Als Petrus den Herrn sieht, ruft er aus: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser“ (Mt 14,28). Anhand der Worte und dem Verhalten von Petrus wollen wir einige Leitlinien für unsere Glaubensentscheidungen festhalten.

1. Glaube fordert geistliches Empfinden

Ein Leben aus Glauben fordert schon in sich geistliche Kraft. Aber wir brauchen auch ein geistliches Empfinden dafür, dass wir es wirklich mit einer Glaubensentscheidung zu tun haben, zu der der Herr sich bekennen kann und die seinem Willen entspricht und nicht unseren fleischlichen Empfindungen: eine Glaubensentscheidung muss immer mit Gottes Wort in Übereinstimmung stehen. Es ist unerlässlich, dass wir ein Leben der Absonderung und der Gemeinschaft mit Gott führen, um so ein sensibles Gewissen zu haben.

Echte Glaubensentscheidungen gehen nicht selten mit einem erheblichen Risiko und Konsequenzen einher. Auch bei unseren Entscheidungen gilt das Prinzip, dass ein Mensch erntet, was er sät (Gal 6,7). Treffen wir wirklich eine Glaubensentscheidung, dürfen wir die Konsequenzen getrost in Gottes Hände legen.

2. Glaube und Gehorsam gehen Hand in Hand

Glaube und Gehorsam gehören untrennbar zusammen. Daher spricht man auch oft von „Glaubensgehorsam“. So ein Glaubensgehorsam hat eine passive und eine aktive Seite: Petrus sagt: „Herr, ... befiehl mir“. Petrus prescht hier nicht einfach los. Er bleibt abhängig, wartet auf den Befehl des Herrn. Aber als der Herr dann „Komm!“ sagt, gibt es bei Petrus kein Zögern mehr.

3.   Glaube und Verantwortung gehen Hand in Hand

Glaube setzt nicht unsere Verantwortung außer Kraft. Glaube setzt auch andere Grundsätze aus Gottes Wort nicht außer Kraft. Wer ein Auto hat, pflegt es. Wer eine Prüfung hat, lernt dafür. Wer eine Familie zu versorgen hat, wird sein Geld nicht für Unnötiges ausgeben. Der Glaube erlaubt es uns nicht, Gott als „Backup-Plan“ für unser unverantwortliches und sündiges Verhalten zu nutzen.

4.   Glaube ist keine Sensationsgier

Petrus wollte bei dem Herrn sein – und wenn der Weg zu dem Herrn auf dem Wasser sein mochte, so sollte das kein Hindernis darstellen. Aber es ging um den Herrn. Das macht die Reihenfolge der Worte von Petrus deutlich. Er sagt nicht: „Lass mich auf dem Wasser zu dir kommen.“, sondern: „... befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.“ Wir sollten uns hüten, einen Glaubensschritt aus Sensationslust zu gehen, weil wir was erfahren wollen. Ein Glaubensschritt sollte niemals seiner selbst getan werden. Glaube richtet sich nicht auf ein Ereignis, sondern auf eine Person. Es ist gerade Petrus, der schreibt: „Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ (2. Pet 3,18). Entsprechend sollten wir auch vorsichtig sein, wenn es darum geht, von unseren Glaubenserfahrungen Zeugnis zu geben. Allzu schnell stellen wir uns selbst und die Größe unseres Glaubens in den Mittelpunkt. (Mehr dazu in Punkt 7.)

5.   Der Glaube und Handeln gehören zusammen

Es wäre sehr widersprüchlich gewesen, wenn Petrus auf den Befehl des Herrn geantwortet hätte: „Ja, Herr, ich glaube schon, dass das geht. Du bist der Schöpfer. Aber ich bleibe doch mal im Schiff.“ Das passt nicht zusammen. Wie oft mag wohl unser Handeln hinter dem zurückbleiben, was wir bekennen zu glauben? Zweifellos würde ein konsequenteres Leben aus Glauben auch unserem Zeugnis einer verlorenen Welt gegenüber mehr Kraft geben. Ist es nicht beschämend, dass wir als Christen uns oft auf dasselbe verlassen wie die ungläubige Welt um uns?

6.   Glaube ehrt Gott

Durch unser Vertrauen ehren wir Gott. Wir zeigen, dass wir ihn tatsächlich für treu erachten und ihm alles zutrauen. Unglaube dagegen verunehrt ihn. Drücken wir durch unseren Unglauben und unseren Zweifel nicht aus, dass wir doch nicht so sicher sind, dass Gott seine Versprechen halten wird und wir deswegen sicherheitshalber selbst Vorkehrungen treffen? Wir sollten unseren Kleinglauben daher nie als eine Lappalie ansehen.

Ein mahnendes Beispiel sehen wir in Richter 1. Josua war gerade gestorben und nun geht es um die Frage, wer von den Stämmen zuerst hinaufziehen soll, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen. Gottes deutliche Antwort ist, das Juda hinaufziehen soll (Ri 1,1–2). Dabei gibt Gott noch das Versprechen, dass Juda siegen wird. Dennoch wendet sich Juda noch an Simeon, der dann mit hinaufzieht. Das war nicht nur blanker Ungehorsam, sondern Unglaube. Offensichtlich reichte Juda Gottes Versprechen nicht, sondern er nahm sich lieber noch menschliche Hilfe. Wie verunehrt Gott dieses Verhalten!

