Markus 9,24: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

Wenn wir über Glauben reden, dann denken wir vielleicht zuallererst an den rettenden Glauben. Der Glaube, der uns durch den Tod des Herrn Jesus von dem Gericht Gottes über unsere Sünden errettet hat. Dann können wir noch an das Glaubensgut denken, also das was wir glauben und in der Bibel lesen. Wir können auch an den praktischen Glauben denken, d. h. den Glauben, der sich in den verschiedenen Situationen unseres Lebens erweisen soll, wo mein Handeln von Glauben geprägt ist. Es ist dieser praktische Glaube, an den der Schreiber an die Hebräer wohl auch denkt, wenn er ihnen schreibt: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“.

Genau hier wollen wir uns einmal herausfordern lassen. Wir glauben an den Herrn Jesus als unseren Retter. Wir lesen und studieren die Bibel und machen Fortschritte. Aber wie sieht es mit unserem täglich praktizierten Glauben aus? Können wir von uns sagen, dass unser Leben wirklich von praktischem Glauben gekennzeichnet ist? Wenn wir in die Bibel und die Kirchengeschichte schauen und die vielen Glaubenstaten und -erfahrungen von Männern und Frauen des Glaubens sehen, müssen wir dann nicht uns fragen, warum wir so wenige Glaubenserfahrungen mit Gott machen? Ist der Gott, dem viele Männer und Frauen in der Vergangenheit vertraut und den sie erfahren haben, nur ihr Gott für ihre Zeit, oder ist er auch unser Gott für unsere Zeit?

Wenn wir an Situationen denken, in denen unser Glaube aktiv werden kann, dann können wir hauptsächlich zwei Unterscheidungen machen. Zum einen ergreift Gott selbst die Initiative und führt uns in Prüfungen hinein (Jak 1,2.3; 1. Pet 1). Das sind Situationen, die für uns oft schwer sind. Aber gerade in solchen Situationen möchte Gott, dass unser Glaube, der viel kostbarer ist als Gold, sich erweist. Er möchte, dass sich das zeigt, was ER in uns gewirkt hat.

Aber dann sind da noch die „Petrus-Situationen“ – und damit kommen zu Matthäus 14. Der Glaube, der sich in solchen Situationen erweist, ist nicht ein völlig anderer Glaube als der, den wir in der ersten Situation gesehen haben. Aber der wesentliche Unterschied ist, dass WIR diejenigen sind, die die Initiative ergreifen. Es ist nicht der Herr, der Petrus auffordert aus dem Schiff auszusteigen, sondern Petrus, der die Initiative ergreift: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern“. In solchen „Petrus-Situationen“ sind wir es, die einen Schritt „aus dem Schiff“ und „auf das Wasser“ machen.

Ich glaube, dass es genau dies ist, dass die Glaubensmänner und -frauen der Vergangenheit geprägt hat: Sie haben gewohnte Sicherheiten in ihrem Leben aufgegeben und sich völlig auf Gott verlassen. Die Initiative dazu ging aber von ihnen aus. Und gerade dadurch haben sie Erfahrungen mit ihrem Gott gemacht, durch die Gott geehrt und ihr Glaubensleben gestärkt wurde. Und das wird auch in deinem und meinem Leben der Fall sein, wenn wir Gott mehr in unserem Leben vertrauen. Ihr Gott ist auch unser Gott und er hat sich nicht verändert!

Wenn wir jetzt zu Matthäus 14 kommen, dann sehen wir, wie der Herr Jesus gerade die 5000 gespeist hat. Beeindruckt von diesem Wunder will die Volksmenge den Herrn zum König machen (Joh 6). Aber dafür war die Zeit noch nicht gekommen. Der Herr Jesus muss erst die Jünger fortschicken und entlässt dann die Volksmengen, bevor er dann selbst auf den Berg geht, um zu beten. Und während der Herr auf dem Berg betet, geraten die Jünger in einen schweren Sturm auf dem See.

