Als die Juden meinen, der Herr Jesus werde sein Reich in Herrlichkeit aufrichten, erzählt Er ihnen ein Gleichnis, mit dem Er deutlich macht, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen ist (Lk 19,11–28).

Das Gleichnis zeigt einen Mann edler Herkunft, der den Bereich seiner Herrschaft verlässt, um in der Ferne ein anderes Reich zu empfangen. Bevor er geht, ruft er seine zehn Knechte zu sich, denen er jeweils einen hohen Geldbetrag anvertraut. Sie sollen damit Handel treiben, bis er kommt. Obwohl die feindlichen Bürger seines Landes seine Herrschaft nicht wollen, kehrt er eines Tages zurück, beseitigt seine Feinde und ruft seine Knechte zur Abrechnung. Wir sehen, wie drei seiner zehn Knechte vor ihm erscheinen: der sehr treue Knecht, der treue Knecht und der untreue Knecht. Die Knechte, die ihrem Meister gedient haben, bekommen einen Lohn, der sich an ihrer Treue orientiert und gleichzeitig sehr großzügig ist.

Der untreue Knecht hat keinen Finger für seinen Herrn gekrümmt, sondern das Geld in ein Schweißtuch gewickelt, das er in seinem bequemen Alltag offenbar nicht benötigt. Die Begründung für seine Faulheit: Angst vor seinem strengen Herrn, der angeblich seine Forderungen knallhart durchsetzt. Der Knecht hat nichts getan, damit er nichts falsch macht und bestraft wird. Er hätte jedoch das Geld wenigstens zur Bank bringen können, um Zinserträge zu erwirtschaften. Aber selbst das war ihm zu viel.

Seine Ausrede ist billig und entlarvend. Von der Autorität seines Meisters hat er nichts begriffen. Hätte er es sonst gewagt, den klaren Dienstauftrag zu ignorieren und seinem Arbeitgeber das angestaubte Geld unter die Nase zu halten? Auch die Gnade seines Meisters hat er nicht erkannt, sondern vielmehr seine eigene Kälte und Selbstsucht auf den hochgeborenen Mann projiziert. Dass dieser voller Gnade ist, macht das Gleichnis eindrücklich deutlich:

  • Der hochgeborene Mann legt seinen Knechten das Startkapital in die Hand; und was er gibt, ist nicht wenig: Er schafft ideale Voraussetzungen für die Arbeit.
  • Ohne die anvertrauten Pfunde hätten die Knechte nichts tun können, was sie auch freimütig anerkennen: „Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen ... Dein Pfund, Herr, hat fünf Pfunde eingebracht“ (Lk 19,16.18).
  • Der hochgeborene Mann gibt den Knechten für ein gewonnenes Pfund die Herrschaft über eine Stadt. Das ist eine atemberaubende Belohnung!
  • Es war das „Geringste“, was die Knechte getan haben, und doch werden sie aufs Höchste belohnt (Lk 19,17).
  • Die treuen Knechte dürfen das hinzugewonnene Kapital behalten, obwohl es für den Meister erworben wurde.
  • Der sehr treue Knecht bekommt sogar noch das Startkapital des untreuen Knechtes geschenkt, was alle wundert, die das sehen.
  • Die Geschichte macht klar, dass der Herr das Kapital gar nicht benötigt; aber er liebt es offenbar, seine Knechte zu engagieren und ihnen großzügig Lohn zu geben.

Bald wird der Herr Jesus, der Mann von wahrhaft hoher Abstammung, wiederkommen und diejenigen aus seinem irdischen Volk richten, die seine Herrschaft nicht akzeptieren. Heute ist Er noch im Himmel und seine Knechte dienen Ihm. Sie bekennen sich zu Christus und gehören zu dem Reich, das der Herr vom Himmel aus regiert. Ihr Bekenntnis kann echt oder auch nur äußerlich sein.

Wer den Herrn wirklich kennt, nimmt seine Verantwortung zum Dienen ernst, ohne Angst vor Ihm zu haben, wie es der böse Knecht formuliert hat. Wir vertrauen vielmehr seiner Gnade, die sich schon darin zeigt, dass Er Stümper wie uns in sein Werk gerufen hat. Wuchern wollen wir für Ihn mit dem Pfund, mit dem „anvertrauten Gut“ (1. Tim 6,20). Wenn wir vor seinem Richterstuhl erscheinen, wird Er uns belohnen und uns in dem kommenden Reich ungeahnte Möglichkeiten des Herrschens und Dienens geben, die seiner Gnade würdig sind und die unserer Treue auf der Erde entsprechen.

Der Knecht, der den Herrn und seine Gnade nicht kennt, wird auch einmal vor seinem Thron stehen (wenn auch zu einem viel späteren Zeitpunkt und zu einem anderen Zweck). Ihm wird für immer die Möglichkeit genommen, Christus kennenzulernen und Ihm zu dienen. Ja, mehr noch: Er wird in die ewige Gottesferne geworfen.

Aber jeder wahre Gottesknecht wird reich belohnt werden. Die geringste Mühe wird eine königliche Antwort der Gnade finden. Spornt uns die Aussicht auf einen überwältigenden Lohn nicht an, Ihm eifriger zu dienen? „Ihr aber, seid stark und lasst eure Hände nicht erschlaffen, denn es gibt Lohn für euer Tun!“ (2. Chr 15,7).

[aus: www.imglaubenleben.de]