„Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl salbte und seine Füße mit ihren Haaren abtrocknete; deren Bruder Lazarus war krank.“ (Joh 11,2)

„Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, wertvolle Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klarmachen, weil er in Feuer offenbart wird; und welcherart das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.“ (1. Kor 3,12.13)

Matthäus und Markus berichten in ihren Evangelien beide von einer Frau, die das Haupt des Herrn mit Salböl salbte. Allerdings nennen sie beide nicht den Namen der Frau (Mt 26,7; Mk 14,3). Es dauert ungefähr weitere 60 Jahre, bis wir schließlich von Johannes in seinem Evangelium erfahren, welche Frau es war, die den Herrn gesalbt hatte (Johannes schrieb sein Evangelium ca. 60 Jahre nach Matthäus und Markus): „Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl salbte“. 60 Jahre lang konnten die Leser der synoptischen Evangelien nur erahnen, welche Frau es gewesen sein mochte. Der Name der Person, die dieses gute Werk getan hatte, blieb zunächst im Verborgenen.

Jeden Tag werden von Gläubigen unzählige gute Werke und viele hingebungsvolle Dienste getan, ohne dass andere etwas davon mitbekommen. Die meisten von ihnen geschehen ohne großes Aufsehen im Verborgenen. Doch der Herr sieht jedes Werk und jeden Dienst und weiß es gebührend zu schätzen. Gerade der Dienst, der im Verborgenen geschieht, ohne dass andere etwas davon mitbekommen, ist dem Herrn sehr wohlgefällig.

Aber es wird nicht immer so bleiben: Der Tag wird kommen, an dem alles einmal ans Licht kommen wird. Jedes kleinste Werk, jeder geringste Dienst, der im Verborgenen geschah, wird vom Herrn offenbar gemacht und belohnt werden. Der Tag, an dem Er in Macht und großer Herrlichkeit erscheint, wird es klarmachen. „Und dann wird einem jeden sein Lob werden von Gott“ (1. Kor 4,5). Auf diesen Tag dürfen wir uns freuen.

Vielleicht wird der Herr dann – wie zu den Gerechten, die zu Beginn des Tausendjährigen Reiches auf der Erde sein werden – auch zu uns sagen: „Ich war hungrig, und ihr gabt mir zu essen; ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken; ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf; nackt, und ihr bekleidetet mich; ich war krank, und ihr besuchtet mich; ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir“. Und wir werden Ihm erstaunt antworten: „Herr, wann sahen wir dich hungrig und speisten dich, oder durstig und gaben dir zu trinken? Wann aber sahen wir dich als Fremdling und nahmen dich auf, oder nackt und bekleideten dich? Wann aber sahen wir dich krank oder im Gefängnis und kamen zu dir?“ Und Er wird zu uns sagen: „Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“ (Mt 25,35–40). Das darf uns als Ansporn dienen – auch heute.