verzichtete, dass er in Johannes 17 sagen konnte: „Ich will“? So haben wir auch das Vertrauen, dass wir im Gebet bitten dürfen um das, was wir wollen, wenn wir unseren Willen seinem unterordnen – koste es, was es wolle.

2.       Ein Freund: „Wer von euch hat einen Freund?“ (V. 5). Gott ist dieser Freund. Gott ist unser Vater, aber Freund ist in gewisser Hinsicht ein noch vertraulicherer Ausdruck. Ein Vater erzählt seinen Kindern nicht alles, weil sie nicht alles wissen können oder sollten. Aber ein Freund erzählt alles seinem Freund. Ein Vater steht über dem Kind, aber Freunde sind sozusagen auf demselben Niveau. Ist Gott unser Freund? Ein Gläubiger ist ein Kind Gottes, selbst wenn sein Leben nicht in Ordnung ist, aber Freundschaft hängt vom Verhalten ab. „Ihr seid meine Freunde“, sagt der Herr, „wenn ihr irgend tut, was ich euch gebiete.“ Es gibt ein „Wenn“ in Zusammenhang mit der Tatsache, Gott zum Freund zu haben. Siehe auch Jakobus 2,23 und 2. Mose 33,11, wo Gott mit Mose sprach von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet. Haben wir Gott zu einem Freund, zu dem wir um Mitternacht gehen können? Mitternacht spricht von einer dunklen Stunde in unserem Leben. Wandelst du so in Gemeinschaft mit dem Herrn, dass du im Vertrauen zu ihm kommen kannst, wenn du in Not bist? So manche vergessen ihn in den hellen Stunden des Wohlergehens, so dass sie kein Vertrauen zu Gott haben in der dunklen Stunde um Mitternacht. „Wenn unser Herz uns nicht verurteilt, haben wir Freimütigkeit zu Gott“. Es ist gut, so vertraut mit Gott zu sein, dass wir mit Kühnheit zu ihm kommen und unsere Bitten erhört werden, besonders dann, wenn wir für andere bitten, wie es hier der Fall ist.

3.       Wie gesegnet ist es, nicht nur den mächtigen Gott als Freund zu haben, sondern auch einen bedürftigen Mann. Siehe Vers 6: „Mein Freund ist auf seiner Reise zu mir gekommen“. Wie schön ist es, ein Mittler zu sein zwischen dem mächtigen Gott und einer bedürftigen Seele. Und wie schön zu lesen: „mein Freund ist zu mir gekommen“. Wir müssen oft Sündern nachgehen, aber diese bedürftige Seele kam zu dem Mittler. Wir wünschen uns, so zu leben, dass Menschen uns um Hilfe ersuchen, und auch so zu leben, dass wir ihnen die Hilfe geben können, weil wir eine Sprechstunde bei unserem Gott und Freund erhalten, und unsere Bitten erhört werden. Der Freund kam auf der Reise, oder wie man auch übersetzen kann: außerhalb seines Weges. Es stimmt, dass Sünder auf dem Weg durch diese Welt außerhalb des Weges sind, und unsere Aufgabe ist es, ihnen das Brot des Lebens zu geben.

4.       Dazu brauchen wir ein Empfinden für unsere Unzulänglichkeit (Vers 6). „Ich habe nichts, ihm vorzusetzen“. Es ist gut, um die eigene Schwachheit und Unzulänglichkeit zu wissen, aber Paulus sagt uns, dass „Gott uns alles Nötige geben wird“. Wir wissen, von wo wir Unterstützung erhalten können. „Ich habe nichts, Herr, aber du hast alles. Ich kann nicht die Bedürfnisse eines einzigen deiner Geschöpfe stillen, aber du kannst es. Benutze mich zu diesem Zweck“. „Leihe mir drei Brote“

5.       Hast du gemerkt, dass es heißt „Leihe mir“? Alles was wir von ihm bekommen, ist uns nur geliehen. Wir sind nur Verwalter der mancherlei Gnade Gottes. Wir müssen uns ihm gegenüber verantworten bezüglich allem, was er uns anvertraut. Das Gleichnis von den Talenten macht das ganz deutlich. Mögen wir die Gaben, die er uns gibt, gut benutzen, damit wir sein Wohlgefallen an jenem Tag haben!

6.       Die Bitte wird abgelehnt. Die Antwort ist: „Mache mir keine Mühe, die Tür ist geschlossen, meine Kinder sind bei mir im Bett, ich kann nicht aufstehen und dir geben“. Aber diese Antwort entmutigt ihn nicht. Warum nicht? Weil es kein gutes Argument ist, und er hat ein besseres zur Erwiderung. Er bleibt bei seiner Bitte und bekommt schließlich alles, was er braucht. Nicht was er will, sondern was er nötig hat. Unser Gott wird alles denen geben, die ihn belästigen. Der Mittler-Freund hat ein großes Argument, um es Gott vorzubringen, und so gewinnt er. Unser Gott liebt es, wenn man ihm beim Wort nimmt. Wir haben dafür ein schönes Beispiel in der Heilung der syrophönizischen Frau in Matthäus 15. In dem Gleichnis hier sagt zu dem bittenden Freund, dass er ihm die Brote nicht geben kann, weil es zu viel Mühe kostet. Darauf erwidert der betende Freund gewissermaßen: „Ich hatte viel mehr Mühe. Ich bin nicht nur aufgestanden und habe mein Bett verlassen, sondern bin den ganzen Weg zu deinem Haus gegangen, um diese Brote zu bekommen.  Nun kannst du wenigstens aufstehen und mir die Brote geben“. Es geht einfach um die Frage, ob wir unsere Gebete beantwortet haben wollen. Dann nimm ein bisschen Mühe auf dich, und deine Wünsche werden erfüllt. Dieser Mann nahm die Mühe auf sich, sein Bett und sein Haus zu verlassen für einen anderen; und er bekam, wonach er suchte. Es hat keinen Zweck, zu beten, und die Erhörung zu erwarten, wenn wir nicht mit Energie den Segen des Herrn suchen. Ein Bruder betete für seinen Nachbarn, dass der Herr seinen Finger auf ihn legen solle und ihn retten möge. Und als er betete, war es ihm, als ob er hörte: „Du bist dieser Finger.“ Und plötzlich fiel ihm ein, dass er noch nie mit seinem Nachbar darüber gesprochen hatte, dass er einen Heiland brauchte. Lasst uns um andere besorgt sein, sie zu erreichen suchen, und dann wird der Herr unsere Gebete für sie erhören. Manchmal scheint es, als ob der Herr unsere Gebete ignoriere, aber es scheint nur so. Er liebt es, Ja zu sagen, und er wird es tun, aber manchmal prüft er unseren Glauben. Das ist die Geschichte einer dreifachen Schnur, die nicht so leicht zerreißt: Ein mächtiger Freund, der einem betenden Freund Hilfe erweist für einen bedürftigen Freund.