Eigenschaften Gottes – so wunderbar ist unser Herr

„Denn wer ... ist mit dem HERRN zu vergleichen?“ (Ps 89,7)

(3)   Der Gott des Schauens (1. Mose 16,13)

Nachdem der Herr Hagar ein Versprechen gegeben hatte, nannte sie ihn auf Hebräisch El Roi. Dieser Name lässt sich auf zweierlei Art übersetzen: „der Gott, der sich schauen lässt“ oder „der Gott, der mich schaut“. Beide Varianten geben wunderbare Einblicke in unseren Gott.

Der Gott, der sich schauen lässt

Diese Tatsache löst zunächst Schwierigkeiten mit vermeintlichen Widersprüchen aus. Die Schrift sagt, dass niemand jemals Gott gesehen hat (Joh 1,18; 1. Tim 6,16; 1. Joh 4,12), und dass ein Mensch unmöglich im Angesicht Gottes stehen und überleben kann (2. Mo 33,20). Und doch lesen wir an vielen Stellen davon, dass verschiedene Menschen Gott gesehen hätten (u.a. Jakob in 1. Mo 32,31; Mose und Aaron in 2. Mo 24,10; Manoah in Ri 13,22; Jesaja in Jes 6,1 und Hagar in unserem Vers). Wie ist dies zu erklären? Gott hat es gefallen, sich Menschen zu offenbaren – jedoch nicht in seinem vollkommenen göttlichen Wesen als Geist, das hätten sie, wie gesagt, nicht verkraften können. Deshalb offenbarte er sich immer in anderen Personen. Damit kommen wir zum Herrn Jesus. Johannes schreibt: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Und der Herr selbst erklärt Philippus später, dass man Gott, den Vater, gesehen hat, sobald man den Herrn Jesus ansieht (Joh 14,9). Er ist wirklich das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,14.15) – das bedeutet, dass wir tatsächlich Gott im Herrn Jesus sehen können (vgl. 2. Kor 4,6). Auch bei den erwähnten Stellen im AT war es meistens „der Engel des Herrn“, der gesehen wurde – was den Herrn Jesus selbst meint.

Es ist eine unvorstellbare Gnade Gottes, dass er praktisch den Vorhang über seinem Angesicht gelüftet hat durch den Herrn Jesus, sodass wir ihn kennenlernen dürfen. In den Religionen dieser Welt ist Gott ein distanziertes, entferntes, unerreichbares Wesen – wir dürfen an Gott glauben, der sich uns zeigen wollte. Im Herrn Jesus dürfen wir ihn schauen. Das ist ein riesiges Geschenk!

Der Gott, der mich schaut

Doch Gott tut noch mehr – er hat auch ein Interesse daran, uns zu schauen. Das ist ebenfalls eine unvorstellbare Gnade: Der große Gott, der Schöpfer des gewaltigen Universums, hat ein solches Interesse an mir kleinem Menschen, dass er mich schaut. Wir als seine Kinder sind nicht zu klein für ihn! Wenn ich darüber nachdenke, komme ich aus dem Staunen nicht mehr hinaus.

Wir lesen beispielsweise, dass der Herr ein Auge auf die Nöte seines Volkes wirft: „Und der HERR sprach: Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Schreien wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen“ (2. Mo 3,7). Er sieht unsere Tränen (Ps 56,9), unsere (oft grämenden Gedanken) und unser gesamtes Leben (Ps 139,1–4). Das alles ist auch heute noch der Fall.

Vertrauen wir unserem „El Roi“, dem wir so wertvoll sind, dass er uns seine volle Aufmerksamkeit schenkt. In notvollen Situationen, in denen wir möglicherweise einsam und ohne Hilfe sind, kann dieses Wissen Trost schenken.