Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten; denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde. Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe (Hebräer 4,14–16).

Gott verlieh den Israeliten verschiedene Vorrechte, die sie von den Nationen unterschieden: Sie besaßen das Gesetz (von Mose gegeben), das Land Kanaan (von Josua verteilt) und das levitische System (unter Aaron eingeführt).

Der Schreiber des Hebräerbriefs zeigt eindrücklich, dass der Herr Jesus größer als Mose und Josua ist (Heb 3 und 4). Besonders betont Er die Herrlichkeit Christi als Hoherpriester, die die Herrlichkeit Aarons weit übertrifft. Davon reden auch die angeführten Verse aus Hebräer 4.

Wenn wir, basierend auf diesem Abschnitt, den Hohenpriester Aaron mit dem Hohenpriester Jesus vergleichen, dann können wir dabei drei Fragen nachgehen: Wo ist der Hohepriester, wer ist er und wie ist er?

Wo der Hohepriester ist

Aaron übte seine hohepriesterliche Tätigkeit im Vorhof der Stiftshütte und im Heiligtum aus. Einmal im Jahr ging er am großen Sühnungstag in das Allerheiligste (vgl. Heb 9,1–7). Er durchschritt also in seinem Dienst das ganze Areal der großartigen Stiftshütte, die nach einem himmlischen Muster gebaut worden war. Doch der Schreiber des Hebräerbriefs zeigt, dass die Stiftshütte lediglich ein Schatten und Abbild der himmlischen Dinge ist und ein Gleichnis auf das, was in der gegenwärtigen Zeit im Himmel geschieht (Heb 8,3–5; 9,9).

Der Herr Jesus ist durch die Himmel gegangen und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln (Heb 4,14; 8,1). Er ist ein Diener des himmlischen Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, die der Herr errichtet hat und nicht der Mensch (Heb 8,2). Der Sohn Gottes wirkt als Hoherpriester in der „größeren und vollkommeneren Hütte, die ... nicht von dieser Schöpfung ist“ (Heb 9,11). Wie viel besser ist der Ort seines Dienstes als der Aarons! Es ist der Unterschied zwischen Himmel und Erde!

Wer der Hohepriester ist

Der Hohepriester nach der Ordnung Aarons wurde aus der Mitte von Menschen genommen und war mit Schwachheit behaftet, die für uns Menschen oft das Einfallstor für die Sünde ist. Daher musste er nicht nur für die Sünden des Volkes, sondern auch für die eigenen Sünden Tieropfer darbringen (Heb 5,1.2).

Der Hohepriester der Christen ist wahrer Mensch, aber ohne Sünde (Heb 4,15). Darum konnte Er sich selbst durch den ewigen Geist Gott ohne Flecken opfern, um die Sünden des Volkes zu sühnen (Heb 9,14; 2,18). Er ist der Retter, worauf sein Name „Jesus“ schon hinweist (Heb 4,15; Mt 1,21). Und dieser Jesus ist zugleich der einzigartige Sohn Gottes: „Das Gesetz bestellt Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit haben; das Wort des Eidschwurs aber, der nach dem Gesetz gekommen ist, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit“ (Heb 7,28).

Wie der Hohepriester ist

Der Hohepriester in Israel hatte Nachsicht mit den Unwissenden und Irrenden, weil er selbst in seinem Leben viele Fehler machte (Heb 5,2.3). Seine Nachsicht gegenüber den Menschen und ihrem Versagen dokumentierte somit seine eigene Unzulänglichkeit! Außerdem war sein Mitempfinden für die Schwachheiten anderer beschränkt, weil er viele Erprobungen, durch die die Israeliten gingen, nicht aus eigener Erfahrung kannte.

Unser himmlischer Hoherpriester hat dagegen vollkommenes Mitempfinden mit uns, weil Er die verschiedensten Versuchungen erlebt hat und aus Erfahrung weiß, was es bedeutet, Gott in dieser bösen Welt zu dienen (Heb 4,15). Nur eine Versuchung kannte Er nicht: die Versuchung zum Bösen von innen heraus (vgl. Jak 1,14). Das aber ist keineswegs ein Mangel, denn das bedeutet ja, dass sein Mitgefühl nicht durch sündhafte und egoistische Regungen gedämpft wird. Sein tiefes Mitleid erfahren wir gerade dann, wenn wir unsere Schwachheit als Geschöpfe fühlen.

Das Bekenntnis vor Menschen festhalten

Unser Hoherpriester ist sowohl groß als auch voller Liebe und Mitleid. Das sollte uns beflügeln und unser Verhalten zu Menschen und zu Gott beeinflussen.

Vor Menschen möchten wir unser christliches Bekenntnis hochhalten: Mit unserem Mund bezeugen wir die Glaubenswahrheit, die unser Herz umklammert. Wir schämen uns nicht des Wortes Gottes und lassen uns auch nicht davon abbringen, wenn der Widerstand der Welt uns immer kälter ins Gesicht bläst. Denn gerade dann, wenn wir in Schwierigkeiten sind, erfahren wir das Mitleid dessen, der auf der Erde vergeblich auf Mitleid gewartet hat (Ps 69,21). Der Hohepriester im Himmel gibt uns so immer wieder neuen Mut.

Mit Zuversicht zu Gott kommen

Da der Herr Jesus unser Hoherpriester ist, nahen wir freimütig – mit Zuversicht – dem Thron der Gnade im Gebet. Auch wenn wir kleine und schwache Menschen sind, scheuen wir uns nicht, vor den großen und heiligen Gott zu treten, weil unser Hoherpriester die Frage der Sünde auf ewig gelöst hat und weil Er uns vor Gott vertritt. Durch Ihn werden unsere Gebete angenehm, sodass Gott nicht auf unsere Unvollkommenheit und Schwachheit blickt, mit der wir beten, sondern auf die Vollkommenheit unseres großen Priesters, der für uns vor seinem Angesicht erscheint (Heb 9,24; vgl. mit Off 8,3.4).

Wenn wir zu Gott beten, erfahren wir in schwierigen Situationen, dass Gott uns seine Barmherzigkeit zuwendet, die uns in der Prüfung stärkt. Und wir erleben rechtzeitig – also, bevor wir einknicken – die gnädige Hilfe unseres Gottes. Wie sehr sollte uns das anspornen, viel und freimütig zu unserem Gott zu beten!

Zusammenfassung:

Der Herr Jesus ist unser großer Hoherpriester. Er überragt die Hohenpriester nach der Ordnung Aarons bei Weitem. Denn Er allein ist der Sohn Gottes und Er dient – nach vollbrachtem Erlösungswerk – im wahren Heiligtum. Außerdem wurde Er durch Leiden vollkommen gemacht, sodass Er Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten. Weil Jesus unser Hoherpriester ist, sollten wir unser Glaubensbekenntnis vor Menschen festhalten und zu Gott freimütig beten.

[Aus der Monatszeitschrift „Im Glauben leben“, Christliche Schriftenverbreitung, Hückeswagen, www.imglaubenleben.de]