„Und sein Kreuz tragend, ging er hinaus zu der Stätte, genannt Schädelstätte, die auf hebräisch Golgatha heißt.“ (Joh 19,17)

Was muss der Herr Jesus empfunden haben, als Er, sein Kreuz tragend, aus Jerusalem hinausging – hinaus aus der Stadt, die ihren König verstoßen hatte! Wie oft hatte Er ihre Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut unter ihre Flügel, aber sie hatten nicht gewollt (Lk 13,34).

Nein, es war nicht irgendein Volk, das Ihn abgelehnt hatte. Es war sein eigenes Volk, das Er aus Ägypten erlöst und viele Jahrhunderte lang in Liebe getragen hatte. Es waren die Seinen, die Ihn nicht angenommen hatten (Joh 1,11). Er hatte ihnen immer nur Gutes erwiesen, aber sie hatten seine Liebe mit Hass erwidert und Ihm als Zeichen ihrer Ablehnung ein Kreuz gegeben (Ps 109,5). Wie muss Ihn die Verwerfung vonseiten seines Volkes zutiefst geschmerzt haben!

So ging unser Herr, sein Kreuz tragend, aus Jerusalem hinaus: von seinem eigenen Volk abgelehnt, von den Römern verachtet und aus der Königsstadt verstoßen. Hinter Ihm die Ablehnung und der Hohn, vor Ihm die schrecklichen Leiden des Kreuzes und der Tod. Obwohl der Heiland genau wusste, was Ihn am Kreuz erwarten würde, ging Er seinen Weg nach Golgatha unbeirrt weiter. Auch auf der letzten Wegstrecke hinauf nach Golgatha war es seine Speise, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34). Er setzte sein Vertrauen auf seinen Gott und machte sein Angesicht wie einen Kieselstein, denn Er wusste, dass Er nicht würde beschämt werden (Jes 50,7).

Während seines ganzen Lebens hatte der Heiland die Schwachheiten und Krankheiten der Ihn umgebenden Menschen getragen (Mt 8,17). Als Er aus dem Palast des Pilatus trat, trug Er eine Dornenkrone und ein Purpurgewand (Joh 19,5). Auf der letzten Wegstrecke nach Golgatha trug Er sein Kreuz. Und in den drei Stunden der Finsternis trug Er, am Kreuz hängend, unsere Sünden (1. Pet 2,24).

Doch wenn Er bald mit Macht und großer Herrlichkeit wiederkommen wird, dann wird Er seine Garben tragen – die Frucht der Mühsal seiner Seele (Ps 126,6). Auf seinem Haupt werden viele Diademe sein und auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte wird Er den Namen tragen: König der Könige und Herr der Herren (Off 19,12.16). Was für ein feierlicher Augenblick wird das sein!