Jona war ins Meer geworfen worden. Es ging immer weiter hinab; nun gab es aus menschlicher Perspektive keine Hoffnung mehr. Und wieder greift Gott ein. Wie viel Mühe macht er sich mit seinem untreuen Diener! Er bestellt einen großen Fisch, der Jona verschluckt. Drei Tage und drei Nächte ist er im Bauch des Fisches. Er findet einen Zufluchtsort, dort, wo er am wenigsten zu erwarten ist. Dass die Zeit im Bauch des Fisches ein Vorausbild darauf war, dass der Sohn des Menschen, unser Herr, drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde, d. h. im Grab sein würde, wusste Jona natürlich nicht.

Aber was geschieht nun im Bauch des Fisches? Wunder über Wunder. Er ist bei Bewusstsein, offensichtlich unverletzt und er betet! Auch als er im Begriff stand zu sterben, betete er nicht, aber jetzt – jetzt, wo keine Hoffnung auf menschliche Hilfsmittel da ist – beugt er sich endlich! Er ist allein, im Dunkeln – aus der Unruhe und dem Getöse der Welt heraus in die Stille geführt von und mit seinem Gott. Das Gebet ist scheinbar am Ende der Zeit. Die Bedrängnis brachte ihn zum Beten; vorher war er nicht bereit. Der Weg des Eigenwillens führte ihn auf einen Weg der Not und Verzweiflung, sodass es ihn auf die Knie zwingt.

An dem wohl ungewöhnlichsten Ort schreit er zu seinem Gott. Er hat vermutlich wirklich laut gerufen. Ihn konnte dort keiner hören, und doch kam das Gebet an Gottes Ohr. Jona spricht jetzt von „seinem Gott“, was eine persönliche Beziehung ausdrückt. Er lernt ihn jetzt wirklich durch Erfahrung kennen. Sein Gebet besteht zum großen Teil aus Zitaten aus den Psalmen. Er kennt Gottes Wort, stützt sich darauf und wendet die Psalmen auf seine Situation an. Er macht die Erfahrungen der Psalmisten zu seinen eigenen. Der Inhalt des Gebets ist zunächst sein elender Zustand – und wie groß war die Not! Hatte der Herr ihn verlassen? War er nicht an dem Ort, den er in seiner Torheit gesucht hatte?  Doch dann kommt Hoffnung und Vertrauen auf Gott zum Ausdruck. Er anerkennt, dass die Hand Gottes auf ihm liegt. Er war weit weg von Gott und richtet doch sein Auge auf ihn. Er tut Buße und wird eines Sinnes mit seinem Gott. Schließlich lobt er Gott im Voraus für die Rettung. Das ist der Höhepunkt des Gebets: „Bei dem Herrn ist Rettung“. Er spricht so, als wenn die Not schon vorbei wäre. Was für ein erstaunlicher Glaube spricht aus seinen Worten! Ja, Gott ist wirklich ein gnädiger und barmherziger Gott. Er ließ Jona nicht die ganze Ernte seiner Saat einfahren.

Die Situation hat eine Fülle praktischer Belehrungen für uns heute. Ich möchte einmal einige nennen; es gibt sicher noch viel weitere:

Manchmal lässt der Herr die Dinge sehr weit gehen. Das kann wie bei Jona die eigene Schuld sein oder andere Gründe haben, die manchmal verborgen sind. Denn seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken und seine Wege höher als unsere Wege. Aber er tut es nie, um zu verderben, sondern um wiederherzustellen, den Glauben hervorzubringen, sich zu verherrlichen und um uns Erfahrungen machen zu lassen, die wir sonst nicht gemacht hätten.

Wir sehen auch unsere Verantwortung: Wenn wir uns für einen Weg hinab entschlossen haben, dann haben wir auf einmal nicht mehr in der Hand, wie weit es hinabgeht. Lasst uns nahe bei dem Herrn bleiben und ihm folgen.

Manchmal nimmt Gott auch uns an die Seite in seine Schule. Er führt uns in die Stille. In Zeiten ganz allein mit IHM machen wir besondere Erfahrungen.

Zum Gebet: Es gibt keinen Ort, an dem wir nicht beten könnten. Wir dürfen Gott an die Zusagen und Verheißungen in seinem Wort erinnern. Und wir dürfen erleben, dass Gott immer bereit ist, zuzuhören und zu vergeben. Das Gebet ändert außerdem die Blickrichtung: Es richtet uns von den irdischen Nöten weg auf unseren großen und liebenden Gott aus. Nicht die Situation ändert sich zuerst, sondern die Perspektive. Oft will der Herr erst ein Werk in uns tun, bevor er eins an uns tut.

Wie gnädig und barmherzig ist Gott. Er ist reich an Vergebung – und wir? Sind wir auch bereit zu vergeben, wenn ein Bruder oder eine Schwester gegen uns gesündigt hat? Und sind wir bereit wie Jona zu bekennen, wenn wir gesündigt haben?

Am Ende des Gebets tut Jona ein Gelübde. Auch wir wollen aus Dank über die erfahrene Rettung für die Ewigkeit und aus manchen schwierigen Umständen nicht bei dem Lob des Mundes stehen bleiben, sondern dem auch Taten folgen lassen und aus Dankbarkeit dem dienen, der uns unendlich liebt.