Oft ist uns die Größe einer Segnung, die wir als Christen genießen dürfen, gar nicht recht bewusst. Sie wird uns erst dann wieder bewusst, wenn wir mit jemanden sprechen, der diese Segnungen gar nicht kennt.

In diesem Beitrag wollen wir uns einmal einige Aspekte der Opfer des Alten Testaments anschauen und sie mit dem Opfer des Herrn Jesus vergleichen. Die acht Unterschiede, die wir dabei sehen werden, sind bemerkenswert.

Vielleicht versetzen wir uns dabei etwas in die Position eines Israeliten unter Gesetz und machen uns erneut bewusst, was für einen Segen es bedeutet, ein Christ zu sein, der an das „ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ glauben darf (Heb 10,10).

1.     Unterschied: Christus ist sündlos

Der Hohepriester im Volk Israel hatte es nötig „zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für das Volk“ (Heb 7,27; vgl. 9,7). Daher lesen wir auch in 3. Mose 16,6, dass Aaron den Stier des Sündopfers, der für ihn ist, herzubringen und Sühnung für sich und für sein Haus tun sollte. Aaron war ein mit Schwachheiten und Sünden behafteter Mensch und konnte sich daher nicht ohne Weiteres für das Volk verwenden und in das Heiligtum eintreten. Solche Maßnahmen aber waren bei Christus nicht notwendig. Wenn auch völlig Mensch, so war er doch ohne Sünde. Und gerade die Vollkommenheit seiner Person macht die Vollkommenheit seines Opfers aus.

2.     Unterschied: Christus ist in den Himmel eingegangen

Der Opferdienst in Israel geschah – wenn auch nach göttlichem Muster – in einem materiellen, von Menschen gebauten Heiligtum. Doch in Hebräer 9,24 lesen wir: „Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“. Das Heiligtum hier auf der Erde war nur ein Gegenbild (Typus) von dem Echten – jedes Teil des irdischen Heiligtums korrespondierte mit dem himmlischen.

Wenn Aaron nun in das Heiligtum eintrat, so trat er in Dunkelheit. Weiterhin musste eine Wolke aus Räucherwerk den Deckel der Bundeslade umhüllen (vgl. 3. Mose 16,13) Auch diese Maßnahme war notwendig, weil Aaron in sich nicht würdig war, in die Gegenwart Gottes zu treten.

Aber in Bezug auf Christus lesen wir, dass er in den Himmel selbst eingetreten ist „um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24b). Wir sehen hier einen Menschen, der direkt vor dem Angesicht Gottes erscheint. Nicht im Dunkeln und geschützt vor der Heiligkeit Gottes, sondern frei in dem Licht Gottes. Jeder Mensch, der vor dem Angesicht Gottes erscheint, müsste von der Heiligkeit Gottes verzehrt werden. Doch Christus kann dort bestehen, Kraft seiner persönlichen Herrlichkeit.

Die Schrift macht uns deutlich, dass seine Stellung dort unsere Stellung ist. Der Wert seines Opfers wird uns zugerechnet, sodass der Platz, den er sich aufgrund seines Opfers erworben hat, nun auch uns geschenkt wird. Wenn wir so auf das Engste mit Christus verbunden sind, dann gibt uns das die absolute Heilssicherheit. Bevor ein Kind Gottes verloren geht, müsste Christus seine gegenwärtige Stellung vor dem Angesicht Gottes verlieren. Das ist unmöglich.

3.     Unterschied: Christus hat sein eigenes Leben gegeben

Der Opferdienst im Alten Testament bestand aus Tieropfern. Es wurde also „fremdes Blut“ gebracht (vgl. Heb 9,25). Christus aber ist „nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut“ in das Heiligtum eingegangen (Heb 9,12). Es ist dieses für Gott „kostbare Blut“ (1. Pet 1,19), welches er gegeben hat als eine Sühnung für unsere Sünden.

4.     Unterschied: Das Opfer Christi muss nicht wiederholt werden

Des Weiteren sehen wir, dass die Opfer im Alten Testament ständig wiederholt werden mussten, sei es jährlich oder täglich (vgl. Heb 9,25.26 „oftmals“, „alljährlich“, oder Heb 10,1 „alljährlich ununterbrochen“). Doch im Hinblick auf Christus spricht die Schrift von dem „ein für alle Mal geschehenen Opfer des Leibes Jesus Christi“ (Heb 10,10) und „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ sollten (Heb 10,14). Hier braucht es keine Wiederholung. Gott wurde durch das vollkommene Opfer des Herrn Jesus über alle Maßen verherrlicht. Alle seine Forderungen im Hinblick auf die Sünde sind erfüllt worden.

5.     Unterschied: Vollständige Vergebung und Reinigung von Sünden

Wie viele Opfer wurden wohl im Alten Testament gebracht? Millionen, gar Milliarden? Wie viele es auch gewesen sein werden – nicht ein einziges Opfer konnte Sünden wegnehmen. „Doch in jenen Opfern ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden; denn unmöglich kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen“ (Heb 10,3.4).

Das Blut dieser Tiere – die ja zu einer gefallenen Schöpfung gehörten – war in sich für Gott völlig wertlos. Wie sollte dieses stoffliche Blut möglicherweise die moralische Schuld von Menschen wegnehmen können? Völlig unmöglich! Diese Opfer besaßen nur insofern einen Wert für Gott, als dass sie auf das einmalige Opfer des Herrn Jesus hinwiesen.

