Der folgende Beitrag kann auch als Video auf „Bibel im Fokus“ angeschaut werden.

Inmitten einer bösen Welt lebte Henoch vor dem Auge Gottes. Er „wandelte mit Gott“ (1. Mo 5,22). Hebräer 11,5 sagt uns, dass er Gott „wohlgefallen habe“. Gott freut sich, wenn er so einen Lebenswandel sieht.

Denken wir an dieser Stelle an einen Größeren als Henoch. Welche Freunde war es für Gott, als er den Herrn Jesus hier als Mensch auf der Erde wandeln sah. In Hebräer 10,7 lesen wir: „Siehe ich komme, …, um deinen Willen, oh Gott, zu tun!“ Das war die Lebensausrichtung des Herrn Jesus. Joh 4,34: „Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat“. Der Herr Jesus lebte im absoluten Gehorsam zu dem Willen Gottes, in steter Gemeinschaft mit Gott. Er konnte von sich sagen, dass er „allezeit das ihm wohlgefällige“ tat (Joh 8,29).

Wie kann es da anders sein – und das ist einmalig, das sehen wir bei keinem anderen – dass der Himmel da nicht schweigen kann und seiner Freude Ausdruck gibt? „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; 17,5)!

Doch kommen wir noch einmal auf das Leben Henochs zurück. Offensichtlich kann das Leben Henochs in zwei Phasen unterteilt werden: Die ersten 65 Jahre und die darauffolgenden 300 Jahre. Getrennt werden die beiden Phasen durch die Geburt seines Sohnes Methusalah (vgl. 1. Mose 5,21–24).

Es fällt auf, dass Henoch wohl erst nach der Geburt seines Sohnes damit anfing mit Gott zu wandeln: „Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte“ (1. Mo 5,22). Wir müssen wohl davon ausgehen, dass die ersten 65 Jahre seines Lebens nicht von einem Wandel mit Gott gekennzeichnet waren, bevor es zu diesem weitreichenden Entschluss kam.

Diese Tatsache macht uns deutlich, dass es in unserem geistlichen Leben eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Gott, mit dem Herrn Jesus, braucht. Das muss vor allem denen gesagt werden, die in ein christliches Elternhaus hineingeboren wurden. Man wird mit vielen Gewohnheiten groß, die einen guten und bewahrenden Einfluss haben. Selbstverständlich liest man gemeinsam die Bibel bei der abendlichen Andacht. Man geht gemeinsam in die Gemeinde, besucht die Sonntagschule, Jugendstunde, Teen-Kreis. Natürlich lässt man sich irgendwann taufen und nimmt später auch am Abendmahl teil. Man übernimmt auch einen gewissen Sprachgebrauch, trägt die „richtige“ Kleidung, macht das „richtige“. Das alles ist gut und richtig. Aber die Frage, die man sich doch stellen muss, ist, inwieweit das alles aus einer inneren Überzeugung heraus geschieht, oder man einfach ein Mitläufer ist, der da so reingerutscht ist. Gott hat keine Enkelkinder. Das gilt in Bezug auf die Bekehrung, das gilt auch für das Thema Jüngerschaft. Wir können nicht von dem Glauben und der Glaubensenergie unserer Eltern leben. Wir müssen lernen, auch geistlich auf eigenen Beinen zu stehen und das beginnt mit einer bewussten persönlichen Entscheidung für ein Leben mit Gott.

Henoch fällte diese Entscheidung nach 65 Jahren. Das war relativ früh in seinem Leben (weil ein Leben mit Gott eben nicht nur für Rentner und Pensionäre etwas ist), denn er lebte insgesamt 365 Jahre. Aber dennoch hat es 65 Jahre gedauert. Über diese Zeit wissen wir nichts. Gott schweigt darüber. Offensichtlich hat diese Zeit keine Relevanz für Gott. Auch in dem Leben anderer Personen der Bibel sehen wir, dass es Phasen in ihrem Leben gegeben hat, über die Gott schweigt. Obwohl viel passiert ist, gibt es für Gott nichts Nennenswertes. Auch in unserem Leben kann es solche Phasen geben, die davon gekennzeichnet sind, dass wir nicht „mit Gott wandeln“, sondern eigenwillige Wege gehen. Geistlich gesehen sind wir dann im Leerlauf. Das ist immer tragisch, aber vor allem im Hinblick auf die Zeit der Jugend, denn dort legen wir den Grundstein für unser Leben.