Als der Herr schließlich in der vierten Nachtwache auf dem Wasser zu den Jüngern kommt, ereignet sich eine bemerkenswerte Szene, die uns im Folgenden näher beschäftigen soll. Als die Jünger den Herrn sehen, halten sie ihn erst für ein Gespenst. Aber nachdem der Herr die Jünger mit einem „Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ anspricht, ergreift Petrus das Wort: „Herr, wenn du es bist, so befiel mir, zu dir zu kommen auf den Wassern“. Wir wissen nicht, was die anderen Jünger in dem Boot gedacht haben. Vielleicht etwas wie: „Jetzt ist er ganz übergeschnappt. Typisch Petrus. Das geht doch gar nicht!“ Doch tatsächlich erwidert der Herr Petrus' Worte mit „Komm!“ und Petrus steigt tatsächlich aus dem Boot aus und läuft auf dem Wasser zu dem Herrn hin.

Wie viele Schritte Petrus wohl auf dem Wasser gemacht hat, wissen wir nicht. Doch noch war er nicht ganz bei dem Herrn angekommen, da beginnt er zu sinken. Offensichtlich haben Wind und Wellen doch einen mächtigen Eindruck auf ihn gemacht. Wo war nur der ganze Glaube hin? Aber der Herr lässt nicht zu, dass sein Jünger versinkt, packt ihn bei der Hand und zusammen steigen sie wieder zurück in das Boot.

Wir können unser Leben mit seinen unterschiedlichsten Situationen gut mit der Überfahrt der Jünger im Schiff über den See vergleichen. Wenn jemand über den See fahren möchte, kann er das in einem Schiff sicher und bequem tun. In einem Schiff ist man vor den meisten Unbequemlichkeiten und Risiken sicher. Genauso haben wir in unserem Leben unsere „Schiffe“, unsere Mittel, mit denen wir uns gegen die „Risiken & Nebenwirkungen“ des Lebens schützen und absichern. Das sind unsere finanziellen Mittel, das sind unsere Versicherungen und Policen, kurzum, alles das, wo wir uns letztlich auf Mittel wie Geld oder andere Menschen verlassen.

Nun geht es hier eben nicht darum, ob man Geld sparen oder Versicherungen abschließen darf oder nicht. Es geht hier eben nicht um erlaubt oder nicht erlaubt; um sündig oder nicht sündig. Es geht darum, worauf wir uns verlassen. Es geht um unseren praktischen Glauben. Und Kleinglaube ist nicht per se Sünde! Es geht darum, ob ich mich auf Gott verlasse oder ob ich mich auf meine eigenen Mittel, meine eigene Kraft oder andere Menschen verlasse.

Über den richtigen Umgang mit Geld und Versicherungen kann man sicherlich viel sagen. Da mag es auch ganz unterschiedliche Ansichten und Handhabungen geben. Zu manchen Themen sagt Gottes Wort auch gar nichts direkt. Aber wenn wir für uns persönlich eine Entscheidung treffen müssen, sollten wir uns fragen, welche Auswirkung diese Entscheidung auf unser Glaubensleben hat.

Es soll nicht der Eindruck vermittelt werden, dass es immer so einfach ist und ein Leben aus Glauben ständiger Sonnenschein ist. Ist es nicht! Im Gegenteil: Wenn wir Glaubensschritte gehen, werden wir damit rechnen müssen, dass Gott unseren Glauben prüft und das kann unangenehm werden. Aber dies sollte uns auch klar sein: Da wo wir das Schiff der Bequemlichkeiten und Sicherheiten verlassen, schafft das in uns ein anderes Bewusstsein. Wir setzen alles auf eine Karte und wissen, dass wir von Gottes Liebe und Macht abhängig sind. Unsere Erwartungshaltung wird völlig auf Gott ausgerichtet sein. Weiterhin werden wir wunderbare Glaubenserfahrungen machen, die Gott ehren und verherrlichen und unseren Glauben stärken.

Fragen wir uns doch einmal: „Warum haben wir so wenige Glaubenserfahrungen in unserem Leben?“ Ist es vielleicht deshalb, weil wir nicht den ersten Schritt aus dem Schiff auf das Wasser machen? Hätte Petrus das nicht gewagt, dann hätte er niemals diese Erfahrung mit dem Herrn gemacht.

Wir wollen uns von Petrus' Verhalten herausfordern und ermuntern lassen und fragen: „Herr, wo gibt es in meinem Leben Schiffe, die ich verlassen kann, um näher zu dir zu kommen?“