„Und er stand auf vom Gebet, kam zu den Jüngern und fand sie eingeschlafen vor Traurigkeit. Und er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf.“ (Lk 22,45.46)

Diese treulosen, müden und völlig empathielosen Jünger! Man erwischt sich oft bei Gedanken dieser Art. So sehr wir uns auch wundern über die Tatsache, dass sie in dieser Szene im Garten Gethsemane, die uns bewegt wie kaum eine andere, dreimal eingeschlafen sind, so sehr möchten wir doch „auf uns selbst sehen, dass nicht auch wir versucht werden“ (Gal 6,1). Auch wir können in unserem praktischen Leben einschlafen. In diesem Fall gelten uns die Ermunterungen von Paulus: „Also lasst uns nun nicht schlafen wie die Übrigen (=die Ungläubigen), sondern wachen und nüchtern sein“ (1. Thes 5,6) und: „Da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen“ (Röm 13,11). Tote und Schlafende sind auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden; und auch eingeschlafene Christen sind für Gott während des Schlafes so „unbrauchbar“ wie Ungläubige.

Es ist interessant, dass uns die Schrift einige Beispiele von schlafenden Gläubigen gibt – immer aus verschiedenen Motiven, aber jedes Mal mit einer großen Lektion auch für uns:

  • Simson (Ri 16.18–22) – eingeschlafen aufgrund von „Weltförmigkeit“
  • Elia (1. Kön 19,1–5) – eingeschlafen aufgrund von Resignation
  • Jona (Jona 1,3–5) – eingeschlafen aufgrund von Ungehorsam
  • 10 Jungfrauen (Mt 25,5.10) – eingeschlafen aufgrund von fehlender Erwartung
  • Jünger am Berg der Verklärung (Lk 9,28–36) – eingeschlafen aufgrund fehlender Wertschätzung
  • Hohelied-Braut (Hld 5,2.6) – eingeschlafen aufgrund von fehlender Zuneigung
  • Eutychus (Apg 20,7–12) – eingeschlafen aufgrund fehlender Aufmerksamkeit
  • Jünger in Gethsemane (Lk 22,39–46) – eingeschlafen aufgrund fehlender Abhängigkeit und Wachsamkeit

Schläfst du?

„Ich liebe solche, die das Wort hinausdonnern! Die Christenheit liegt in tiefem Schlaf. Nichts als eine laute Stimme kann sie aufwecken.“ (George Whitefield)