Am Ende seines Gebets bittet Jona Gott, dass er sterben dürfe: „Und nun HERR, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe“ (Jona 4,3). Es ist die einzige Bitte seines Gebets, das ansonsten von Vorwürfen gegen Gott geprägt war. Und diese Bitte ist leider noch sehr eigenwillig. Weil sein Eigenwille nicht befriedigt wurde, will er nicht mehr leben. Er steht selbst im Mittelpunkt seiner Gedanken und will den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Aus seiner ursprünglichen Aggression wird Depression.

Elia unter dem Ginsterstrauch bat auch, dass seine Seele stürbe. Er hatte einen großen Sieg im Glauben errungen, nun wurde er von Isebel verfolgt. Er war körperlich und psychisch am Ende seiner Kraft. In diesem Moment fehlte ihm der Aufblick zu seinem Gott und „er bat, dass seine Seele stürbe“. Er hatte auch den Blick dafür verloren, dass es noch andere Treue in Israel gab. Wir wollen natürlich nicht über Elia, diesen großen Glaubensmann, urteilen. Wir hätten uns bestimmt nicht anders verhalten.

Beide hatten gemeinsam, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde waren. Und Gott entspricht ihren Bitten nicht; sie waren ihm nicht wohlgefällig und er hatte andere Absichten. Es waren Absichten der Liebe und der Gnade. Wie viel Mühe wendet er auf, um seine Diener wieder zurechtzubringen. Es scheint, als habe Gott mehr Mühe mit Jona als mit den Menschen in Ninive, um sie zur Umkehr zu bringen. Sein Motiv, nicht mehr leben zu wollen, war schlecht. Das Wort aus Hebräer 4,12 bewahrheitete sich auch hier: „Alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“. Jonas Motive werden offenbar.

Es gibt sicher auch in unserem Leben oder im Leben anderer Gläubiger Situationen, die einen verzweifeln lassen könnten. Große Mühen am Arbeitsplatz oder lang andauernde Arbeitslosigkeit, unverschuldete materielle Not, schwere Krankheit ohne Hoffnung auf Heilung und anderes. Da werden die Schritte mühevoll und wir seufzen unter der Last des Lebens.

Ist es da nicht verständlich, wenn wir gerne heimgehen wollen? Durchaus. Gott nutzt gerade manchmal schwere Zeiten, um uns näher zu sich zu ziehen und unser Sehnen, bei Christus zu sein, zu stärken. Paulus wünschte abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser. Er war nicht lebensmüde durch die Umstände der Gefangenschaft, sondern er blickte voraus auf die Herrlichkeit. Sein Wunsch war, bei Christus zu sein und seine Nähe und ungetrübte Gemeinschaft zu genießen. Den von Angesicht zu Angesicht zu sehen, der ihm vor den Toren von Damaskus erschienen war. Den Korinthern schreibt er, dass es ein Seufzen in körperlichen Nöten des Alters und der Krankheit gibt und dass es zu einem Sehnen führen darf, mit der Behausung aus dem Himmel überkleidet zu werden. Bei dem Kommen des Herrn werden wir einen neuen Leib bekommen, der der Herrlichkeit des Himmels und der Gegenwart des Herrn völlig angemessen sein wird. Er selbst wird unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit (Phil 3,21).

Er selbst kommt wieder, um uns zu sich zu nehmen. Und wenn wir vorher auf dieser Erde unsere Augen schließen, sind wir im gleichen Moment bei IHM. Aber solange er uns noch hier lässt, wollen wir im Aufblick zu IHM vorangehen, IHM unsere Nöte vorlegen in dem Bewusstsein, dass er alles kennt und uns liebt und das Danken für die vielen Beweise seiner Güte in unserem Leben nicht vergessen.