Jona hatte geschlafen, war geweckt worden und durch das Werfen des Loses hatte Gott aufgedeckt, wer die Ursache für den schlimmen Sturm war. Der, der eigentlich ein Prophet Gottes war und Aussprüche Gottes reden sollte und der vor Gottes Angesicht stehen sollte, war weggelaufen, betete nicht und schwieg so lange, bis es gar nicht mehr anders ging. Dann fragen die Seeleute: „Was sollen wir mit dir tun, damit das Meer von uns ablässt?“ (Jona 1,11). Diesen Heiden war klar, dass der Sturm ein Zeichen des Missfallens Gottes über Jona war. Und was ist die Antwort Jonas? Was er jetzt sagen würde, hat einschneidende Konsequenzen: „Und er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen; denn ich weiß, dass dieser große Sturm um meinetwillen über euch gekommen ist“ (Jona 1,12).
Jona unterwirft sich jetzt bereitwillig der Strafe für seinen Ungehorsam, denn er weiß: Ich habe den Tod verdient. Damit anerkennt er, dass das Handeln Gottes mit ihm gerecht ist und übergibt sich in die Hand Gottes. Die Seeleute zögern zunächst noch, merken aber bald, dass alle eigenen Versuche, an das Land zurückzukommen – vermutlich waren sie also noch gar nicht lange unterwegs – zum Scheitern verurteilt waren. Entweder sie würden alle umkommen oder sie mussten Jona ins Meer werfen. Und so lesen wir schließlich in Vers 15: „Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da ließ das Meer ab von seinem Wüten.“ Das bedeutet für Jona den sicheren Tod, aber wir werden später sehen, dass Gott seinen untreuen Diener nicht aufgibt und weiter an und in ihm wirkt.
Diese Begebenheit ist voller praktischer Belehrungen für uns.
1. Jona ist hier einmal das totale Gegenbeispiel zum Herrn Jesus. In der Begebenheit ist Jona schuldig und die Seeleute sind unschuldig. Die Unschuldigen konnten nur durch den Tod des Schuldigen gerettet werden. Unser Heiland war vollkommen unschuldig. Er gab sein Leben – wir nehmen einmal aus dem Buch Jona die Formulierung „unschuldiges Blut“ – um schuldige Menschen vor dem gerechten Gericht Gottes zu schützen. Er ging für dich und mich in den Tod – davon spricht das Meer – damit wir gerettet werden konnten. In 1. Petrus 3,18 heißt es: „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe.“ Den einzigen Weg zur Rettung hat unser Herr und Heiland bereitet. Dass Jona in den 3 Tagen im Bauch des Fisches ein Vorbild auf den Tod des Herrn ist, bestätigt unser Herr selbst, z. B. in Mt 12,40: „Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein.“
2. Die Seeleute, die Jona ins Meer werfen, sind auch das totale Gegenbeispiel zu den Menschen am Kreuz. Sie zögern, das Urteil über Jona auszuführen, dass seinen Tod bedeuten würde. Sie werfen ihn zunächst nicht ins Meer, sondern beten. Sie tun alles, um ihn vor dem Werfen ins Meer zu bewahren. Und wie zuvor erwähnt, sie waren unschuldig an der konkreten Situation, auch wenn sie natürlich sündige Menschen waren. Die Führer Israels hatten solche Skrupel gegenüber dem Herrn nicht. Sie versuchten alles, um ihn zu Tode zu bringen. Wir lesen in dem Evangelium immer wieder dieses „um“, denn es war ihr erklärtes Ziel.
3. Das Bekenntnis Jonas und das sich Unterwerfen unter das gerechte Urteil Gottes war der einzige Weg zur Rettung der Seeleute. Ihre eigenen Werke und Anstrengungen haben nichts genützt. Jeder eigene Rettungsversuch war vergeblich. So ist es auch mit der Rettung von Menschen vor dem ewigen Gericht Gottes. Sie ist nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Aus Werken wird kein Fleisch vor Gott gerechtfertigt; diese Tatsache legt gerade der Römerbrief ausführlich dar. Allein der Glaube an sein Blut, an seinen stellvertretenden Sühnungstod, rettet vor dem Gericht.
4. Schließlich sehen wir in Jona auch ein Vorbild auf einen abgewichenen Gläubigen. Wenn wir gesündigt haben ist Buße und ein aufrichtiges Bekenntnis notwendig für die Wiederherstellung: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9). Und manchmal müssen wir die Folgen des Abweichens tragen. Für Jona kam zunächst noch eine Zeit der Not, David verlor sein Kind, Jakob musste durch große Übungen. Es heißt: „Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Dieses Prinzip Gottes gilt. Dass Gott uns nicht immer die Folgen tragen lässt, ist allein seine Gnade.
5. Das Verhalten Jonas brachte auch Not über andere. Und wir wollen uns im Licht Gottes fragen: Hat unser Verhalten schon Not über andere gebracht? Waren wir schon Ursache für Schwierigkeiten von anderen, weil wir nur auf unseren Vorteil bedacht waren oder falsche Wege gegangen sind? Ist das Zeugnis Gottes dadurch verdunkelt worden?
Wie lehrreich sind doch diese alten Begebenheiten! Wir merken doch: Sie sind zu unserer Belehrung geschrieben. Lasst uns mit Interesse und Aufmerksamkeit das Alte Testament lesen, sodass wir 1. erfahren, wo es von Christus spricht und 2. was wir für unser Glaubensleben daraus lernen können.