Jona hatte ein Schiff gefunden, das nach Tarsis fuhr und genau da wollte er ja auch hin. Hatte ihn seine überstürzte Flucht vor Gott oder der Fußmarsch nach Japho so erschöpft, dass er vor lauter Müdigkeit sofort seine Koje aufsuchte? Oder war er extra im Schiff nach ganz unten gegangen, um möglichst weit weg von Gott zu sein? Wir wissen es nicht. Aber Gott beginnt nun zu handeln, um seinen ungehorsamen Boten zurechtzubringen. Er wirft einen heftigen Sturmwind aufs Meer, und im Gegensatz zu Jona gehorchen dem Schöpfer-Gott die Naturgewalten. Und nicht nur die Wellen geraten in Aufruhr. Das Schiff droht zu zerbrechen und unter den Seeleuten bricht Panik aus:

„Und die Seeleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott; und sie warfen die Geräte, welche im Schiffe waren, ins Meer, um sich zu erleichtern. Jona aber war in den unteren Schiffsraum hinabgestiegen, und hatte sich hingelegt und war in tiefen Schlaf gesunken“ (Jona 1,5).

Unten im Schiff war es im Gegensatz zur Situation an Deck vergleichsweise ruhig. Während draußen die Seeleute um ihr Leben kämpfen schläft Jona. Kaum zu glauben. Offensichtlich schlug sein Gewissen nicht an. Er hatte sich so weit von Gott entfernt, dass er sich zur Ruhe legen konnte. Aber diese Ruhe hatte nichts mit innerem Frieden zu tun. Der Herr schlief im Sturm auf einem Kopfkissen im tiefen Vertrauen auf seinen Gott. Bei Jona war es die Scheinruhe eines eingeschlafenen Gewissens.

Wenden wir das einmal auf uns als Christen an. In Epheser 5,14 schreibt Paulus: „Wache auf, der du schläfst und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten“. Und in 1. Thessalonicher 5,6: „Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.“

So wie ein Schlafender auf den ersten Blick manchmal nicht von einem Toten zu unterscheiden ist, so gleicht ein schlafender Christ einem Ungläubigen. Er verfehlt seine Berufung, sein Lebensziel. Jona war im dunklen Schiffsbauch und hielt sich in der Finsternis auf, obwohl er doch – wenn wir das geistlich auf uns übertragen – Licht im Herrn war und wandeln sollte im Licht oder als Kinder des Lichts.

Für uns sind mit dieser Situation erste Ermahnungen verbunden:
1. Durch den falschen Weg und das falsche Verhalten Jonas kamen andere in Lebensgefahr – und er bekam zunächst nicht einmal etwas davon mit. Es gibt Menschen um uns her, die in Sündennot sind, und wir sind weder Zeugnis noch Hilfe. Sie können an uns nicht erkennen, dass wir Christen sind, da wir uns ja von den Übrigen nicht unterscheiden. Wir können kein Wegweiser zum Herrn Jesus sein.
2. Wenn wir geistlich schlafen sind wir auch taub und blind für die Nöte unserer Mitgeschwister. Da ist jemand einsam und wir schlafen. Da ist ein anderer krank und wir bekommen es nicht mit. Da braucht jemand Beistand in Glaubensprüfungen und wir haben uns für ein Sofachristentum entschieden.
3. Jona war auf dem Schiff selbst in Gefahr. Das Schiff drohte ja zu zerbrechen und der Untergang des Schiffes hätte auch für ihn den sicheren Tod bedeutet. Wenn wir geistlich unaufmerksam und schläfrig sind, sehen wir Gefahren nicht oder viel zu spät kommen.
4. Schlafen und Gebet vertragen sich nicht. Ebenso wenig verträgt sich ungerichtete Sünde mit Gebet. Den Jüngern hatte der Herr in Gethsemane gesagt: „Wacht und betet, dass ihr nicht in Versuchung kommt.“ Doch die Jünger waren eingeschlafen, hatten nicht gewacht und gebetet und Petrus fiel. Und so wie Petrus durch einen Hahn geweckt werden musste, wurde Jona durch einen Ungläubigen geweckt. Wie beschämend war das für ihn!

Schlafende Christen tun also nicht das, was sie tun sollten: beten und dienen. Wir wollen uns die Ermahnung des Herrn zu Herzen nehmen, dass wir wachen und beten sollen – zur Ehre Gottes und zum Wohl unserer Mitmenschen (Gläubige und Ungläubige) und zu unserer eigenen Bewahrung.