Trauer in Bethanien: Lazarus ist gestorben. Wie verarbeiten das Martha und Maria, die beiden Schwestern des Verstorbenen? Was tun sie, als Jesus (endlich) nach Bethanien kommt?

Martha geht Jesus entgegen, als sie hört, dass er kommt, und sagt zu ihm: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben; aber auch jetzt weiß ich, dass, was irgend du von Gott erbitten magst, er dir geben wird“ (Johannes 11,21–22). Was Martha hier sagt, zeugt von ihrem Vertrauen, das sie in den Herrn Jesus hat. Und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein leiser Vorwurf in ihren Worten mitschwingt. Sagt sie nicht mit anderen Worten: „Schade, dass du nicht hier warst. Wenn du gekommen wärst, dann wäre das ganze Malheur nicht passiert. Warum bist du denn nicht gekommen? Nun gut, Herr. Aber du kannst auch jetzt noch Großes von Gott erbitten“?

Bei Maria sehen wir ein etwas anderes Verhalten. Sie geht dem Herrn erst entgegen, als sie gerufen wird. Und sobald sie ihn sieht, fällt sie zu seinen Füßen nieder. Sie nimmt den Platz der Unterordnung willig ein. Doch dann sagt sie exakt dasselbe wie Maria: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben“ (Johannes 11,32). Auch wenn sie dasselbe wie Martha sagt, so tut sie es erstens in einer anderen äußeren Haltung, und zweites lässt sie die Bemerkung weg, dass der Herr ein großes Wunder tun könnte. Sie zeigt eine größere Ergebenheit in den Willen Gottes und in ihren Worten mag auch nicht ein Vorwurf liegen, sondern einfach die Tatsache zum Ausdruck gebracht werden, dass der Tod in der Gegenwart des Herrn keinen Platz hat. Und tatsächlich ist niemand in der Gegenwart des Herrn gestorben, wie uns das die Evangelien zeigen.  

Was Martha gesagt hat, war ganz bestimmt nicht immer schlecht, auch wenn ihr Name nicht selten mit negativen Assoziationen belegt wird. Doch Maria war einfach ein bisschen „geistlicher“; und von ihr können wir an dieser Stelle sicher lernen, uns völliger in den Willen Gottes zu fügen und alles eigenen Wollen zur Ruhe zu bringen.