Lieber (junger) Bruder, liebe (junge) Schwester – befindet sich dein Leben gerade (noch) im Leerlauf? Befindest du dich gerade in der Phase deines Lebens, über die Gott schweigt? Jahre, über die Gott schweigt, sind immer vergeudete Jahre. Darum gib deinem Leben (erneut) eine Neuausrichtung und „wandle mit Gott“!

Übrigens war Henochs Entscheidung gründlich und konsequent. Bis zu seinem Lebensende änderte sich seine Lebensausrichtung nicht mehr. Die Bibel zeigt uns einige Negativbeispiele, bei denen es leider an Kontinuität mangelte: Simson, zum Beispiel, hatte einen guten Start in der Jugend, in der der Geist Gottes ihn führen konnte. Sein späteres Leben war eher von Eigenwillen und Rachsucht geprägt. Auch König Salomo hatten einen guten Start – bis die vielen fremden Frauen sein Herz neigten und er fremden Göttern Opfer brachte. Henoch aber zeigt uns, was Gott auch bei uns sucht: eine ständige, gleichbleibende Hingabe an Gott. Möge Gott das auch bei dir und mir finden!

Interessanterweise wird uns nichts Genaues darüber mitgeteilt, wie das Leben Henochs praktisch ausgesehen hat. Er wandelte mit Gott, er hatte Glauben, er hat Gott wohlgefallen. Aber wie genau sah das Leben von Henoch aus? Gott sagt uns nichts darüber. Das mag für uns unbefriedigend sein, weil wir allzu oft dazu tendieren, genaue „Handlungsanweisungen“ haben zu wollen. Darf ich dieses oder jenes? Soll ich dies oder das? Muss ich …? Natürlich, am Ende müssen wir wissen, wie wir uns praktisch in der einen oder anderen Situation verhalten sollen. Aber wer von solch einer Frageweise – die wenig geistliche Energie und Einsicht benötigt – geprägt ist, steht in Gefahr, erstens, sehr gesetzlich zu werden. Dann kommen wir z. B. zu „Ein-Christ-darf-nur-Aussagen“, über die Gottes Wort überhaupt nichts sagt. Zweitens laufen wir Gefahr, nicht aus der Gemeinschaft mit Gott und einer Kenntnis über Gott heraus zu handeln. Und darum geht es doch gerade.

Ein Leben, das durch einen Wandel mit Gott gekennzeichnet ist, ist ein Leben passend zu und in Übereinstimmung mit Gott. Wenn unser Leben die richtige Grundausrichtung hat, dann werden auch die einzelnen Entscheidungen richtig sein. Das setzt voraus, dass wir grundsätzlich Gott selbst und seinen Willen kennen.

Viermal werden wir im Neuen Testament dazu aufgefordert „würdig“ (passend) zu wandeln:

  1. Philipper 1,27: „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus“
  2. Epheser 4,1: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, …“
  3. 1. Thessalonicher 2,11.12: „ebenso, wie ihr wisst, wie wir jeden Einzelnen von euch, wie ein Vater seine eigenen Kinder, euch ermahnt und getröstet und euch bezeugt haben, würdig des Gottes zu wandeln, der euch zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft.“
  4. Kolosser 1,9.10: „… damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem Werk fruchtbringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“

Gerade der letzte Vers macht deutlich, wie die Erkenntnis des Willens Gottes und die Erkenntnis Gottes selbst miteinander zusammenhängen: Die Frage nach Gottes Willen führt uns zu Gott selbst. Andersherum führt uns die Erkenntnis Gottes auch zu der Erkenntnis seines Willens. Beides gehört unzertrennbar zusammen und wird dazu führen, dass wir ein Leben führen werden, dass in Übereinstimmung mit Gott ist.

Wenn wir ein Leben mit Gott führen, dann könnte man das auch so beschreiben: Wir haben dasselbe Ziel wie Gott, gehen dieselben Wege (und keine eigenen) und haben dasselbe Tempo wie Gott (d.h. wie sind nicht langsamer oder schneller als Gott).

Der erste Schritt zu einem Leben mit Gott ist also, dass wir uns auf die Suche nach Gott machen. Genau das hat Henoch getan. Noch vor seiner Entrückung hatte Henoch das Zeugnis Gottes, dass er Ihm wohlgefallen habe. Warum? Weil er Glauben hatte und geglaubt hat, dass Gott ist und daher Gott gesucht und sich ihm genaht hat (vgl. Heb 11,6). Das Ergebnis davon war, dass Henoch ein Leben passend zu Gott führte. Anders wird es auch in unserem Leben nicht sein!