In ihrer fleischlichen Gesinnung hatten die Korinther für Parteiungen und Spaltungen in der örtlichen Gemeinde in Korinth gesorgt. Von Neid und Streit gekennzeichnet hatten sie einige Diener im Werk des Herrn für ihre Zwecke missbraucht. Die einen machten Paulus, die anderen Apollos oder Kephas (Petrus) und die ganz frommen machten sogar den Herrn Jesus selbst zu ihrem Parteiführer. Dass sie dadurch die Stellung des Herrn Jesus angriffen und im krassen Widerspruch zu dem Leib Christi handelten, war ihnen allen wohl nicht bewusst.

Indem Paulus dem Zustand der Korinther in seinem ersten Brief begegnet, kommt er eben auf jene Arbeiter im Werk des Herrn zu sprechen, deren Position die Korinther für sich beanspruchen wollten. Trotz des besonderen Kontextes wollten wir einige Punkte herausgreifen und sie allgemein auf uns als Arbeiter im Werk des Herrn anwenden:

1.     Der Arbeiter ist ein Diener (V. 5)

Paulus fragt: „Wer ist denn Apollos, und wer ist Paulus?“ und gibt gleich die Antwort: „Diener, durch die ihr geglaubt habt ...“ (V.5). Wir sprechen oft von dem „Werk des Herrn“. Es ist sein Werk – das Werk des Herrn Jesus. Er ist der Herr und alles wird in Abhängigkeit von ihm getan, so wie Er es will. Alle anderen, die sich in dem Werk des Herrn verwenden lassen, sind Diener (oder Knechte). In allererster Linie ein „Diener Christi“ (1. Kor 4,1; vgl. Phil 1,1; Röm 15,16; 1. Tim 4,6). Doch dann auch ein Diener an den Menschen. Wenn wir nun die Stellung eines Dieners haben, dann sollten wir auch die Gesinnung eines Dieners haben. Darin dürfen wir dem Herrn Jesus folgen, der, obwohl Herr über alles, in der Mitte der Jünger „wie der Dienende“ (Lk 22,24–27) war.

2.     Diener haben unterschiedliche Befähigungen und daher auch einen unterschiedlichen Dienst empfangen (V. 5b)

Diener üben ihren Dienst aus „wie der Herr einem jeden gegeben hat“. Paulus und Apollos waren beide Diener desselben Herrn. Von ihm hatten sie ihre Befähigungen bekommen und von ihm waren sie berufen worden. Aber dennoch hatten sie durchaus unterschiedliche Befähigungen und einen unterschiedlichen Dienst. Paulus hatte in Bezug auf die Korinther „gepflanzt“. Durch seine Predigt waren die Korinther zum rettenden Glauben gekommen. Apollos hingegen hatte „begossen“, d. h. den jungen Gläubigen die richtige Nahrung gegeben, die sie zum Wachsen im Glauben brauchten. Paulus verhielt sich nicht wie Apollos und Apollos verhielt sich nicht wie Paulus. Sie verhielten sich so „wie der Herr einem jeden gegeben hat“.

Wir können daraus folgendes lernen:

  • Jeder Diener hat eine andere Befähigung und daher auch andere Aufgaben (wenn diese sich auch ähneln werden).
  • Das trifft nicht nur auf Paulus oder Apollos zu, sondern auf „einen jeden“. Jeder hat geistliche Befähigungen (Gaben, Talente) und Aufgaben bekommen.
  • Es ist der Herr, der diese Befähigungen und Aufgaben gibt. Er tut das nach seiner souveränen Gnade, wie er es für gut und richtig hält. Im Werk des Herrn steht es keinem Diener zu, sich einfach eine Aufgabe zu nehmen, die ihm passt. Noch darf sich jemand anmaßen, jemand anderes eine Aufgabe einfach zuzuteilen.
  • Der Herr verwendete Paulus und Apollos (und weitere). Auch heute ist eine „one-man-show“ nicht nach Gottes Gedanken. Es ist nicht nur schön, sondern geradezu notwendig, wenn Brüder zusammenarbeiten. Was wäre das „Pflanzen“ ohne das „Begießen“?

3.     Nicht der Diener als Werkzeug ist wichtig, sondern Gott (V. 6.7)

In einem Werkzeugkoffer gibt es verschiedene Werkzeuge, für verschiedene Aufgaben. Aber keines dieser Werkzeuge kann in sich eine Aufgabe erfüllen. Nicht in dem Werkzeug ist die Kraft, sondern in dem Arm des geschickten Handwerkers, der das Werkzeug benutzt. Was im Natürlichen gilt, gilt auch im Geistlichen: Gott verwendet für seine geistlichen Ziele verschiedene „Werkzeuge“. Aber diese „Werkzeuge“ haben in sich keine Kraft, können in sich nichts bewirken. Paulus hatte gepflanzt, Apollos begossen „Gott aber hat das Wachstum gegeben“ (V.6). So ist es auch heute. Das macht uns demütig und schützt uns davor uns was einzubilden. Gleichzeitig dürfen wir zu dem kommen, der alle Kraft für jede geistliche Aufgabe geben möchte.

