„Und als sie ihnen viele Schläge gegeben hatten, warfen sie sie ins Gefängnis und befahlen dem Kerkermeister, sie sicher zu verwahren“ (Apg 16,23).
Paulus und Silas waren dem Auftrag des Herrn gefolgt und nach Mazedonien gezogen. Und nun sitzen sie im Gefängnis. Wie kann das sein? Der Ablauf der Ereignisse wird deutlich machen, dass Gott nichts aus der Hand gleitet und er auch jetzt alle Dinge nach seinem Wohlgefallen lenkt. Er wählt gerade diesen Weg, um den Kerkermeister in Berührung mit dem Evangelium Gottes zu bringen.
Ferner gibt der Hass und die Gewalt der Menschen, angestachelt durch Satan, Gott die Gelegenheit, seine Macht zu offenbaren. Er ist der Allmächtige. Bis zu einem gewissen Punkt lässt er den Feind gewähren, dann handelt er.
Schauen wir einmal auf sein Handeln in Bezug auf seine Diener, Paulus und Silas. Gott schenkt ihnen zunächst Frieden ins Herz. Sie beten und lobsingen um Mitternacht. Auch der Apostel und sein Begleiter waren keine Übermenschen. Sie waren heftig geschlagen worden, ihre Füße waren fest im Stock. Sicher hatten sie Schmerzen, vielleicht haben sie auch erst einmal etwas Zeit gebraucht, um die Situation anzunehmen und zu beten, denn das war um Mitternacht. Aber Gott tut ein Werk in ihnen, sie haben inneren Frieden und ein Loblied auf den Lippen, obwohl sich die Umstände noch nicht geändert haben. Nun tut Gott ein Werk an ihnen, indem sie durch seine Macht aus dem Gefängnis befreit werden.
Wie schon vorher bei Petrus wirkt Gott nun eine Reihe besonderer Wunder.
1. Es gab ein außergewöhnliches Erdbeben. Normalerweise hätten sich die Türen verklemmt, es wären vielleicht Mauern eingestürzt. Ein normales Erdbeben verursacht Chaos, dieses jedoch nicht. Die Grundfesten des Gefängnisses wurden erschüttert, man hat fast den Eindruck, dass das Erdbeben sich auf diesen Ort beschränkte, und sofort öffneten sich alle Türen. Wie von einer unsichtbaren Hand geöffnet. Dieses Erdbeben geschieht nicht, um Unordnung hervorzubringen, sondern um Menschen zu überführen.
2. Dann werden die Fesseln aller gelöst. Auch das war ein Wunder Gottes und sicher nicht durch das Erdbeben hervorgerufen. Gott handelt aktiv, die Fesseln lösten sich nicht einfach, sie wurden gelöst.
3. Der Kerkermeister ist zutiefst erschüttert. Als er aus dem Schlaf aufschreckt und die Türen geöffnet sieht, will er sich ins Schwert stürzen und umbringen. Für ihn war klar, die Gefangenen, für die er die Verantwortung hatte, sind geflohen. Das hätte ihn wohl den Kopf gekostet, er wäre erledigt gewesen. Das nächste Wunder zeigt sich darin, dass Gott Paulus offenbarte, was der Kerkermeister im Begriff stand zu tun. Er ruft „Tu dir nichts Übles, denn wir sind alle hier.“ Daraufhin forderte der Kerkermeister Licht und sprang hinein. Es war also absolut dunkel, schließlich saßen Paulus und Silas im innersten Gefängnis und der Kerkermeister befand sich noch außerhalb ihres Bereichs. Sehen konnte Paulus es also nicht. Unser großer und gnädiger Gott verfolgt geradlinig sein Ziel.
4. Wie kam es, dass keiner der Gefangenen geflohen war? Der normale Reflex wäre die Flucht gewesen. Geöffnete Türen, gelöste Fesseln, der Weg in die Freiheit stand offen. Ob die Gefangenen von dem Lobgesang der Diener Gottes oder dem, was geschah, so beeindruckt waren, dass sie alle dort blieben, wo sie waren? Wir wissen: Auch das war ein Wunder Gottes. Ja, wir haben einen Gott der Wunder tut.
5. Das größte Wunder ist jedoch das, was danach geschieht und äußerlich ganz und gar unspektakulär ist. Der Kerkermeister und sein Haus glauben an den Herrn Jesus und werden gerettet. Sie werden ganz neue Menschen. Eine neue Schöpfung in Christus. Und für diese Erde unsichtbar und unhörbar ist Freude im Himmel über Menschen, die Buße tun. Diese Glaubenden werden wir im Haus des Vaters sehen und gemeinsam ihn loben, unseren Retter, den Gott, der Wunder tut.