Wohl kein Christ würde von sich behaupten, dass er Gott ausreichend lieb hat. Zu groß ist er für uns, zu unbegreifbar Golgatha, zu unfassbar seine Liebe zu uns. Doch unser größtes Ziel im Leben sollte sein: Gott lieben – jeden Tag mehr!

Dabei bringt es – ähnlich wie bei einer ehelichen Liebe – nichts, sich selbst unter Gesetz zu stellen im Sinne von: „Ich muss Gott mehr lieben“ oder „Ab morgen liebe ich ihn mehr“.

Nein, unsere Liebe zu Gott wird nicht durch Verschlingen von Jüngerschaftsbüchern, nicht durch selbstauferlegte Pflichten oder sonstiges gesteigert, sondern nur durch die Beschäftigung mit seiner Liebe: „Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh 4,19).

Als der Maler Domenico Fetti (1589–1623) gerade an einem Bild der Kreuzigung des Herrn arbeitete, fragte ein Mädchen nach dem Hintergrund der Szene. Widerwillig erzählte Fetti ihr davon. Beeindruckt von der liebevollen Hingabe fragte das Mädchen: „Meister, ihr liebt Ihn doch sicher sehr, weil Er das alles für euch getan hat, oder?“ Der Mann schluckte – nein, er liebte Jesus Christus nicht. Aufgerüttelt durch diese Frage begann er, sich mit der Bibel zu beschäftigen, und bekehrte sich. Schnell malte er ein neues Bild von der Kreuzigung und fügte darunter die Zeilen hinzu: „Das tat ich für dich – was tust du für mich?“

Je mehr wir die Liebe Gottes, die sich besonders in der Hingabe des Herrn Jesus gezeigt hat, verstehen, desto mehr werden wir ihn (zurück)lieben – und zwar nicht nur mit Worten oder der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit (1. Joh 3,18). Dann ist unsere Liebe zu Gott kein (halb)leeres Bekenntnis, sondern eine tiefe Überzeugung. Lieben wir Gott?

In diesem Artikel soll es jedoch nicht darum gehen, wie wir Gott mehr lieben können, sondern darum, wie Gott unsere Liebe zu Ihm wertschätzt. Mehrmals in Gottes Wort finden wir Verheißungen und Versprechen, die denen gelten, „die Ihn lieben“.

Ps 145,20: „Der HERR bewahrt alle, die ihn lieben.“
Wunderbar zu sehen, dass es Ihm ein Herzensanliegen ist, die zu bewahren, die Ihn lieben. An anderen Stellen wird dieser hebräische Begriff (schamar) auch mit „behüten, beschützen, verteidigen“ übersetzt. Er verspricht hier also besonderen Schutz und Beistand; der Herr Jesus bittet seinen Vater in Joh 17,15 darüber hinaus, dass Er uns vor dem Bösen bewahre.

Römer 8,28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“
Wahrscheinlich geht es vielen Gläubigen wie mir: Egal, um welche Anfechtung oder Sorge es sich handelt, kaum ein Bibelvers gibt einen solchen Trost wie dieser. Warum? Weil Gott uns hier verspricht, dass hinter allem ein perfekter Plan steckt. Eins der vielen beeindruckenden Beispiele ist Joseph, der erst knapp 20 Jahre nach dem Verschlepptwerden in die Sklaverei mit allen weiteren Tiefen seines Lebens (1. Mo 37,28; 39,20; 40,22; 41,1) Folgendes erkennt: „Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott; und er hat mich zum Vater des Pharaos gemacht und zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten“ (1. Mo 45,8). Er sagt damit: „Gott hatte all die Jahre alles unter Kontrolle!“ Letztendlich dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott denen, die Ihn lieben, „nichts Gutes vorenthalten“ wird (Ps 84,12) und ihnen „Zukunft und Hoffnung gewähren“ will (Jer 29,11). Wichtig: Nur dann, wenn wir ihn lieben, werden wir diese Aussicht im Herzen tragen können.

1. Kor 2,9: „... wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz aufgekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“
Gott hat denen, die Ihn lieben, ganz besondere Geheimnisse aufbewahrt. Nicht Lot wurde zuerst über die Zerstörung seiner Heimatstadt informiert, sondern Abraham, der „Freund Gottes“ (Jak 2,23). Nicht die Weisen dieser Welt erhalten Einblick in Gottes Geheimnisse und Pläne, wie Paulus in 1. Korinther ausführt, sondern die, die Ihn lieben. Eph 1,9 sagt sogar, dass es sein Wohlgefallen ist, uns das Geheimnis seines Willens kundzutun. Wunderbar: Der große Gott gibt uns als Mitwisser Einblick in seine Gedanken.

