In unserem letzten Beitrag zu dem vollkommenen Diener haben wir bereits einige Eigenschaften gesehen, die den Herrn Jesus in seinem Dienst gekennzeichnet haben:

1.     Er predigte mit Vollmacht (oder Autorität)

2.     Er handelte mit Vollmacht (oder mit Kraft)

3.     Er war nahbar für alle

4.     Er nahm kein Zeugnis an, das aus einer bösen Quelle kam

In diesem Beitrag wollen wir uns vier weitere Eigenschaften anschauen:

5.     Er war ein Beter

In Vers 35 lesen wir: „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging an einen öden Ort und betete dort.“

Der Herr begann den Tag „frühmorgens, als es noch sehr dunkel war“ mit Gebet. Bevor irgendetwas anderes geschah, war der Herr im Gebet mit seinem himmlischen Vater. Vielleicht können wir es nicht mehr hören, weil wir es schon so oft gehört haben, dass der Tag mit Gebet beginnen sollte. Aber tun wir es denn auch?

Was so alles an einem Tag geschieht, können wir nur bedingt steuern. Aber wir haben doch einen erheblichen Einfluss darauf, wie wir durch den Tag gehen und in den verschiedenen Situationen reagieren. Alles hängt davon ab, ob wir uns zu Beginn des Tages wirklich die Zeit für eine ausgiebige Gebetszeit genommen haben.

Der Herr suchte für diese Zeit des Gebets extra einen bestimmten Ort auf. Dieser Ort war dadurch gekennzeichnet, dass er „öde“, d.h. wahrscheinlich ohne eine besondere Vegetation, kahl und unansehnlich war. Es war ein Ort, an dem er ungestört war.

Es stimmt, dass wir zu jeder Zeit und an jedem Ort beten können. Aber für unsere regelmäßige Gebetszeit, in der wir ganz bewusst die Gegenwart Gottes aufsuchen, sollten wir einen Ort kennen, an dem wir ungestört sind und nicht abgelenkt werden. Denken wir daran, dass nicht nur wir mit Gott reden, sondern dass Gott auch zu uns reden will!

Das Gebetsleben des Herrn ist wirklich bemerkenswert und ein Studium für sich wert. Er betete oft, lange und intensiv. Wenn er, der Mensch gewordene Sohn Gottes, es als notwendig ansah, Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater im Gebet zu pflegen, dann ist das Gebet für uns erst recht notwendig.

Wir haben im letzten Beitrag bereits gesehen, dass seine Predigten mit Vollmacht geschahen, und dass er in Kraft die Besessenen befreite und die Kranken heilte. Ist das verwunderlich, wenn wir ihn hier im Verborgenen im Gebet sehen? Der Zusammenhang zwischen seinem öffentlichen Handeln und seinem Gebet im Verborgenen ist offensichtlich. Und auch für uns gilt, dass die Kraft, die wir in der Öffentlichkeit haben, von unserem Gebetsleben abhängt.

6.     Er war von Gottesfurcht geprägt

Ab Vers 36 ändert sich die Szene. Der Herr Jesus ist noch an dem Ort, an dem er gebetet hatte, da kommt Simon zu ihm mit der Botschaft: „Alle suchen dich!“ Wunderbar, mögen wir denken, endlich sind da solche, die nach dem Herrn Jesus fragen. Das ist die Gelegenheit; die muss ausgenutzt werden! Doch wider Erwarten reagiert der Herr ganz anders: „Lasst uns woandershin gehen in die nächsten Ortschaften, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich ausgegangen.“ Es ist wunderbar zu sehen, dass diese Szene gerade auf die Szene folgt, in der wir den Herrn als Beter gesehen haben. Dadurch wird eindrücklich gezeigt, was gelebte Gemeinschaft und Abhängigkeit, ausgedrückt durch Gebet, mit uns macht bzw., wovor es uns bewahrt.

Menschlich gesehen, war es sinnvoll in Kapernaum zu bleiben. Doch offensichtlich stand das im Widerspruch zu dem Willen des Vaters. Der Herr ließ sich nicht von den scheinbar günstigen Umständen täuschen und machte sein Verhalten nicht von den Umständen abhängig. Deutlich konnte er die positiven Umstände von dem Willen seines Vaters unterscheiden. Günstige Umstände müssen nicht unbedingt im Widerspruch zu dem Willen Gottes stehen. Aber hier war es so. Und der Beter wusste das zu unterscheiden.

Wir können noch eine weitere Eigenschaft des vollkommenen Dieners hier ausmachen: der Herr handelte nicht nach menschlicher Beliebtheit. Um es mit den Worten Elias zu sagen, war der Herr wahrhaftig ein Mann, „der vor dem Angesicht Gottes stand“ (1. Könige 17,1). Als solcher war er von wahrer Gottesfurcht geprägt und frei von jeglicher Menschenfurcht. Maßstab seines Handelns waren eben nicht die Menschen, sondern der Wille seines Vaters.

