Der Epheserbrief zeigt in den ersten drei Kapiteln, was wir durch die Gnade Gottes empfangen haben: Wir sind in Christus heilig und tadellos vor Gott in Liebe, wir sind zur Sohnschaft gebracht worden, wir haben den Heiligen Geist empfangen und vieles mehr. Paulus zeigt auch die gemeinsamen Segnungen: Christen sind Glieder des Leibes Christi und bilden die Behausung Gottes im Geist. Kinder Gottes sind in eine großartige Stellung vor Gott gebracht und reich gesegnet worden.

Segnungen verstehen

Der Apostel Paulus verbindet seine knappen, aber inhaltsreichen Ausführungen mit zwei Gebeten, in denen es darum geht, dass die Gläubigen mehr Einsicht in Gottes Gedanken bekommen. Im ersten Gebet wendet sich Paulus an Gott: Er möge den Gläubigen erleuchtete Augen des Herzens geben, damit sie die göttliche Berufung verstehen (Eph 1,17 ff.). Das zweite Gebet richtet sich an den Vater: Er möge den Gläubigen schenken, dass sie den ganzen Ratschluss erfassen und die Liebe Christi erkennen, die jede Erkenntnis übersteigt (Eph 3,14 ff.). Unser Gott und Vater wollte uns nicht nur reich segnen, sondern Er möchte auch, dass wir die Dinge kennen, die uns geschenkt worden sind, und dass wir darüber Gemeinschaft mit Ihm haben.

Segnungen ausleben

Doch das ist noch nicht alles. Der Epheserbrief zeigt außerdem – hauptsächlich in den Kapiteln 4,1 bis 6,9 –, dass wir entsprechend unserer gesegneten Stellung als Christen leben sollen. Fünfmal wird in diesem Brief von dem positiven Aspekt des christlichen Wandels gesprochen. Wir sollen

  • in guten Werken wandeln (Eph 2,10).
  • würdig der Berufung wandeln (Eph 4,1).
  • in Liebe wandeln (Eph 5,2).
  • als Kinder des Lichts wandeln (Eph 5,8).
  • sorgfältig wandeln (Eph 5,15).

Der Kampf

Wenn wir unsere Stellung als Christen besser verstehen lernen und verwirklichen möchten, regt sich Widerstand. Denn der Teufel und seine finsteren Mächte wollen verhindern, dass wir Christus verherrlichen, den Leib Christi erbauen und der Welt ein wirksames Zeugnis sind. Satan weiß, dass er uns die himmlischen Segnungen nicht rauben kann, aber er will uns die Freude daran wegnehmen, indem er uns beispielsweise durch falsche Lehre verunsichert und uns von Christus abzieht. Dazu benutzt er oft Menschen. Aber nicht gegen sie kämpfen wir – wie die Israeliten bei der Eroberung Kanaans –, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Eph 6,12). Ihnen leisten wir Widerstand (vgl. 1. Pet 5,9, Jak 4,7).

Die Kraft zum Kampf

Wir brauchen in diesem Kampf die Kraft Gottes: „Seid stark im Herrn und in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10). Mit eigener Kraft kommen wir gegen Satan nicht weiter. Das sehen wir deutlich bei Petrus: Als er vom Herrn gewarnt wurde, dass Satan ihn sichten würde, zeigte er sich unbeeindruckt und selbstbewusst. Kurz darauf musste er eine schmerzliche Niederlage hinnehmen (Lk 22,31–34.61.62). Ein Ereignis aus der Geschichte des Volkes Israel erteilt dieselbe Lektion: Bevor die Israeliten Jericho, die erste Stadt Kanaans, eroberten, wurden die Männer in Gilgal beschnitten und der Herr stellte sich Josua als den Obersten des Heeres Israels vor (Jos 5). Das verdeutlicht, dass im Kampf gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern, wovon die Kanaaniter ein Bild sind, nicht das Fleisch gefragt ist, sondern Gottes Macht.

Vier wichtige Punkte zur Waffenrüstung

Für den Kampf gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis hat Gott uns eine Waffenrüstung gegeben. Bevor wir uns näher mit dieser beschäftigen, sollten wir zunächst vier wichtige Punkte ins Auge fassen.

Erstens: Wir benötigen nicht irgendeine Waffenrüstung, sondern die Waffenrüstung Gottes (Eph 6,11). Er zeigt, welches Verhalten notwendig ist, um uns vor dem mächtigen Feind zu schützen. Wir sollen keinen eigenen Verhaltenskodex erstellen oder Errungenschaften des menschlichen Geistes für diesen Kampf in die Waagschale werfen.

Zweitens ist es wichtig, dass wir die ganze Waffenrüstung anziehen bzw. nehmen (Eph 6,11.13). Alles, wovon die Teile der Waffenrüstung reden, müssen wir in unsere christliche Lebenspraxis einbinden. Wenn wir eine Sache vernachlässigen, hat der Feind mit seinen perfiden Taktiken leichtes Spiel. Ein teilweiser Gehorsam hilft uns nicht weiter.

