Jona macht sich also auf und geht. Jetzt sind seine Füße auf dem richtigen Weg, er ist gehorsam und führt den Auftrag Gottes aus. Die Reise selbst wird uns nicht berichtet. Gott richtet den Scheinwerfer direkt auf Ninive und die Botschaft in der Stadt.

Jona geht allein. Was hat er wohl empfunden, allein in die Stadt zu gehen, die der Regierungssitz eines großen Feindes von Israel war? Wäre es nicht vernünftig gewesen, einige Begleiter mitzunehmen oder erst einmal vorsichtig zu erkunden, wie gefährlich es war oder sich wie ein Mensch aus Ninive zu verkleiden, um unerkannt zu bleiben? Nein, durchaus nicht. Jona kam im Auftrag Gottes und das war mehr wert als alle Kreativität und Taktik der Menschen. Wenn Gott einen Auftrag gibt, wenn er uns in seinem Wort etwas sagt, dann dürfen wir im Vertrauen darauf vorangehen. Ist das in unserer Zeit anders? Oh nein, Gott bleibt sich treu. Wenn wir heute die Gedanken Gottes über Ehe und Familie ausleben und unsere Kinder danach erziehen, leben wir entgegen der geltenden irdischen Meinung und Ordnung. Wenn wir Seelsorge an jemandem betreiben, bei dem homosexuelle Neigungen aufkommen, riskieren wir Bestrafung. An einigen Orten würden Christen möglicherweise mit einer Geldstrafe belegt, wenn sie sich nach den Gedanken Gottes versammeln, um das Brot zu brechen. Sollte uns das abhalten, uns an Gottes Wort zu halten? Der Herr möge uns die Kraft geben, standhaft und treu zu bleiben. Nicht in einem Geist der Auflehnung gegen die Obrigkeit, aber in einem Geist des Gehorsams gegenüber Gottes Wort.

Und so geht Jona, scheinbar furchtlos, eine Tagesreise in die Stadt hinein und ruft die Botschaft aus, die Gott ihm gesagt hatte: „Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt“ (Jona 3,4b). Heute würden wir das vielleicht als eine merkwürdige Evangeliumsbotschaft empfinden. Aber das war es, was Gott ihm gesagt hatte – das war die Botschaft auf den Punkt gebracht. Jona wiederholte die Botschaft so lange, wie Gott es ihm sagte. Möglicherweise hat er noch mehr gesagt, aber es wird uns nicht berichtet. Das war der Kern. Er unternahm keine Anstrengung, die Predigt für die Zuhörer interessant zu machen und er kam ohne Rahmenprogramm aus. Ich sage gar nichts dagegen, wenn wir uns Gedanken machen, wie die Zuhörer erreicht werden, wenn wir an ihrer Situation anknüpfen. Das tat Paulus auch und ebenfalls der Herr selbst. Aber wir sollten dabei eben keine menschlichen Überlegungen anstellen. Wir predigen das Wort; wir sollen darauf halten, zu gelegener und ungelegener Zeit. Und die Gefahr, die Botschaft durch Beiwerk zu verwässern oder abzuschwächen ist groß – Jonas Predigt war kurz und wirkungsvoll. Sie enthält auch in diesem Fall keine direkte Gnadenbotschaft – das ist heute anders. Jona spricht von Gericht, und das dürfen wir heute auch nicht verschweigen. Denn „da wir den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen“. Und doch ist eine indirekte Gnadenbotschaft enthalten: „… noch 40 Tage“. Das stellte die Menschen in Ninive unter die Verantwortung, umzukehren. Gott ist langmütig, aber seine Langmut hat ein Ende. Bei Ninive ging es um ein zeitliches Gericht – wie Gott in seiner Regierung mit Menschen auf der Erde handelt. Und wie reagieren die Leute? Das Volk anerkannte die Gerechtigkeit Gottes und den Ernst der Botschaft. Sie verstanden, dass ihre Sünden die Ursache für kommendes Gericht waren. Sie nahmen Gott beim Wort. Und Gott bestätigt, dass die Buße echt war. Das Resultat war in der Tat außergewöhnlich – alle kehrten um. Ganz anders als bei Noah, da kam keiner zu der rettenden Arche. Und doch war seine Botschaft nicht weniger klar und richtig. Das Ergebnis dürfen wir also niemals uns zuschreiben!

Was wäre das heute für eine Freude, wenn alle Menschen in deiner Stadt den Herrn Jesus als Herrn und Heiland annähmen! Und welch eine Freude wäre die Umkehr dieser Menschen für Gott – der Himmel geriete in Bewegung. In anderen Gegenden der Erde kommen noch viele zum Glauben. Bei uns ist es in der Regel anders. Jeder kann kommen, aber man muss auch wollen. Damals führte Gott aufgrund der Umkehr das zeitliche Gericht nicht aus. Wenn es um das ewige Heil geht, ist die Rettung viel umfassende: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24). Wir sind von Gott gewürdigt, diese Botschaft weiterzutragen.