Abel ist ein Bild eines Menschen, der im Vertrauen auf ein Opfer Gott naht, während Kain das Bild eines Menschen ist, der meint, Gott würde eine Religion genügen. Das ist eine Betrachtungsweise dieser alten Geschichte. Eine andere ist diese: Abel ist ein Bild von Christus, der ermordet wurde, und Kain das Bild des jüdischen Volkes, das ihn ermordert hat. Wir wollen diesen Gedanken einmal verfolgen:

  • Abel war ein Hirte (1. Mose 4,2) / Christus bezeichnete sich selbst als Hirte (Johannes 10).
  • Abel brachte das Opfer eines Lammes dar, worauf Gott mit Wohlgefallen blickte (1. Mose 4,4) / Christus, das Lamm Gottes, brachte sich selbst dar – zum Wohlgefallen Gottes (hier sehen wir natürlich auch einen deutlichen Gegensatz).
  • Abel, der Gerechte, wurde grundlos gehasst (Hebräer 11,4; 1. Johannes 3,12) / Christus, der vollkommen Gerechte, erfuhr ebenfalls grundlos Hass (Psalm 69,5; Apostelgeschichte 7,52).
  • Abel wurde aus Neid umgebracht (1. Mose 4,5) / Der Herr auch (Matthäus 27,18).
  • Abel wurde von seinem Bruder umgebracht / Christus wurde von seinem Brüdern nach dem Fleisch, dem Haus Israel, getötet (Apg 2,36).

(Ein Gegensatz ist natürlich, dass das Blut Christ besser redet als das Blut Abels (Hebräer 12,24). Das Blut Abels schrie nach Rache, das Blut Christi redet von Vergebung.)

Nun zu Kain.

  • Kain war religiös, aber er wollte sich nicht auf den Tod eines Stellvertreter stützen, sondern vertraute auf sich und auf das Werk seiner Hände (1. Mose 4,3). / Paulus schreibt von den Juden in Römer 10,3–4, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Erkenntnis, und dass sie ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten wollen.
  • Kain tötete aus Neid. / Die Juden töteten Christus aus Neid.
  • Kain hatte als Erstgeborener einen besonderes Platz, aber er verwirkte ihn durch seine Sünde (vgl. 1. Mose 4,7) / Israel soll das Haupt der Nationen sein (vgl. 5. Mose 28,13), sie haben aber jedes Anrecht darauf verwirkt.
  • Auf Kain lastete eine schwere Blutschuld (1. Mose 4,10–11). / Auf den Juden auch (Matthäus 27,25).
  • Auf Kain lastete der Fluch und der Erdboden würde ihm seine Kraft nicht geben. / Dies lässt sich mit dem verbinden, was im Gesetz den Israeliten als Strafe verkündet wurde (3. Mose 26,34–35; Jeremia 24,9). 
  • Kain wurde unstet und flüchtig auf der Erde (1. Mose 4,12). / Wer die Geschichte der Juden kennt, weißt wie sehr das auf dieses Volk zutrifft (vgl. 5. Mose 28,65)!
  • Kain wurde von dem Angesicht Gottes verstoßen (1. Mose 4,14) / Israel ist heute nicht mehr das Volk Gottes(Hosea 1,9); Gott sieht sie nicht mehr an (vgl. Klagelieder 4,16).
  • Kain befürchtete große Feindschaft, aber Gott wollte ihn bewahren und rächen (1. Mose 4,14–15). / Die Juden wurden sehr angefeindet und doch hat Gott dieses Volk bis heute bewahrt und rächte sich an den Feinden bzw. wird das noch tun.

Das Bild ist ziemlich stimmig – oder etwa nicht?