„Und er führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und der Teufel sprach zu ihm: Dir will ich diese ganze Gewalt und ihre Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem irgend ich will, gebe ich sie. Wenn du nun vor mir anbetest, soll sie ganz dein sein“ (Lk 4,5–7).

Hatte Satan wirklich die Macht, die er hier für sich beanspruchte? Wie jede andere Frage wird auch diese von Gottes Wort selbst beantwortet. Es ist klar, dass das eigentliche Ziel bei dieser Versuchung darin bestand, den Herrn zu verleiten, die Herrschaft über die Reiche der Welt statt aus der Hand Gottes aus der Hand Satans anzunehmen. Dann hätte Er sie bekommen, ohne dafür das Kreuz erdulden zu müssen. Doch der Herr ließ sich niemals durch den Teufel verführen. Er wehrte diese Schlinge durch das unbesiegbare „Schwert des Geistes“ ab: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen“ (Lk 4,8).

Wir blicken in die Zukunft, wenn es jemand geben wird, der tatsächlich seine Herrschaft von Satan empfängt. In Offenbarung 12 schaut Johannes einen „großen, feuerroten Drachen“, der in Vers 9 „die alte Schlange, Teufel und Satan“ genannt wird. Er hat „sieben Köpfe und zehn Hörner“ und „auf seinen Köpfen sieben Diademe“ (V. 3). Im nächsten Kapitel sieht Johannes „aus dem Meer ein Tier heraufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, ...  und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt“ (Off 13,1.2). Ohne ins Detail zu gehen, können wir sagen, dass dieses Tier ein Bild des Hauptes des wiedererstandenen Römischen Reiches ist. Es wird jede Art von Regierungsgewalt haben (denn die Zahl Sieben spricht von Vollständigkeit) und mit zehn Königen herrschen, die in den zehn Hörnern mit ihren zehn Diademen zu sehen sind (vgl. Off 17,12). Diese Könige werden [dann] die Oberherrschaft des Tiers und damit auch des Satans voll anerkennen.

Letztendlich ist es also Satan, der zu jener Zeit die Herrschaft über die Reiche der Welt besitzen und sie denen verleihen wird, die ihn bzw. das Tier anbeten werden (siehe Off 13,4.8.12). Doch wie wir gesehen haben, lehnte Christus das „Geschenk“ aus Satans Händen ab. Er, der Herrliche, Vollkommene und Abhängige, wollte alles – den Kelch der Leiden und auch die zukünftige Herrlichkeit – ausschließlich aus der Hand seines Vaters annehmen.

Und wenn wir noch weiter in die Zukunft blicken, sehen wir, dass Gott dem Satan nur für eine kurze Zeit gestatten wird, die Menschen mit seinem goldenen Köder zu verlocken. Und dies auch nur, damit die Tiefen des bösen, menschlichen Herzens offenbar werden, bevor das Gericht hereinbrechen wird.

Gott gibt seine Rechte niemals auf noch lässt Er es zu, dass seine Ratschlüsse durchkreuzt werden. So sehen wir in Offenbarung 19 die Himmel geöffnet und ein weißes Pferd hervorkommen, „und der darauf saß, genannt ,Treu und Wahrhaftig', und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe.“ Bald werden also die Diademe das Haupt Christi, des rechtmäßigen Herrschers, schmücken. „Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,11.12.16). Dann wird der Mensch für immer entthront sein, aber Ihm, der geduldig darauf gewartet hat, dass sein Vater seine herrlichen Ratschlüsse erfüllt, wird „alles seinen Füßen unterworfen“ sein (Heb 2,8). Auf seinem Haupt werden viele Diademe (nicht nur sieben oder zehn) sein, denn Ihm steht die allumfassende Herrschaft zu. Er, der der Erniedrigte war, ist dann der Höchste – sowohl auf der Erde als auch im Himmel.