„Und es verließen ihn alle und flohen.“ (Mk 14,50)

Alle Jünger flohen in der dunkelsten Stunde, als ihr Leben auf dem Spiel stand. Doch es ist sehr bewegend, in der Kirchengeschichte zu sehen, dass wahrscheinlich bis auf Johannes alle von ihnen den Märtyrertod starben (Johannes aber starb alleine im Exil auf der Insel Patmos, wo er um seines Glaubens willen war). Wodurch kam dieser Wandel von Feiglingen zu Märtyrern? Einerseits sicher durch die läuternden, bitteren Erfahrungen von Golgatha, wie man es sich besonders im Falle von Petrus nach seiner Verleugnung vorstellen kann. Andererseits drängt sich aber auch der Gedanke auf, dass die Jünger besonders durch die Innewohnung des Heiligen Geistes ab Pfingsten die nötige Kraft bekommen haben, für den Herrn zu leiden und zu sterben.

Nachfolgend ein paar Hinweise:

  • Der sogenannte „ungläubige“ Thomas (obwohl sein Unglaube nur eine Woche währte), starb wahrscheinlich als Märtyrer in Indien (obwohl das Gebiet bei den Römern auch das parthische oder persische Reich gemeint haben könnte).
  • Andreas wurde zur Zeit Kaisers Nero von Aegeas, dem Statthalter der griechischen Präfektur Achaia, gekreuzigt. Die Kirchengeschichte ist sich nicht eins darüber, ob es geschah, weil sich durch seinen Dienst die Ehefrau Aegeas bekehrte, oder weil der Jünger sich weigerte, Götzen anzubeten. Da das Kreuz als X-förmig beschrieben wird, findet sich sein Andenken heute beispielsweise im Andreaskreuz wieder.
  • Jakobus, der Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes, war der erste Märtyrer der Jünger. Im Jahr 44 n. Chr. trug sich Apg 12,1.2 zu: „Um jene Zeit aber legte Herodes, der König, die Hände an einige derer von der Versammlung, um sie zu misshandeln; er ließ aber Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert töten.“ Interessant ist der – zugegebenermaßen historisch nicht gesicherte – Bericht, dass der Wachmann von Jakobus so beeindruckt gewesen sein soll von dessen Kühnheit vor der Hinrichtung, dass er sich ebenfalls bekehrte und mit Jakobus hingerichtet wurde.
  • Über das Ende von Bartholomäus, der ebenfalls in der Region des heutigen Pakistan, Afghanistan und Iran gewirkt haben soll, berichtet eine antike Quelle: „Der König zerriss das purpurne Gewand, in das er gekleidet war, und befahl, den heiligen Apostel Bartholomäus mit Ruten zu schlagen und, nachdem er so gegeißelt worden war, zu enthaupten.“
  • Petrus, dessen Ende schon in Johannes 21 angekündigt wird, ist wohl unter dem brutalen und christenfeindlichen Kaiser Nero kopfüber gekreuzigt worden – einige historische Berichte legen nahe, dass dies in Rom geschehen sein könnte.

Ob wir nun körperliche Verfolgung erfahren, Mobbing am Arbeitsplatz, Ausgelachtwerden in der Schule oder Ausgegrenztsein in der Nachbarschaft, es ehrt den Herrn, wenn wir für ihn leiden – und letztendlich mit ihm, wie Paulus es mit seinem Begriff „Gemeinschaft seiner Leiden“ umschreibt (Phil 3,10). Lasst uns den Herrn um Mut bitten, treu zu ihm zu stehen, welche Nachteile auch immer es mit sich bringen mag. Lohn ist uns gewiss: „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden“ (Röm 8,17).