Eine weitaus schönere Begebenheit sehen wir in Richter 7. Sie zeugt sowohl davon, dass Gott seine Ehre keinem anderen gibt, als auch davon, wie er seine ängstlichen und kleingläubigen Knechte stärkt. Gideon hatte den Auftrag bekommen, gegen die Midianiter zu kämpfen. In Richter 6,5 wird uns berichtet, dass die Midianiter wie „Heuschrecken an Menge“ kamen „und sie und ihre Kamele war ohne Zahl“. Gegen diese menschlich unüberwindbare Macht hatte Gideon lediglich 32.000 Mann aufzubieten. Und doch sagt Gott zu Gideon: „Das Volk, das bei dir ist, ist zu zahlreich, als das ich Midian in ihre Hand geben sollte; damit Israel sich nicht gegen mich rühme und spreche: Meine Hand hat mich gerettet“ (Ri 7,2). Und so reduziert Gott die „Streitmacht“ Gideons auf schließlich 300 Mann, gibt Gideon aber das Versprechen, dass er durch diese 300 Mann Midian in seine Hand geben will (Ri 7,7). Gideon entlässt daraufhin gehorsam die restlichen Männer von Israel. Obwohl Gottes Wort nichts ausdrücklich dazu sagt, muss doch in Gideons Herzen Angst und Zweifel gewesen sein. Schon die 32.000 hätten nicht ausgereicht, wie viel weniger diese 300 Mann! Doch Gott begegnet seinem Knecht nicht mit Vorhaltungen, sondern macht ihm Mut, indem er ihn in das Lager Midians führt und ihn den Traum hören lässt, den einer der feindlichen Soldaten geträumt hatte. Das Resultat ist beeindruckend. Gideon fasst nicht nur Mut, sondern das Erlebte führt ihn zur Anbetung (V.15).

Gleiches sehen wir in Matthäus 14,32.33: „Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber in dem Schiff waren, warfen sich nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“ Glaubensentscheidungen werden uns – das liegt eigentlich in der Natur der Sache – immer zu Gott selbst führen und uns mit ihm beschäftigt sein lassen. Das Ergebnis wird sein, dass unser Glaube gestärkt wird, wir in der Erkenntnis Gottes wachsen und wir zur Anbetung geführt werden.

7.   Glaube ist eine persönliche Sache

Praktischer Glaube ist immer eine persönliche Sache. Wenn Gott uns in der einen oder anderen Sache einen Weg „aus dem Schiff“ gezeigt hat, sollten wir das nicht verallgemeinern. Dass Gott uns den Weg „aus dem Schiff“ zeigt, bedeutet nicht, dass er ihn allen zeigt. Ebenfalls sollten wir nicht auf andere herabschauen. „Hast du Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott!“ (Röm 14,22).

Auf der anderen Seite sollten die, die „im Schiff“ bleiben denen, die „auf dem Wasser“ gehen, ihre Glaubensentscheidung nicht ausreden. Das setzt voraus, dass das eine geistliche Entscheidung ist, man selbst sich aber auch in einem geistlich guten Zustand befindet. Ansonsten sollte man besser anerkennen, dass mein Mitbruder, meine Mitschwester, in der einen oder anderen Sache mehr Glauben hat und Gott dafür danken.

8. Glaube ist ein Muskel, der trainiert werden muss

Wenn wir über Glauben nachdenken, kommen uns die Glaubenshelden wie Abraham und Mose und viele andere aus Hebräer 11 in den Sinn. Vielleicht denken wir auch an Männer und Frauen wie Georg Müller, Hudson Taylor oder Gladys Aylward. Ihr Glaubensleben darf uns anspornen und motivieren. Wir sollten uns aber hüten, die Glaubenstaten eines anderen einfach nachzuahmen (siehe Punkt 7).

Vielleicht demotiviert uns ihr Glaubensleben auch. Da ist ein Abraham, der einfach auf Gottes Befehl loszieht, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Da ist ein Mose, der auf Gottes Befehl ein riesiges Volk aus Ägypten befreit. Da ist ein Georg Müller, der in allen finanziellen Angelegenheiten nur seinem himmlischen Vater vertraute und gleichzeitig für Hunderte von Waisenkindern verantwortlich war.

Auf der einen Seite ist unser Glaubensleben sicherlich ein Grund zur Demut und einem Bekenntnis vor Gott. Dennoch sollten wir uns nicht demotivieren lassen. Unser Glaube ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Im Kraftsport fängt man auch erst einmal klein an. Bitte doch den Herrn, dass er dir in deinem Leben zeigt, wo du „aus einem Schiff“ aussteigen sollst. Sei gehorsam und du wirst erfahren, dass Gott treu ist und sein Versprechen hält, und du wirst für weitere Glaubensentscheidungen gestärkt werden.

Wir alle kennen unsere „Schiffe“ in unserem Leben. Wir wissen sicherlich sehr gut, worauf wir uns verlassen und wovon wir Hilfe erfahren. Noch einmal: Es geht nicht um erlaubt oder nicht erlaubt, um sündig oder nicht sündig, sondern um ein Leben aus Glauben. So ein Leben ehrt Gott und stärkt uns in unserem Glaubensleben. Es wird uns dazu bringen, mit mehr Frische, Energie und Freude ein Leben als treue Jünger zu leben – bis der Herr kommt und uns vom Glauben zum Schauen bringen wird!