In Apostelgeschichte 20 ist Paulus auf der Rückreise von seiner dritten Missions-Reise durch Mazedonien, das ist ein Teil von Griechenland, um dann wieder nach Jerusalem zurückzukehren. Und auf diesem Weg finden wir ihn in verschiedenen Situationen. Einmal reist er mit mehreren anderen zusammen, dann eine Wegstrecke mit seinem Freund und Bruder Lukas und eine Wegstrecke, die er alleine geht. Wir wollen uns diese drei verschiedenen Situationen einmal anschauen und was wir für uns daraus lernen können.

In Apg 20, Vers 4 heißt es zunächst: „Es begleiteten ihn aber bis nach Asien...“ Und dann werden eine Reihe von Männern aufgelistet. Unter anderem ist Timotheus dabei, den wir aus verschiedenen anderen Situationen gut kennen. Es sind insgesamt sieben Männer aus verschiedenen Gegenden, die er an anderen Stellen schon kennengelernt hatte. Und es ist schön, dass sie jetzt zusammengehen. Wir sind auf dem Weg des Glaubens auch – in der Regel jedenfalls – mit anderen Gläubigen zusammengestellt. Wir brauchen den Weg des Glaubens nicht alleine zu gehen. Wir haben andere Geschwister, vielleicht am Ort, in den örtlichen Versammlungen, mit denen wir uns austauschen können, mit denen wir einen gemeinsamen Weg gehen können, wo wir uns gegenseitig stärken können. Auf dem Glaubensweg können wir uns Ermunterung zusprechen, können einer den anderen trösten. Oder wie Paulus es an anderer Stelle sagt, „um getröstet zu werden durch den Glauben, der in dem anderen ist.“ (vgl. Röm 1,12).

Dann heißt es aber einen Vers weiter, dass die Brüder vorausgingen. „Diese aber gingen voraus und warteten auf uns in Troas.“ Wenn Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, hier „auf uns“ schreibt, dann hat man doch den Eindruck, dass er nun mit Paulus ein Stück Weg gemeinsam ging und die anderen eben schon einmal vorausgingen. Und das hatte sicherlich einen besonderen Grund. Er wird uns hier zwar konkret nicht mitgeteilt, aber wir dürfen für uns daraus lernen, dass es auch Situationen gibt, in denen wir uns ganz persönlich mit einem guten Freund austauschen können über das, was unser Herz bewegt, was wir vielleicht nicht mit jedem teilen. Aber wir teilen es mit einem besonderen Freund, der uns versteht, der uns besonders gut kennt und mit dem man sich auch über ganz besondere Dinge des Glaubens und des täglichen Lebens austauschen kann.

Ein sehr schönes Beispiel dafür finden wir in Daniel 2. Dort wird Daniel vom König aufgefordert, den Traum, den er gehabt hatte, zu deuten und nicht nur das, sondern den Traum selbst auch mitzuteilen. Was tut Daniel, nachdem er sich vom König eine gewisse Frist erbeten hatte? „Hierauf ging Daniel in sein Haus, und er teilte die Sache seinen Genossen Hananja, Misael und Asarja mit, damit sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten möchten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Genossen nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkamen.“ (Dan 2,17). Das Ergebnis ist, dass Gott ihm in einem Gesicht der Nacht dieses Geheimnis zeigt und Daniel dann ein Dankgebet spricht. Mir kommt es jetzt vor allem darauf an, dass er diese spezielle Not, dieses spezielle Problem mit seinen drei Freunden teilt und dass sie offensichtlich auch gemeinsam miteinander gebetet haben.

Das zeigt den Wert guter geistlicher Freundschaft. Wenn wir einen guten Freund, eine gute Freundin haben, mit der wir uns austauschen können, dann ist das etwas sehr Wichtiges und Schönes.

Einen dritten Aspekt finden wir dann einige Verse später in Apg 20,13: „Wir aber gingen voraus auf das Schiff und fuhren ab nach Assos, wo wir Paulus aufnehmen wollten. Denn so hatte er es angeordnet, da er selbst zu Fuß gehen wollte.“ Jetzt geht Paulus ein Stück Strecke allein und wieder schweigt die Schrift im Detail darüber, was er getan hat. Aber ich habe doch den Eindruck, dass er eine gewisse Zeit alleine mit seinem Gott sein wollte. Den Austausch mit seinem Gott in der Stille zu haben über das, was geschehen war, was er auf der Reise bis hierhin erlebt hatte, und ihm auch sein Herz zu öffnen über das, was vor ihm lag. Das brauchen wir auch. Persönliche, stille Zeiten, ganz alleine mit unserem Gott im Gebet, in denen wir ihm unser Anliegen und auch unseren Dank bringen und wo wir Wegweisung von ihm erbitten. Er war in einer Antwort auf unsere Gebete. Was wir tun und wie wir gehen sollen. Diese Zeit der Stille ist unbedingt nötig.

Und so finden wir, dass wir auf der einen Seite zusammengestellt sind, mit anderen den Weg gemeinsam gehen, dass wir zweitens gute geistliche Freundschaften brauchen, mit denen wir uns wirklich austauschen können über die ganz persönlichen, intimen Dinge unseres Lebens. Und dass wir drittens Zeiten alleine mit unserem Gott benötigen, um einen guten Weg zu gehen.