„Und das Wort des HERRN erging an Jona, den Sohn Amittais, indem er sprach: Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie; denn ihre Bosheit ist vor mich heraufgestiegen“ (Jona 1,1–2).

So beginnt dieser kleine, aber recht bekannte Prophet Jona. Es wird zwar nirgendwo ausdrücklich erwähnt, dass Jona der Autor dieses Buches ist, aber wir können wohl davon ausgehen. Ein Hinweis darauf ist, dass alle beschriebenen Personen gut wegkommen, außer er selbst. Er bezeichnet sich in diesem Buch auch nicht selbst als Prophet, sondern das erfahren wir aus dem Bericht über ihn in 2. Könige 14, wo Gott schon einmal einen Auftrag an ihn gehabt hat, und aus den Worten des Herrn selbst in Matthäus 12,39ff. Das Buch Jona ist wie ein Erfahrungsbericht; die prophetische Aussage des Buches liegt eigentlich nicht in der Botschaft Jonas, die sich ja nicht erfüllte, sondern in seinem Leben. Und das zeigt sich besonders in seinem Aufenthalt im Bauch des Fisches, was der Herr Jesus ja ausdrücklich so erklärt. Auch wenn das Buch Jona inhaltlich sehr abrupt endet, ist er wohl danach mit seinem Gott ins Reine gekommen. Er überlässt Gott das letzte Wort und schreibt im Rückblick seine Erfahrungen auf.

Doch zurück zum Anfang dieses kleinen Propheten und damit der Frage, was wir praktisch für uns lernen können. Das Hauptthema ist die große Gnade Gottes, in der er seinem Diener nachgeht, ihn korrigiert, seinen Herzenszustand prüft, ihm Ermunterung gibt und ihn gebrauchen möchte im Dienst für ihn. Der Herr gibt Jona nicht auf und er tut es auch bei uns nicht, wenn wir versagen. Und wie oft ist das der Fall!

Es beginnt mit einem Auftrag des Herrn an Jona: „Das Wort des Herrn erging an Jona.“ Jona wusste, wer zu ihm redete; er kannte seinen Gott als den Ewigen, als den der Autorität hatte und dem er in seinem Leben und Dienst unterstand. Erkennen wir die Stimme Gottes im Gewirr unserer Zeit? Er spricht auch heute zu uns, besonders durch sein Wort und durch seinen Geist, der in uns wohnt. Er hat auch heute für uns – und zwar für jeden von uns – Aufträge, Aufgaben. Sie können sehr unterschiedlich sein, aber er möchte uns gerne gebrauchen, denn dazu hat er uns hiergelassen. Wenn er uns dann einen Auftrag gibt, kann er Gehorsam erwarten. Und wir dürfen wissen, dass er uns dann auch die Kraft zur Ausführung gibt. Sind wir vorbereitet, wenn er uns ruft? Erwarten wir sein Reden? Die Lebenshaltung von Paulus war: „Was soll ich tun, Herr?“ Das gilt nicht nur für besondere Dienste und Diener des Herrn, sondern auch für dich und mich. Daher noch einmal die Kernfragen an uns: Erkennen wir seine Stimme und sind wir darauf vorbereitet, dass er vielleicht heute eine ganz konkrete Aufgabe für uns hat? Der erste Auftrag, den Jona in 2. Könige 14 erhalten hatte, war eine frohe Botschaft; er sollte eine Botschaft der Gnade an das Volk Israel zu richten. Nun bekommt er einen ganz anderen Auftrag: Er soll Gericht gegen Ninive, eine heidnische Stadt, predigen. Wir sind als seine Zeugen und als Lichter in dieser Welt zurückgelassen. Die Botschaft des Evangeliums beinhaltet im Kern auch diese zwei Seiten. Sie ist eine frohe Botschaft, eine Botschaft der Gnade. Sie beinhaltet aber auch die Heiligkeit Gottes und das kommende Gericht. Die Warnung vor dem Gericht war und ist ein Aufruf zur Buße, zur Sinnesänderung und Umkehr.

Gott sagt zu Jona und zu uns „Mache dich auf“ – das bedeutet, Energie aufzuwenden und aufzustehen. Oftmals lieben wir die Ruhe und Bequemlichkeit und wir dürfen auch durch die Güte Gottes solche Zeiten haben und dankbar annehmen. Aber wenn er eine Aufgabe für uns hat, dann gilt es bereit zu sein und das hinter sich zu lassen. Es heißt weiter: „Geh nach Ninive!“ Für Jona waren das konkret ca. 1000 km. Eine lange Reise, die Mühen und Gefahren erwarten ließ. Aber der Herr würde doch für ihn sorgen und mit ihm sein. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde und doch war der Auftrag viel klarer als an Abraham. Wir lernen hier: Der Herr bestimmt unser Arbeitsfeld und im Allgemeinen müssen wir zu den Menschen gehen, sie kommen selten von sich aus zu uns.

Gott hat Kenntnis genommen von der Bosheit dieser Stadt. Er lässt nichts durchlaufen, auch heute nicht. Vielleicht hat es manchmal den Anschein, aber wenn Gott noch nicht im Gericht eingegriffen hat, dann, weil er langmütig ist und nicht will, dass einer verloren geht. Ninive war für ihn eine große Stadt, nicht nur geografisch gesehen, sondern auch, weil er die vielen Menschen dort sah, die verloren waren.

Wenn auch deine Aufgabe eine andere ist wie die von Jona, so gilt doch für jede Aufgabe: Auf seine Stimme zu hören, bereit zu sein, wenn er uns ruft, uns gehorsam aufzumachen im Vertrauen darauf, dass er uns alle Mittel für den Dienst auch zur Verfügung stellt und das weiterzugeben, was er uns aufgetragen hat, ist das Wichtigste.