Das ständige Wiederholen der alttestamentlichen Opfer verdeutlicht geradezu ihre Wert- und Wirkungslosigkeit. Nur im Blick auf das Opfer des Herrn Jesus konnte Gott nachsichtig sein in Bezug auf die Sünden der Opfernden (vgl. Röm 3,25.26). Und nur im Blick auf das vollbrachte Opfer des Herrn Jesus kann es Vergebung und Reinigung von den Sünden geben. Wir lesen in Hebräer 10,17.18: „Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken. Wo aber eine Vergebung derselben ist, da ist nicht mehr ein Opfer für die Sünde“.

6.     Unterschied: Vollkommen gemacht

Wenn ein Israelit gesündigt hatte und er brachte für diese Sünde ein Sündopfer dar, dann konnte er in Bezug auf diese Sünde ein beruhigtes Gewissen haben. Aber das dauerte nur solange an, bis er erneut sündigte und sich bewusst machen musste, dass er immer noch grundsätzlich als ein verdammungswürdiger Sünder vor Gott stand. Die Opfer konnten den Opfernden eben dem Gewissen nach nicht vollkommen machen (Heb 9,9).

Aber dann, und das ist der große Unterschied, lesen wir in Hebräer 10,14 über das Opfer Christi: „Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden“. Das, was das alttestamentliche Opfersystem nicht geben konnte, besitzen die Glaubenden jetzt auf der Grundlage des einmal geschehenen Opfers des Herrn Jesus.

Aber was ist hier eigentlich mit Vollkommenheit gemeint? Es geht um eine grundlegende Vollkommenheit, die jedes Kind Gottes besitzen darf. Wir dürfen wissen, dass wir auf der Grundlage des einmal vollbrachten Opfers des Herrn Jesus vollkommene Vergebung aller – vergangener wie zukünftiger – Sünden besitzen. Es ist wahr, leider können wir immer noch sündigen. Das ist schlimm und verhindert den Genuss unserer Beziehung zu Gott dem Vater und kann uns sogar unter die erziehende Hand des Vaters bringen. Aber es gibt keine einzige Sünde, die unsere Beziehung zu Gott, dem Richter, noch irgendwie in Gefahr bringen könnte. Der Beweis dafür ist Christus, der „nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht hat, sich auf immerdar gesetzt [hat] zur Rechten Gottes“ (Heb 10,12).

7.     Unterschied: Christus hat sich gesetzt

Wir könnten sagen, dass das alttestamentliche Opfersystem ein System der Ruhelosigkeit war. Es verging kein Tag und kein Jahr, in dem keine Opfer gebracht werden mussten. Die Priester waren ständig gefordert. Hebräer 10,11 sagt daher: „Und jeder Priester steht täglich da, verrichtet den Dienst und bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden hinwegnehmen können“. Dieses Stehen der Priester versinnbildlicht geradezu diese Ruhelosigkeit.

Doch dann wird der Unterschied beschrieben: „Er aber, nachdem er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht hat, hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes“ (Heb 10,12). Während Gott an den alttestamentlichen Opfern kein Gefallen finden konnte, fand das Opfer Christi sein volles Wohlgefallen. Er hat dieses eine Opfer dargebracht „Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2) in dem Gott völlig ruhen kann, weil es seinen heiligen Maßstäben vollkommen genügt. Gott hat in der Auferstehung, der Himmelfahrt und der Verherrlichung des Herrn Jesus den Beweis dafür gegeben, dass er dieses Opfer angenommen hat.

Und daher lesen wir hier, dass der Herr Jesus sich zur Rechten Gottes gesetzt hat. Das redet von der Endgültigkeit und der Vollkommenheit seines Opfers – ein Opfer, das, im Gegensatz zu den alttestamentlichen Opfern, keiner Wiederholung bedarf.

Mit welcher Freude dürfen wir da mit dem Liederdichter einstimmen: „Da wo Gott mit Wonne ruht, bin auch ich in Ruh' gesetzt!“

8.     Unterschied: Anbeter können direkt in die Gegenwart Gottes kommen

Im alttestamentlichen Opfersystem gab es keinen freien Zugang in die Gegenwart Gottes. Es war ein System, das von Distanz geprägt war. Mit Ausnahme des Hohenpriesters war es keinem Israeliten erlaubt, in das Allerheiligste zu gehen. Selbst dem Hohenpriester war dies nur einmal im Jahr am großen Versöhnungstag gestattet. Generell gilt, dass das jüdische System von einem verschlossenen Heiligtum gekennzeichnet ist. Anbetung geschah also immer mittelbar und distanziert.

Demgegenüber dürfen wir als Christen direkt und mit Freimütigkeit in die Nähe Gottes als Anbeter kommen. Wie wir schon gesehen haben, ist Christus nicht in das von Händen gemachte Heiligtum eingegangen, sondern in den Himmel selbst, „um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Weil Christus dort im himmlischen Heiligtum ist, dürfen wir durch ihn Gott als Anbeter nahen, um durch ihn Opfer des Lobes darzubringen (vgl. Heb 10,19f.; 13,15). In dem vollen Bewusstsein unserer Stellung vor Gott dürfen wir jetzt mit Freimütigkeit in das Heiligtum eingehen. Und diesen Zugang in die Gegenwart Gottes hat der Herr Jesus durch sein Blut erwirkt.