Jeder Jünger des Herrn hat in der einen oder anderen Form eine Aufgabe von dem Herrn bekommen. Diese Aufgaben mögen sich teilweise sehr voneinander unterscheiden. Aber in der Art und Weise, wie wir sie ausführen sollen, haben wir alle dasselbe Vorbild.

Nachdem Markus in seinem Evangelium inspiriert von dem Heiligen Geist die Göttlichkeit des Herrn Jesus deutlich gemacht hat, fährt er im ersten Kapitel damit fort, nun den vollkommenen Diener vorzustellen. Insgesamt sind es acht Eigenschaften. 4 davon werden wir uns in diesem, die 4 verbleibenden dann im nächsten Beitrag anschauen.

1.      Er lehrte in Vollmacht

Wir lesen in Markus 1,22: „Und sie erstaunten sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.“

Der Herr Jesus geht hier am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Die Zuhörer merken sofort, dass der Herr Jesus in einem krassen Kontrast zu den Schriftgelehrten der damaligen Zeit stand. Voller Erstaunen stellten sie fest, dass hier jemand zu ihnen redete, der Vollmacht hatte, oder wir können auch sagen: Er sprach mit Autorität. Wie konnte das auch anders sein? Hier war das Mensch gewordene Wort Gottes, das in vollkommener Weise die Gedanken Gottes offenbarte. Er war die Wahrheit und er sprach Worte der Wahrheit. Und das merkten die Menschen.

Das Problem der Schriftgelehrten damaliger Zeit war, dass sie oft sich selbst predigten. Sie wollten toll vor den Menschen stehen. Und wenn sie vielleicht auch Gottes Wort predigten, so gingen sie doch oft weit darüber hinaus, indem sie eigene Gedanken, eigene Philosophien hinzufügten. Und so eine Predigt bleibt zumindest langfristig ohne Wirkung.

Auch wir wollen heute Menschenherzen erreichen. Auch heute ist es noch möglich, dass wir mit Autorität zu Menschen reden – nicht, weil wir in uns selbst Autorität haben, sondern weil wir uns auf eine andere Autorität stützen. Wir können nicht von uns sagen, dass wir „die Wahrheit“ sind – das konnte nur der Herr Jesus. Aber wir haben doch „das Wort der Wahrheit“, die Bibel, und wir haben den „Geist der Wahrheit“, den Heiligen Geist, in uns. So ist es auch heute noch möglich mit Autorität zu Menschen zu reden, nicht, weil wir diese Vollmacht per se in uns hätten, sondern weil wir das, was wir sagen, geleitet durch den Heiligen Geist auf Gottes Wort aufbauen. Das setzt natürlich auf unserer Seite voraus, dass wir erstens mit Gottes Wort vertraut sind und zweitens, dass der Heilige Geist in uns wirken kann wie er will. Beides war bei dem Herrn Jesus vollkommen der Fall. Daher konnte er auch mit Vollmacht zu den Menschen reden.

Eine weitere Eigenschaft des vollkommenen Dieners sehen wir in der nächsten Szene, immer noch in der Synagoge:

2.     Er handelte in Kraft.

Hier befreit der Herr Jesus einen Mann, der von einem Dämon besessen ist. Auch wenn wir an keiner Stelle lesen, dass die Dämonen den Herrn Jesus „Herr“ nennen, so müssen sie ihn doch als solchen anerkennen und ihm gehorchen. Die Menschen, die das mitbekommen, sind entsetzt. Sie sagen in Vers 27: „Was ist das für eine neue Lehre? Denn mit Vollmacht gebietet er sogar den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm“. Wir wollen an dieser Stelle einmal festhalten: Sowohl die Lehre als auch das Handeln des Herrn Jesus geschah in Vollmacht und stand in Übereinstimmung zueinander.

Was die Schriftgelehrten und Pharisäer damals angeht, so stand das, was sie sagten oft im Widerspruch zu dem, was sie taten. Der Herr Jesus selbst warnt einmal vor ihrem Verhalten: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht“ (Mt 23,3). Bei dem Herrn Jesus war das nicht so. Sein Wesen, seine Worte und seine Taten standen alle in Harmonie zueinander.

Auch für uns gilt, dass unser Verhalten zu dem passen muss, was wir sagen. Unser Leben kann entweder unsere Worte unterstreichen, es kann unsere Worte aber auch durchstreichen, wenn es im Widerspruch dazu steht.

