„Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!“ Apg 7,55.56
Es ist ein sehr interessantes Detail in der Beschreibung von Stephanus Steinigung: Er sieht den Herrn Jesus stehend zur Rechten Gottes. Er steht dort – doch wissen wir nicht eigentlich besonders aus den Prophezeiungen des Alten Testaments und den vielen Bestätigungen des Neuen Testaments, dass Er dort sitzen würde? Eine jahrhundertealte Stelle aus den Psalmen sei erwähnt: „Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!“ (Ps 110,1). Auch der Herr selbst hatte das vor dem Sanhedrin bezeugt: „Und ihr werdet den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen [...] sehen“ (Mk 14,62). Warum also steht der Herr Jesus hier?
Verschiedene Ausleger haben unterschiedliche Erklärungen vorgeschlagen: Einige meinen, dass es sich bis zur Steinigung von Stephanus um eine gewisse Übergangszeit handelte, bis der Herr durch diesen Akt vollständig verworfen wurde, Er sein Volk von nun an im Gericht behandelt und das Evangelium dann ab Kapitel 8 zu den Nationen gehen konnte (wo wir den Kämmerer aus Äthiopien finden). Diese Sichtweise ist möglich, wobei Hebräer 10,12 doch zeigt, dass sich der Herr nach vollbrachtem Erlösungswerk und im Anschluss an die Himmelfahrt zur Rechten Gottes gesetzt hat.
Eine andere, sehr bewegende Erklärung soll hier vorgestellt worden: Der Herr Jesus höchstpersönlich steht von der Rechten Gottes auf, um seinen treuen Zeugen und Märtyrer Stephanus stehend im Himmel zu begrüßen. Wie ermunternd muss – angesichts des grausamen Todes – dieses „Empfangskomitee“ des Meisters für den treuen Diener gewesen sein!
Unser Herr Jesus, mit Ehrfurcht gesagt, sehnt sich danach, endlich seine Braut bei sich zu haben. Er wartet nur deshalb noch mit der Entrückung, weil „die Vollzahl der Nationen“ noch nicht eingegangen ist (Röm 11,25). Sein 2000 Jahre langes Warten damit ist kein Hinauszögern seiner Verheißung, wie Petrus es schreibt, sondern ein Beweis seiner Langmut, „da er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen“ (2. Pet 3,9). So sehr wir als Gläubige uns auf den Himmel und das Beim-Herrn-sein (1. Thes 4,17) freuen, so dürfen wir doch wissen: Der Herr freut sich umso mehr darauf! Vielleicht ist das Stehen bei Stephanus Heimgang ein kleiner, versteckter und besonders motivierender Hinweis darauf.