Jona hat sich östlich der Stadt Ninive im Schatten einer selbst gebauten Hütte niedergesetzt, um zu sehen, was passieren würde. Wusste er es nicht? Er hatte doch Gott bereits Vorwürfe gemacht. Er selbst hatte die große Güte Gottes erlebt, aber anderen gönnte er sie nicht. Eine traurige Einstellung, die sich sicher auch aus seiner Haltung als Jude gegenüber den Heidenvölkern ergab, was aber ebenso wenig dem Willen Gottes entsprach.
Wir hätten Jona nun wahrscheinlich deutlich zurechtgewiesen und ihn wie einen Soldaten unehrenhaft aus der Armee entlassen. Aber nicht so unser gütiger Gott. Er handelt wieder in Gnade und kümmert sich um die irdischen Bedürfnisse Jonas: „Und Gott der HERR bestellte einen Wunderbaum und ließ ihn über Jona emporwachsen, damit Schatten über seinem Haupt wäre, um ihn von seinem Missmut zu befreien; und Jona freute sich über den Wunderbaum mit großer Freude“ (Jona 4,6).
Gott der HERR bestellte einen Wunderbaum. Das zeigt uns, dass unser HERR alles in der Hand hat. Er ist der Allmächtige, der Schöpfer. Es ist für ihn eine Kleinigkeit, seine Macht zu zeigen. Das ist heute nicht anders. Wenn es ihm gefällt, tut er es. Bestellen bedeutet aber auch, dass Gott ihn für diesen eigens bestimmten Zweck bereitet hatte. Er tat es nicht einfach als Machtdemonstration, sondern aus Güte gegenüber Jona. Gott ist ein Erhalter aller Menschen, besonders der Gläubigen. Er meint es gut mit Jona und möchte ihn von seinem Missmut befreien. Aber Jona soll auch Barmherzigkeit lernen: Gott nimmt ihn in seine Schule.
Und Jona freut sich. Der Schatten tat ihm in der Hitze des Orients gut. Der Wunderbaum, vielleicht war es eine Rizinusstaude, ist ein Bild irdischer Freuden, die Gott uns in seiner Güte gibt und die wir genießen dürfen. Freuen wir uns über Gnadenbeweise, die unserer Bequemlichkeit dienen, den Komfort unserer Tage und vor allem, sind wir unserem Gott dankbar dafür? Bei Jona war es leider keine Freude über die Güte Gottes, sondern lediglich darüber, dass er sich wohlfühlte. Es war eine sehr Ich-bezogene Freude, ähnlich der des älteren Sohnes im Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15.
Der Wunderbaum bringt ihn noch nicht zum Danken und Anerkennen der Wege Gottes. Er heilte ihn von dem Verlangen zu sterben, das aus der Unzufriedenheit mit den Umständen entstanden war. Und hier erkennen wir auch eine Gefahr für uns: Ja, wir dürfen Gott sehr dankbar sein für unser irdisches Wohlergehen und gerade in materieller Hinsicht haben die meisten von uns es in unserem Land doch sehr gut. Aber bringt die Bequemlichkeit unsere Sehnsucht nach dem baldigen Kommen des Herrn nicht schnell zum Schweigen?
Doch die Lektion Gottes ist noch nicht zu Ende. Nun bestellt Gott einen Wurm, der den Wunderbaum sticht, sodass er verdorrt und anschließend bestellt er einen schwülen Ostwind. Die äußeren Umstände werden für Jona nun mühevoll. Er sinkt ermattet nieder. Wir erkennen darin einerseits, dass irdische Freuden im Gegensatz zu geistlichen Segnungen vergänglich sind. Gott hatte die Freude für eine Zeit gegeben. Er lässt manchmal auch Zeiten der Not und irdische Sorgen zu. Das kann sehr unterschiedliche Gründe haben. Einen sehen wir bei Jona. Manchmal nutzt Gott es, damit wir Dinge lernen, die wir in Zeiten der Annehmlichkeit nicht gelernt hätten. Haben wir dann das Vertrauen wie ein Hiob, auch diese Umstände aus der Hand Gottes zu nehmen? Und wir dürfen wissen, dass alles am Auge Gottes vorübergegangen und abgemessen ist. Dabei bleibt bestehen, dass wir sein Handeln nicht immer verstehen. Bei Jona hatte es eine konkrete Ursache in seinem Verhalten, die er hätte erkennen können. Wir dürfen unseren Gott um Gnade bitten, alles aus seiner Hand annehmen zu können und das zu lernen, was er uns lehren will.
Halten wir daran fest: Wir haben einen gnädigen und barmherzigen Gott.