Wir haben beim letzten Mal gelesen, dass Gott zu Jona gesprochen und ihm einen Auftrag gegeben hat. Wir haben für uns mitgenommen, dass wir auch heute auf die Stimme des Herrn hören wollen, wenn er uns ruft, um dann bereit zu sein und uns gehorsam aufzumachen.

Wenn Gott uns nun das falsche Handeln Jonas vorstellt, dann, damit wir etwas daraus lernen. Nicht, um uns über Jona zu stellen oder um über ihn den Kopf zu schütteln, sondern um uns selbst im Spiegel des Wortes Gottes zu prüfen und anhand des Handelns Gottes mit Jona sein gnädiges und barmherziges Handeln mit uns zu rühmen.

Wir lesen nun in Jona 1,3: „Aber Jona machte sich auf, um von dem Angesicht des HERRN weg nach Tarsis zu fliehen; und er ging nach Japho hinab und fand ein Schiff, das nach Tarsis fuhr; und er gab sein Fährgeld und stieg in dasselbe hinab, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren von dem Angesicht des HERRN weg.“

Das Problem bei Jona war nicht, dass der Auftrag nicht klar war. Im Gegenteil, wenn wir seinen Auftrag mit dem Auftrag Gottes an Abraham vergleichen, wusste Jona viel konkreter, was er zu tun hatte. Sein Problem war seine mangelnde Bereitschaft. Er machte sich auf, aber in die falsche Richtung. Er soll nach Ninive, er will nach Tarsis. „Aber“ – das war das Kernproblem. Er war schlicht ungehorsam; er wusste, was er tun sollte, aber er tat es nicht. Kennen wir das vielleicht auch aus unserem Leben? Wir wissen eigentlich ziemlich genau, was der Herr in dieser oder jener Sache von uns wünscht, aber wir tun es nicht. Manchmal versuchen wir sogar noch alle möglichen Ausflüchte und Gründe für unser Verhalten zu finden. Und die Folge ist, dass unser Leben kompliziert wird. Petrus nennt gläubige Menschen „Kinder des Gehorsams“, die heilig sein sollen in allem Wandel. Heilig meint nicht abgehoben, sondern beiseite gesetzt für Gott. Wir sollen einen Wandel führen, der ihm entspricht, der ihn ehrt. Und Gehorsam ist dabei das Kernelement. Wie ist da der Herr Jesus das vollkommene Vorbild für uns! Es war seine Speise, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hat. Er kam, um seinen Willen zu tun (Joh 4,34 + Ps 40,8.9). Es war also eine Lebensnotwendigkeit für ihn.

Jona war vorher mit Gott in Kontakt gewesen; Gott hatte zu ihm gesprochen. Mindestens einen Auftrag hatte er auf Geheiß Gottes bereits ausgeführt. Aber jetzt scheint sich bei Jona etwas geändert zu haben. Dieser willentliche Ungehorsam kam ja nicht von jetzt auf gleich. Dem äußeren Abweichen geht im Normalfall ein inneres Abweichen voraus. Wie kann so ein inneres Abweichen bei uns aussehen? Mögliche Kennzeichen sind das Nachlassen oder Aufgeben eines aktiven Gebetslebens, das Vernachlässigen des regelmäßigen Bibellesens oder kein Zug mehr zur Gemeinschaft mit anderen Gläubigen und ein Versäumen der Zusammenkünfte. Wenn diese Dinge bei uns aufkommen, dann mag es sein, dass äußerlich noch eine gewisse Zeit alles gut aussieht, dann aber der Zeitpunkt kommt, wo auch unsere Füße einen falschen Weg gehen.

Das Erstaunliche in unserer Begebenheit ist, dass äußerlich zunächst alles glattläuft. Er fand ein Schiff, das nach Tarsis fährt. Ausgerechnet genau zu diesem Zeitpunkt. Anhand der Berichte bei Salomo kann man annehmen, dass so ein Schiff nur alle 1,5 Jahre fuhr. Wir lernen: Wenn alles glattläuft und die Umstände äußerlich gut sind, ist das noch kein Hinweis darauf, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Umgekehrt sind Schwierigkeiten und Hindernisse für sich kein Hinweis auf einen falschen Weg (man denke nur mal an die Jünger auf dem See).

Bei Jona war es ein Weg hinab; das wird hier zweimal gesagt. Wie ernst und traurig sind die Worte „vom Angesicht des Herrn weg“ und „fliehen“. Er hatte Gott tatsächlich den Rücken zugewandt. Ein Diener Gottes – eigentlich unfassbar. Hätte er nicht als Prophet vor dem Angesicht des Herrn stehen sollen? Kannte er Psalm 139 nicht, wo doch steht: „… wohin sollte ich fliehen vor deinem Angesicht?“ Man kann doch Gott nicht davonlaufen. Und Jona wird erfahren, dass er es nicht schafft. Gott will ihm auf dem Schiff begegnen. Und der Weg, der ihn von Gott wegführt, kostete ihn etwas. Er bezahlt sein Fährgeld. Wenn wir eigene Wege gehen, bezahlen wir immer. Der innere Friede geht verloren, die Freude fehlt und der Herr kann uns nicht segnen. Und Jona fährt außerdem wohl nur ein kurzes Stück mit. Er bekommt nichts von seinem Fährgeld zurück.

Diese kurzen Worte zeigen uns, dass auch bei uns Gläubigen das Fleisch, die alte Natur, wirken kann, und dass sie absolut verdorben ist. Wir fragen uns: Welche Gründe kann es bei uns geben, uns einem göttlichen Auftrag zu entziehen, unseren Dienst für den Herrn aufzugeben? Jona teilte nicht die Empfindungen Gottes für die Menschen in Ninive. Wenn wir Menschen gegenüber nicht die Gefühle Gottes haben, wie können wir brauchbar sein? Ein Bruder schrieb hier einmal: „Wenn wir unsere eigenen Motive ehrlich aus der Sicht Gottes beurteilen würden, dann wären wir wahrscheinlich sehr schockiert.“

Lasst uns nahe bei dem Herrn bleiben und ihn bitten uns selbst und unseren Weg aus seiner Perspektive zu sehen und seine Empfindungen zu teilen.