Wir wollen uns motivieren, dem Beispiel des Herrn Jesus zu folgen und die Worte des Apostels Paulus aus Galater 1,10 warnend zu Herzen nehmen: „Denn suche ich jetzt Menschen zufriedenzustellen oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, so wäre ich Christi Knecht nicht.“

7.     Er war „innerlich bewegt“

Jakobus schreibt, dass der Herr „voll innigen Mitgefühls und barmherzig“ ist (Jakobus 5,11). Die Evangelien berichten uns von dem kraftvollen Handeln des Herrn, wie er mit Autorität gepredigt, Kranke geheilt und Besessene befreit hat. Aber alle diese äußeren Handlungen war von innigem Mitgefühl und von Barmherzigkeit begleitet.

Mindestens an 6 Stellen lesen wir ausdrücklich davon, dass der Herr „innerlich bewegt“ war:

In Matthäus 9,36 in Bezug auf die Volksmengen, „weil sie erschöpft und hingestreckt waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“

In Matthäus 14,14 sind es die Schwachheiten bzw. die Krankheiten der Volksmenge und in Matthäus 15,32 ist es die drohende Gefahr, dass einige aus der Volksmenge vor Hunger auf dem Weg nach Hause umkommen, weil sie drei Tage lang bei ihm gewesen waren.

Doch die Empfindungen des Herrn bezogen sich nicht nur auf die Volksmengen, sondern auch auf Einzelschicksale.

In Mt 20,34 ist der Herr innerlich bewegt, als die beiden Blinden vor Jericho ihn anflehen, sich ihrer zu erbarmen und ihnen das Augenlicht wiederzugeben.

Die 5. Begebenheit finden wir in Lk 7,13. Als sich der Herr der Stadt Nain nähert, kommt ihm ein Totenzug entgegen. Besonders tragisch an der Situation war, dass der Tote der einzige Sohn der Mutter war und diese noch dazu eine Witwe war. Genau diese Situation lässt den Herrn weder unberührt noch untätig: „Und als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach: Weine nicht“.

In unserem Abschnitt – Markus 1,40 – haben wir es nicht mit dem Tod direkt zu tun, aber mit einer Krankheit, die über kurz oder lang zum Tode führen würde. Der Aussätzige kommt zu dem Herrn mit der Bitte: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen“. Er erkannte sehr wohl in dem Herrn die Macht, ihn zu heilen, aber er zweifelte daran, dass diese Macht sich in Gnade auch ihm zuwenden würde. Aber dann beseitigt die Reaktion des Herrn alle Zweifel. Wir lesen in Vers 41: „Und innerlich bewegt streckte er seine Hand aus, rührte ihn an und spricht zu ihm: Ich will; werde gereinigt.“

Wir können noch Lukas 10 – das Gleichnis von dem barmherzigen Samariter – und Lukas 15 – das Gleichnis von dem verlorenen Sohn – hinzunehmen. Beide Gleichnisse zeigen uns etwas von der innerlichen Haltung göttlicher Personen. Einerseits, wie der Sohn Gottes Mensch wurde und dem durch die Sünde verursachten Elend der Menschen begegnete und andererseits, wie Gott der Vater einem bußfertigen Sünder begegnet, der wieder zu ihm zurückkehrt.

Möge der Herr schenken, dass auch wir den Menschen in der gleichen inneren Haltung begegnen!

8.     Er gab Gott allein die Ehre

Was die Pharisäer damaliger Zeit anging, so liebten sie die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott. Bei dem Herrn Jesus war es genau andersherum. Er nahm keine Ehre von Menschen an, sondern er suchte die Ehre dessen, der ihn gesandt hatte. Er suchte nicht seine Ehre, sondern wusste, dass der Vater ihn ehren würde.

Genau diese Eigenschaft des vollkommenen Dieners zeigt sich in unserer Szene. Nachdem der Herr den Aussätzigen geheilt hatte, sendet er ihn weg mit dem Gebot, niemanden etwas zu sagen, sondern sich dem Priester zu zeigen und für seine Reinigung zu opfern, so wie Mose geboten hatte und der Herr fügt hinzu: „ihnen zum Zeugnis“.

Zum einen wollte der Herr Jesus nicht, dass seine Werke in den Vordergrund gerieten, die eigentlich zur Unterstützung und Bekräftigung seiner Predigt dienten. Aber zum anderen wollte er als vollkommener Diener dem Ehre geben, dem er diente. Durch das Verhalten des Geheilten sollte deutlich werden, dass Gott ein Wunder an diesem Mann gewirkt hatte, denn Gott allein kann Aussatz heilen. Dass der Herr Jesus selbst Gott ist, bleibt davon völlig unberührt, zeigt aber etwas von der inneren Haltung, die er hatte. Er suchte tatsächlich die Ehre dessen, der ihn gesandt hatte.

Die Gefahr, mehr aus uns zu machen, als wir wirklich sind, haben wir wohl alle. Es steckt leider in uns allen etwas drin, dass wir uns Ehre nehmen, die uns gar nicht zusteht. Mögen wir mehr von der Haltung des Herrn lernen! Letztendlich bleibt bestehen, was Gott schon im Alten Testament gesagt hat: „Die mich ehren, werde ich ehren“ (1. Sam 2,30).

Wo auch immer der Herr dir und mir eine Aufgabe gegeben hat – möge es so sein, dass wir diese Aufgabe nach dem Vorbild des vollkommenen Dieners ausüben – zu seiner Ehre und zum Segen der Menschen, denen wir dienen dürfen.