Drittens sollen wir die Waffenrüstung angelegt haben. Wir befinden uns ständig in Feindesland und dürfen uns darin nicht unbewaffnet bewegen. Wenn der hinterhältige Angriff des Feindes an einem „bösen Tag“ plötzlich über uns hereinbricht, ist es zu spät, sich die Lenden mit der Wahrheit zu umgürten oder den Helm des Heils aufzusetzen.

Viertens: Wenn wir dem Angriff des Feindes widerstanden haben und siegreich aus einer Schlacht hervorgekommen sind, müssen wir in der Rüstung stehen bleiben (Eph 6,13). Es kann sonst leicht passieren, dass wir – aufgrund von Erschlaffung oder Stolz über den errungenen Sieg – im Nachgang doch noch vom Feind überwältigt werden.

Gurt der Wahrheit

Bei seinen Belehrungen hat der Apostel Paulus einen römischen Soldaten vor Augen. Er nennt die Teile der Waffenrüstung in der Reihenfolge, in der ein Soldat sie anzog. Zuerst legte sich ein römischer Soldat – der bereits mit einem kurzen und enganliegenden Alltagsgewand bekleidet war – einen breiten Gürtel um die Hüften. Das straffte das Gewand und gab dem Kämpfer mehr Stabilität. Der Gürtel war außerdem nötig, um den Brustpanzer und das Schwert daran zu befestigen.

Die Lenden sind der Sitz der Kraft und stehen auch für das Innere des Menschen (Nah 2,2.11). Wenn wir den Gurt der Wahrheit anlegen, bedeutet das, dass das Wort Gottes unserem Denken und Leben eine klare Ausrichtung gibt. Wenn wir die „Lenden unserer Gesinnung“ umgürten (1. Pet 1,13), bekommen wir geistliche Kraft. Wir halten die Wahrheit in Liebe fest und sind durchdrungen davon, wie großartig die Segnungen Gottes und wie wichtig die darauf aufbauenden Ermahnungen sind. Unsere Gedanken wandern nicht durch die Welt, sondern in unserer Seele brennt der heilige Wunsch, Christus nachzufolgen und Ihn nachzuahmen.

Brustharnisch der Gerechtigkeit

Der römische Soldat zog nach dem Gürtel den Brustpanzer an, der besonders sein Herz vor den Waffen der Feinde schützte.

Der Brustharnisch der Gerechtigkeit bedeutet: Wir bringen unser Leben in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Wir leben als Kinder des Lichts und prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist (Eph 5,9.10). Durch praktische Gerechtigkeit in den Detailfragen des Alltagslebens schützen wir unser Herz vor quälenden Gewissensbissen und einer belasteten Beschäftigung mit unserem eigenen Versagen. Wer nach Gottes Maßstäben lebt, bewahrt sich die Freude des Herzens und das ungetrübte Wirken des Geistes Gottes in der Seele.

Schuhe des Evangeliums des Friedens

Als Drittes zog der römische Soldat seine genagelten Stiefel an, die ihm sicheren Halt im Kampf und festen Tritt in unwegsamem Gelände gaben. So war er bereit, sich auf dem Schlachtfeld zu bewegen.

Wenn wir das Evangelium des Friedens kennen, gibt uns das inneren Halt. Wir erfreuen uns daran, dass Christus unser Friede ist, dass wir mit Gott versöhnt sind und dass wir Frieden untereinander haben (Eph 2,14–18). Um im Krieg gegen einen listigen und grausamen Feind zu bestehen, muss unsere Seele den Frieden genießen, den der Glaube an das Evangelium gibt. Wenn wir durch innere Anfechtungen zerrieben werden, wie sie in Römer 7 gezeigt werden, können wir nicht kämpfen. Wir brauchen einen Frieden, der unser Wesen und unsere Wege prägt (vgl. mit Jes 52,7). Nur wenn das Evangelium des Friedens für uns Herzenssache ist, sind wir für den „himmlischen Kampf“ gerüstet.

Schild des Glaubens

Nachdem der Soldat den Brustpanzer angelegt hatte, ergriff er den mannshohen Schild, der effektiv vor den feurigen Pfeilen schützte, die selbst dann Schaden anrichten konnten, wenn sie nicht richtig trafen.

