„Denn die Gnade Gottes ist erschienen, Heil bringend für alle Menschen.“ Titus 2,11

Dieser Vers ist für die meisten von uns gut bekannt und es ist ein wunderschöner Vers. Uns wird gezeigt, dass in dem Kommen des Herrn Jesus auf diese Erde die Gnade Gottes vollständig offenbart worden ist. Die Gnade Gottes wird hier beschrieben wie eine Person: Sie ist erschienen. Das wurde wahr in der Menschwerdung des Herrn Jesus.

Gnade ist ein unverdientes Geschenk, unverdiente Gunst Gottes, in der wir stehen, und Gnade entspringt der Liebe Gottes. Sie entspricht der Freigebigkeit seines Herzens. Gnade bemisst sich nicht an unserer Not, an unserem Elend, an dem, was wir brauchten, sondern Gnade bemisst sich am Herzen Gottes und deshalb ist sie unendlich groß.

Und als der Herr Jesus auf diese Erde kam, wurde auch von ihm gesagt, dass uns „besucht hat die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes“, als die Geburt des Herrn in Lukas 1 angekündigt wird. Wenn er dann in der Synagoge das Wort predigt, wird gesagt, dass die Menschen sich wunderten über „die Worte der Gnade, die aus seinem Munde hervorgingen.“  Aber nicht nur in seinem Leben hat er Gnade geübt, hat viele Menschen geheilt, hat trostvolle Worte gehabt, sondern er war gekommen, um Gnade zu bringen durch sein Sterben für uns. In Lukas 19,10 heißt es: „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“

Das war unumschränkte Gnade Gottes und sie brachte eben Heil, das heißt Rettung für alle Menschen. Im Alten Testament war das direkte Handeln Gottes – im Wesentlichen jedenfalls – auf das Volk Israel beschränkt. Mit dem Kommen des Herrn Jesus und seinem Werk am Kreuz ist die Gnade ausgeströmt zu allen Menschen. Jeder kann kommen, keiner ist ausgeschlossen. Aber es wird eben nur das Heil „gebracht“. Manche haben hieraus geschlossen, dass letztendlich doch alle Menschen errettet werden. Aber das ist ein großer Trugschluss und widerspricht vollständig der Aussage des Wortes Gottes, weil das, was Gott gebracht hat, das Heil in Christus, eben vom Menschen angenommen werden muss. Das Evangelium der Gnade Gottes muss geglaubt werden. Ansonsten nutzt es mir persönlich nichts.

Und diese zwei großen Seiten des Werkes des Herrn Jesus, dass er Sühnung gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes und dass er der Stellvertreter geworden ist für die, die glauben, müssen wir unterscheiden. Sühnung heißt, dass die Ansprüche Gottes bezüglich der Sünde vollständig befriedigt sind. Aus diesem Blickwinkel gilt das Werk des Herrn Jesus für alle Menschen. In 1. Timotheus 2,6 heißt es „Der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle.“ Das meint im Blick auf alle, dass es für alle ausreicht, dass jeder kommen kann. Aber es heißt nicht, dass jeder dieses Heil auch bekommt, sondern nur, dass es im Blick auf alle geschehen ist.

Im Markusevangelium haben wir dann die andere Seite dargestellt. Das ist die Seite der Stellvertretung. Und wir lesen dort einen Vers, der auf den ersten Blick sehr ähnlich ist zu dem in 1. Timotheus 2. Es heißt in Markus 10,45: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“ Hier heißt es nicht „für alle“, sondern „für viele“. Und das griechische Wort für „für“ ist hier ein anderes. Es bedeutet „anstelle von“. Das heißt, der Herr Jesus hat die Sünden anstelle derer getragen, die an ihn glauben. Das ist Stellvertretung. Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt weiß, er ist stellvertretend für mich am Kreuz gestorben. Er hat dort stellvertretend meine Sünden getragen. Und weil Gott gerecht ist und Sünde nur einmal richtet, wird er die Sünde nicht mehr an mir richten, denn Christus hat sie bereits im Gericht Gottes getragen. Und so dürfen wir wirklich glücklich sein, dass die Gnade Gottes nicht nur erschienen ist, dass sie nicht nur heil gebracht hat für alle Menschen, sondern dass wir dieses Heil wirklich kennen und genießen dürfen und eine herrliche Zukunft bei Christus haben.