Jak 1,12: „Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.“
Paulus schreibt in 1. Kor 9,25 davon, dass wir am Richterstuhl Christi eine unvergängliche, bleibende Krone erhalten werden – als Ausdruck der Wertschätzung Gottes für unsere Treue auf dieser Erde. Jakobus bringt nun besonders das Ausharren in Prüfungen damit in Verbindung. Die Botschaft ist klar: Nur wenn wir Gott aus tiefstem Herzen lieben, können wir Ihm in schwierigen Prüfungen vertrauen und an Ihm festhalten, wodurch wir die Prüfung erdulden – und nur dann werden wir auch diese Krone erhalten. Lk 6,22.23 und Off 2,10 verheißen diesen Lohn übrigens für das Aushalten in Anfechtungen von Ungläubigen.

Jak 2,5: „Hat Gott nicht die weltlich Armen auserwählt, reich zu sein im Glauben, und zu Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?“
Jakobus drückt hier zwischen den Zeilen aus, dass eigentlich jeder Gläubige Gott lieben sollte – immerhin hat jeder von Ihnen ein Erbe im Himmel (1. Pet 1,4), wozu auch ein Anteil am Reich gehört (Off 20,6; 2. Tim 2,12). Es ist wunderbar, dass Gott diejenigen, die eine besondere Verbindung zu Ihm haben, an seiner Herrschaft über das Universum teilhaben lassen möchte.

2. Tim 4,8: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“
Hier wird deutlich gemacht, dass Liebe zu Gott bzw. hier zum Herrn Jesus keine theoretische Sache ist, sondern sich konkret durch Interesse an Gottes Belangen äußert. Paulus macht klar, dass alle die, die seine Erscheinung lieben, eine besondere Krone versprochen bekommen. Die Erscheinung meint hier, wie an vielen anderen Stellen, das zweite Wiederkommen des Herrn Jesus am Ende der Drangsalszeit, wenn er seine Feinde vernichten und sein Königreich aufrichten wird (2. Thes 1,7–10). Es geht bei dieser Liebe also darum, dass man sich auf den Moment freut, wenn der Herr Jesus endlich die Ehre bekommt, die ihm zusteht.

Spr 8,21: „... um die, die mich lieben, beständiges Gut erben zu lassen und um ihre Vorratskammern zu füllen.“
Auch wenn es sich hier um eine typisch alttestamentliche Verheißung handelt, dass Gott sich um die irdischen Bedürfnisse der Treuen seines Volkes kümmern würde, lässt sich dieses Prinzip doch übertragen: Gott sorgt für die, die Ihn lieben.

Ri 5,31: „Aber die ihn lieben, seien, wie die Sonne aufgeht in ihrer Kraft!“
Daniel benutzt ähnliche Worte, wenn er die Verheißung für die Zeit des Endes ankündigt: „Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste“ (Dan 12,3). Der Herr bestätigt sie in den Gleichnissen des Reiches: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reich ihres Vaters“ (Mt 13,43). Das Alte Testament schließt mit dem Aufgehen der Sonne der Gerechtigkeit über die, die den Namen des HERRN fürchten (Mal 3,20). Besondere Verheißungen für die Zeit nach der Nacht, in der wir gerade leben.

1. Joh 5,2: „Hieran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.“
Auch wenn sich hier keine Verheißung findet, sehen wir doch ein wichtiges Prinzip: Liebe in der Vertikalen geht immer in die Horizontale. Liebe zu Gott zeigt sich besonders in unserer aufrichtigen Liebe zu unseren Mitgeschwistern.

Spr 8,17: „Ich liebe, die mich lieben.“
Natürlich – Gottes Liebe ist nicht an Bedingungen geknüpft (Gott sei Dank!) und fußt auch nicht auf unserer Liebe zu ihm. Und doch wird hier eine scheinbare Verbindung hergestellt. Vielleicht könnte man folgendes Prinzip anwenden: Wir leben besonders im Bewusstsein seiner Liebe zu uns, wenn wir ihn auch lieben. Seine Liebe wird uns hingegen weniger berühren, wenn Er selbst uns nicht wertvoll ist.

Am Ende dieses Artikels eine herzerforschende Frage für uns: Lieben wir Gott?