„Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach“ (Markus 8,34)

Man hört oft sagen: „Jeder sollte sich selbst verwirklichen dürfen.“ Doch ich kann in der Bibel keine Grundlage für eine solche Aussage entdecken. Denn wenn ich frei bin, mich selbst zu verwirklichen, dann kann ich tun und lassen, was mir gefällt. Auch was ich denke und sage, ist mir dann freigestellt. Lehrt das etwa die Bibel? Würde dieses Prinzip in einer örtlichen Versammlung Anwendung finden, dann würde Christus beiseite gesetzt und der Mensch auf den Thron erhoben werden. Tatsächlich steht die Förderung des eigenen Ichs im Widerspruch zur Schrift, denn Paulus schreibt: „Wir ... wissen, dass unser alter Mensch [unser früheres Ich] mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“ (Röm 6,6). Darüber hinaus ist die Behauptung, dass ich mich selbst verwirklichen darf, dem Geist der Jüngerschaft entgegengesetzt: „Er verleugne sich selbst!“, lautet die Aufforderung des Herrn. Und in Bezug auf unsere Haltung gegenüber unseren Glaubensgeschwistern schreibt Paulus: „Wir aber, die Starken, sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung. Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen“ (Röm 15,1–3).

Unser Motto sollte lauten: „Nicht ich, sondern Christus“. Zwar ist jeder Christ im Prinzip ein Jünger des Herrn Jesus, doch solange jemand nicht bereit ist, den Worten seines Herrn vollständig zu gehorchen, kann er sich nicht wirklich sein Jünger nennen. Nachfolge bedeutet erstens, sich selbst zu verleugnen; das „Sich-selbst-gefallen-wollen“ muss durch das „Christus-gefallen-wollen“ ersetzt werden. Zweitens bedeutet es, sein Kreuz auf sich zu nehmen. Beachte, dass der Herr nicht gesagt hat: „Er nehme mein Kreuz auf sich.“ Jesus allein konnte den furchtbaren Zorn Gottes am Kreuz tragen, leiden und für die Sünde sterben. Nein, wer sein (eigenes) Kreuz auf sich nimmt, ist bereit, die Verachtung, die Ablehnung und die Schmach zu teilen, die sein Herr auf seinem Weg durch diese Welt erdulden musste. Nur dann ist er ein echter Nachfolger Christi.