3.      Er war nahbar für alle

Gerade hatte der Herr in der Synagoge gelehrt und einen Besessenen befreit, da tritt er in das Haus von Simon und Andreas. Wie so typisch für das Markusevangelium treten die Ereignisse Schlag auf Schlag aufeinander. Wir lesen in Vers 30: „Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder; und sogleich sagen sie ihm von ihr“. Später, nachdem die Sonne untergegangen war, bringen die Menschen alle „Leidenden und Besessenen zu ihm“. Der Herr Jesus hat sich wirklich keine Ruhe gegönnt. Aber was hier noch bemerkenswert ist, ist mit welcher Selbstverständlichkeit die Menschen mit ihren Nöten zu dem Herrn kamen. Sie hatten die feste Erwartung, dass er helfen würde. Der, der mit Vollmacht predigte und mit einer nie dagewesenen Kraft den Dämonen befehligte, war nahbar für alle!

In dieser Welt gilt das Prinzip: Je größer die Person, desto schwieriger ist es, zu ihr zu kommen. Hier aber ist der Sohn Gottes, der Knechtsgestalt angenommen hat, indem er Mensch wurde, und Knecht geworden war, nahbar für alle. In Markus 10 lesen wir davon, dass Mütter ihre Kinder zu dem Heiland bringen wollen, die Jünger ihnen aber wehren. Die Reaktion des Herrn? Er wird unwillig und sagt den Jüngern: „Lasst die Kinder zu mir kommen, wehrt ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“

Es ist interessant, dass wir in den Evangelien deutlich sehen können, dass der Herr Jesus gerade für die Randfiguren der Gesellschaft zugänglich war. Da waren zwar auch ein Nikodemus und der reiche Jüngling, die zu ihm kamen. Aber solche hoch gestellten und wohlhabenden Personen waren eher selten. Die Mehrheit derer, die zu ihm kamen, gehörten zu den Niedrigen der Gesellschaft, zu den Verachteten, den „Sündern und Zöllnern“. Sicher, sie hatten die notwendige Demut. Ihr Stolz stand ihnen nicht im Weg. Aber auf der anderen Seite konnten sie eben kommen. Der Herr Jesus war da für sie. Er war sich nicht zu schade. Auch ein „Ich habe gerade keine Zeit!“ hören wir nicht von ihm. Der Herr war nahbar für alle, stand zur Verfügung und nahm die Probleme ernst.

Nahbarkeit zeigt sich übrigens auch darin, dass man zu uns mit jeder Frage und jedem Problem kommen und damit rechnen kann, dass wir wohlwollend antworten. Dazu gehört auch, dass man sich ein Problem „von der Seele reden kann“ ohne jedes Wort auf die Gold-Waage legen zu müssen, weil man Angst hat, dass man etwas Falsches sagt. Wohl uns, wenn wir nicht als hart bekannt sind, sondern als solche, die ein offenes Ohr für die Fragen und Sorgen anderer haben.

4.      Er nahm kein Zeugnis aus einer bösen Quelle an

In Vers 34 lesen wir: „... und er trieb viele Dämonen aus und erlaubte den Dämonen nicht zu reden, weil sie ihn kannten.“ Schon in Vers 24 sagt der Dämon: „Ich kenne dich, wer du bist: Der Heilige Gottes“. Auch in Markus 5,7 schreit der Dämon: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten?“ In der Tat, sie wussten, wer der Herr Jesus war.

Was die Person des Herrn angeht, so gab es viele Zeugnisse: Johannes der Täufer, die Werke des Herrn Jesus, das Zeugnis des Vaters und das Zeugnis der Schriften (vgl. Joh 5). Diese Zeugnisse kamen aus einer göttlichen Quelle. Aber hier haben wir es mit einem Zeugnis von Dämonen zu tun. Und so ein Zeugnis, aus satanischer, böser Quelle, nahm der Herr nicht an, so richtig es auch war. Da wurde der Herr auch nicht pragmatisch, nur weil es in seiner Wirkung vielleicht positiv hätte sein können.

An dieser Stelle können wir auch noch an den Apostel Paulus denken, als er in Philippi ist. In Apostelgeschichte 16,17 lesen wir: „Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch den Weg des Heils verkündigen“. Dieses in sich richtige und schöne Zeugnis kommt aber von einer Frau mit einem Dämon. Und Paulus beendet das.

Dieser Punkt ist sicherlich für uns heute nicht so leicht zu übertragen. Aber wir wollen ihn doch zur Kenntnis nehmen und festhalten, dass sowohl der Herr Jesus als auch andere Diener des Herrn kein Zeugnis aus einer bösen, Gott feindlichen Quelle angenommen haben.