Unser Schutz ist der Schild des Glaubens: das Vertrauen auf Gottes Macht, Hilfe, Treue und Liebe. Vertrauen benötigen wir, wenn der Feind seine Pfeile auf uns schießt. Diese Pfeile sind nicht die Verführungen, die für das Fleisch angenehm sind, sondern Attacken, die uns das Bewusstsein der Gunst Gottes rauben sollen. Satan sät gerne Zweifel, ob Gott es gut mit uns meint, wie er es schon bei Eva und Hiob getan hat (1. Mo 3,4.5; Hiob 2,5.9). Er schürt auch Angst, damit wir den Kampf um das Erbteil Gottes gar nicht erst aufnehmen (vgl. 4. Mo 13,32). Aber mit dem Schild des Glaubens sind wir in der Lage, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen. Wie großartig ist das! Selbst wenn es feurige Pfeile hagelt, müssen wir uns nicht fürchten. „Satan mag tausend Dinge gegen uns ausprobieren“, schrieb J.N. Darby, „unsere Kenntnis von Gott ist immer die Antwort darauf.“

Helm des Heils

Nachdem der römische Soldat mit der linken Hand den Schild ergriffen hatte, setzte er sich  einen Helm auf den Kopf und schützte damit einen besonders wichtigen Teil seines Körpers.

Wenn wir den „Helm des Heils“ tragen, verwirklichen wir, dass der Feind keinen Machtanspruch mehr an uns hat, weil wir durch die Gnade errettet sind (Eph 2,1–5). Wir erheben kühn unseren Kopf, denn wir verstehen, dass der Feind uns die Seligkeit niemals rauben kann. Auch wenn der Feind mächtig und listig ist, kann er uns doch nicht von der Liebe Christi scheiden und von den Segnungen, die wir in Ihm haben. Wir können darum mit heiliger Zuversicht dem Feind entgegentreten.

Schwert des Geistes

Der Soldat ergriff zuletzt mit der rechten Hand das Kurzschwert und steckte es in den Schaft – jederzeit bereit, es wieder herauszuziehen und damit zuzustechen. Während die anderen Teile der Waffenrüstung dem Schutz dienten, konnte das Schwert zur Verteidigung und zum Angriff verwendet werden.

Das Schwert ist das Wort Gottes, es ist unsere einzige Waffe, mit der wir aktiv gegen den Feind vorgehen können. Auf ihre Durchschlagskraft wollen wir vertrauen und nicht versuchen, mit den Strohhalmen irdischer Weisheit den Feind in die Knie zu zwingen. Dabei müssen wir jedoch bedenken, dass das Zitieren eines Bibelverses nicht zwingend ein Streich mit dem Schwert des Geistes ist. Denn auch der Teufel führte etwas aus dem Wort Gottes an, als er den Herrn versuchte. Dabei riss er Psalmworte aus dem Zusammenhang und gebrauchte sie falsch. Doch der vollkommene Herr, der vom Geist geführt wurde, wehrte diesen raffinierten Angriff des Feindes ab, indem Er ein passendes Bibelwort anführte und sich nicht vom Weg des Vertrauens abbringen ließ. Daraufhin verließ der Feind den Herrn (Lk 4,1.9–13). So wollen wir ebenfalls in der Kraft des Geistes das Wort Gottes vorbringen, wenn der Teufel uns angreift.

Gebet

Bei dem siebten Punkt, der den christlichen Glaubenskämpfer kennzeichnen soll, verlässt der Apostel Paulus die Bildersprache und knüpft nicht mehr bei der Waffenrüstung des römischen Soldaten an.

Er redet jetzt direkt vom Gebet. Die Verbindung und Abhängigkeit zu dem „Obersten“ im Himmel ist unerlässlich, sonst stehen wir auf verlorenem Posten. Das Gebet soll jeden „himmlischen Kämpfer“ umfassend prägen: Er betet zu aller Zeit, er verwendet alle Arten des Gebets, er betet mit allem Anhalten und er betet für alle Heiligen, wissend, dass er nicht allein im Kampf steht (Eph 6,18).

Die ganze Waffenrüstung

Wir sollen die ganze Waffenrüstung anziehen. Dazu gehört, dass die Wahrheit des Wortes Gottes unserem Leben Ausrichtung gibt und unser Verhalten gerecht ist. Dann können wir auch den Frieden des Evangeliums genießen und verbreiten. In dieser Atmosphäre des Friedens wächst das Glaubensvertrauen auf Gott und wir verankern in unserem Herzen, dass wir für immer aus der Macht des Teufels befreit sind. So sind wir in die Lage versetzt, das Wort Gottes in der Kraft des Geistes anzuwenden und damit den Feind in die Flucht zu schlagen. Diese ganze wunderbare Beschreibung über die Waffenrüstung wird eingerahmt und abgeschlossen von dem Gebet, in dem wir unsere Abhängigkeit von dem Herrn ausleben, in dem alle Stärke ist.

Kennen wir die Teile der Waffenrüstung aus der Praxis unseres Alltagslebens? Haben wir die ganze Waffenrüstung Gottes angelegt? Auch heute? Dann ist uns der Sieg sicher.

[Aus der Zeitschrift „Im Glauben leben“]

[Zu diesem Artikel gibt es auch eine mehrteilige Video-Vortrags-Serie https://bibelimfokus.de/e/die-waffenrustung-gottes-eph-6-10-13]