4.     Jeder empfängt seinen eigenen Lohn (V. 8)

Auch wenn unsere Sprache sein sollte „Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lk 17,10), stellt uns Gottes Wort doch an mehreren Stellen den Gedanken des Lohnes vor. Der Herr selbst verbindet sein Kommen mit Lohn: „Siehe ich komme bald, und mein Lohn mit mir“ (Off 22,12). Wenn es auch viele Diener im Werk des Herrn geben, so wird dennoch jeder „seinen eigenen Lohn empfangen, nach seiner eigenen Arbeit“ (oder Mühe, V.8). Vor dem Richterstuhl des Christus wird jeder den Lohn empfangen, für das was er persönlich im Werk des Herrn getan hat. Grundlage der Bewertung des Herrn wird dabei nicht die vermeidliche Größe unseres Dienstes (wonach man die auch immer bestimmen möchte), sondern die Treue, in der wir die von dem Herrn empfangenen Aufgaben erledigt haben.

5.     Alles Gnade (V.10)

Paulus war ein Diener, der in dem ständigen Bewusstsein der erfahrenen Gnade Gottes lebte. Das galt nicht nur in Bezug auf seine Errettung (1. Tim 1,14), sondern auch in Bezug auf seinen Dienst. Zu was auch immer er geworden war, was auch immer er geistlicherweise bekommen hatte – er wusste, dass das durch die Gnade Gottes geschehen war (1. Kor 15,10). Aber gerade diese erfahrene Gnade motivierte ihn jetzt auch, sich im Werk des Herrn einzusetzen. Wenn der Herr Jesus Gaben (geistliche Befähigungen) gibt, dann ist das immer Gnade. Paulus war sich dem bewusst. Er wusste auch nur zu gut, dass allein diese Gnade ihm die nötige Kraft für seinen Dienst geben konnte, selbst wenn er schwach war. „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor 12,9) war die Zusage des Herrn an Paulus. Sie gilt im Besonderen für Paulus damals, aber auch ganz allgemein jedem Diener heute. In dem Bewusstsein erfahrener Gnade, hatte er als ein „weiser Baumeister“ den Grund zu der Versammlung in Korinth gelegt (1. Kor 3,10a).

6.     Es gibt nur eine Grundlage, auf die wir aufbauen können (V.10.11)

Als der Apostel Paulus nach Korinth kam, hatte er nicht „in Vortrefflichkeit der Rede und in Weisheit“ gepredigt, sondern Jesus Christus „und ihn als gekreuzigt“ (1. Kor 21.2). Das war der Grund, den er als ein „weiser Baumeister“ gelegt hatte und Paulus macht noch einmal deutlich, dass es keinen anderen als Jesus Christus geben kann (1. Kor 3,10.11). Anders ist es auch heute nicht. Es braucht keine Konzepte, Pläne und Strategien um eine Gemeinde (auf)zubauen. Nein, es muss Christus und das Wort Gottes gepredigt werden! Und wenn Menschen darauf hin Buße tun und an den Herrn Jesus glauben, werden sie zu dem „Bau Gottes“ hinzugefügt.

7.     Jeder Arbeiter ist dafür verantwortlich wie er baut (V. 12–15)

Paulus hatte den Grund gelegt. Er hatte in Korinth „Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“ gepredigt. Dadurch war die Gemeinde in Korinth entstanden. Aber damit war die Arbeit nicht getan. Andere Diener würden im wahrsten Sinne des Wortes auf seinem Dienst aufbauen und die junge Gemeinde im Glauben weiterführen, indem sie sie belehren, seelsorgerlich zur Seite stehen oder vor Gefahren von außen schützen.

Wir müssen an dieser Stelle eine wichtige Unterscheidung machen: Auf der einen Seite ist der Herr Jesus der Baumeister und zugleich der Fels, auf dem aufgebaut wird (vgl. Mt 16,18). Das Material, mit dem er baut, sind „lebendige Steine“ (d.h. Gläubige; 1. Pet 2,5). Hier geschieht alles in Vollkommenheit, so wie Gott es sich in seinem Ratschluss vorgesetzt hat. In 1. Korinther 3 geht es aber offensichtlich darum, dass Menschen bauen. Paulus hatte die Grundlage gelegt – Christus – und andere würde darauf aufbauen. Das Bauen geschieht in er Praxis durch die Verkündigung des Wortes Gottes durch die Diener Gottes, die dafür ihm verantwortlich sind. Leider kann es hier eben doch sein, dass falsch oder gar zerstörerisch gebaut wird.

Für jeden, der sich am Bau des Hauses Gottes beteiligt, ist das eine ernste Angelegenheit. Es ist eben nicht egal, wie wir bauen. Alles mag zwar menschlich gesehen schön und erfolgreich aussehen, aber Paulus macht deutlich, dass es einmal offenbar werden wird, mit welchen Materialien wir gebaut haben: Gold, Silber, kostbare Steine oder Holz, Heu, Stroh. Wir können uns die Fragen stellen: Wird das Wort Gottes gepredigt oder menschliche Weisheit? Werden die Zuhörer mit geistlichen Dingen beschäftigt, oder mit fleischlichen amüsiert?

Es ist ein Vorrecht, dass der Herr Jesus uns als Diener für seine Ziele verwenden möchte. Aber sein Werk muss nicht nur in seiner Gesinnung, sondern auch auf seine Art und Weise geschehen.